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Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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einmal eine feste Adresse.
    Als sie fertig war, ließ sie den Deckel zuschnappen und schob den Koffer wieder unter das Bett. Klar, dass sie keine Lust hatte, Drake ihre Pläne auf die Nase zu binden.
    Lauri Parrish war eine unerschrockene Kämpferin. Aufgeben hielt sie für eine unverzeihliche Charakterschwäche. Sie hatte bisher nur einmal in ihrem Leben kapitulieren müssen – als ihre Ehe nicht mehr zu retten gewesen war.
    Trotz Kämpfernatur und eisernem Willen gab sie sich jedoch keinen Illusionen hin. Sie wusste, wann eine Sache aussichtslos war und wie man ohne Gesichtsverlust kapitulierte, auch wenn es einem fast die Seele zerriss. Zumal sie sich mental damit abgefunden hatte, dass Drake ihre Gefühle niemals erwidern würde. Nein, das wäre vermutlich so unwahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto. Folglich würde sie aus seinem Haus verschwinden – und zwar schleunigst. Solange sie noch ein Minimum an Selbstwertgefühl und ein bisschen Mumm in den Knochen hatte.
    Sie würde die Segel streichen. Besser früher als zu spät.

14
    B is Jennifer sich an diesem Abend endlich bequemte, schlafen zu gehen, dauerte und dauerte es. Sie war dermaßen aufgekratzt über Drakes Rückkehr, dass sie einfach kein Ende fand. Zähneknirschend ließ Lauri ihr Kapriolen durchgehen, die sie sonst nie geduldet hätte.
    Nachdem sie schließlich frisch gebadet war, verteilte Jennifer freigiebig Gutenachtküsse und wurde maulend ins Bett gesteckt. Als sie die Hände zu dem Nachtgebet faltete, das Lauri ihr in Gebärdensprache vermittelt hatte, musste die Gehörlosenpädagogin die Tränen zurückblinzeln. Sie beugte sich über das Bett und umarmte die Kleine innig, nahm ihren kindlich frischen Duft und die blütenzarte Haut wahr. Ich habe dich lieb, Jennifer , bedeutete sie ihr, bevor sie sich wortlos aus dem Zimmer flüchtete. Und Drake das Löschen des Lichts überließ.
    Sie lief in das große Schlafzimmer, schloss die Tür. Drake folgte ihr jedoch kurz darauf und klopfte.
    »Ja?«
    »Zimmerservice«, rief er vergnügt und öffnete sich kurzerhand selbst. »Was hältst du davon, wenn du runterkommst und ein Glas Wein mit mir trinkst? Vor dem Kamin. Ich finde, der heutige Abend ist perfekt dafür.« Womit er unterschwellig anklingen ließ, dass der Abend auch noch für ein paar andere Dinge perfekt wäre.
    So eine unverschämte Frechheit! Was bildete er sich eigentlich
ein? In ihrer Wut musste sie sich bremsen, sonst hätte sie ihn umgehend angegiftet. Dieser Arroganzbolzen glaubte wohl immer noch, dass er sie nach Lust und Laune vernaschen könnte, fauchte sie im Stillen. Aber da hatte er sich gehörig in den Finger geschnitten. Sie war aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Aber das würde er noch früh genug merken.
    »Ich habe Kopfschmerzen«, antwortete sie spröde. »Den ganzen Tag dieser orkanartige Wind, das zerrt ganz schön an den Nerven. Jedenfalls fühle ich mich nicht wohl. Demnach gehe ich wohl besser ins Bett. Was ich brauche, ist eine ordentliche Mütze Schlaf. Von wegen ein schönes Glas Wein.«
    »Die Lady redet sich um Kopf und Kragen«, meinte er grinsend.
    »Bedaure, Drake. Ich fühle mich wirklich nicht danach, noch mal nach unten zu gehen.«
    Er musterte sie einen langen Augenblick. »Also, gut. Wir sehen uns morgen beim Frühstück.«
    Während sie nervös in ihrem Zimmer auf und ab lief, lauschte sie auf die gedämpften Geräusche des Fernsehers, die von unten zu ihr hochdrangen. Schließlich verstummten sie, und sie hörte, wie Drake in den Raum neben der Küche ging. Die Tür zum Bad öffnete und das Wasser aufdrehte.
    Dann wurde es still im Haus. Lauri glitt durch den oberen Flur zur Treppe und lauschte. Nirgends brannte Licht. Auf Zehenspitzen stahl sie sich in ihr Zimmer zurück, wo sie vorsichtshalber noch eine Weile wartete. Nach ungefähr zwanzig Minuten schlüpfte sie in ihren Kapuzenmantel, holte den gepackten Koffer unter dem Bett hervor und schlich geräuschlos die Stufen hinunter.
    Der Sturm hatte sich zwar gelegt, aber es schneite weiterhin heftig, als Lauri schließlich im Eingang stand. Behutsam stellte sie den Koffer ab, zog mit beiden Händen die Tür hinter sich zu. Vorsichtig stieg sie die eisglatten Stufen hinunter und erreichte mehr schlitternd als laufend den geparkten Mercedes.
    Das Türschloss war zugefroren. Nach mehreren vergeblichen Versuchen ließ es sich endlich öffnen. Lauri stellte ihre Umhängetasche und den Koffer in den frisch gefallenen Schnee und musste mit beiden
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