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Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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seine Küsse und Liebkosungen so einfach vergessen? Die erotisierenden Zärtlichkeiten, die er ihr ins Ohr gehaucht hatte, während er sie in der schier endlosen Anzahl erfüllender Liebespraktiken unterwies? Er hatte sie erregt und sie jedes Mal aufgefangen, wenn sie wie in einem wilden Fieber ihre Lust durchlebt hatte. Wieder und wieder, wie er sie auf ungeahnte Weise in diese Schwindel erregenden Höhen sinnlicher Ekstase hinaufkatapultiert hatte. Dabei war er immer für sie da gewesen, hatte sie gehalten, gestreichelt, verwöhnt.
    Während des Abendessens plauderten sie ungezwungen. Er lobte ihre Kochkünste und betonte ausdrücklich, dies sei die erste hausgemachte Mahlzeit seit seiner Rückkehr nach New York. Er erzählte sämtlichen Klatsch und Tratsch aus der schillernden Metropole: wer mit wem wann in welcher angesagten Disko gesehen worden war. Lauri antwortete nur, wenn er sie direkt etwas fragte. Als er sich nach Betty und ihren Kindern erkundigte, erzählte sie ihm eine Begebenheit von Sam und seinem Malheur mit einem Eimer Farbe. Drake lachte sich halb schief. Da sie sich in Zeichensprache unterhielten, konnte Jennifer der Geschichte folgen
und ihrerseits eine Version des Missgeschicks hinzufügen. Dann fiel sie in das Lachen ihres Vaters mit ein.
    Nach dem Essen wollte Drake ihr beim Abräumen helfen, aber Lauri schob ihn kurzerhand beiseite. »Schon vergessen? Du wolltest dich doch mehr um Jennifer kümmern.«
    »In Ordnung. Ich wollte ihr sowieso etwas Wichtiges erklären«, antwortete er. Er nahm Lauris Vorschlag auf und verschwand aus der Küche, auf der Suche nach seiner Tochter.
    Nachdem das Geschirr in der Spülmaschine stand und die Küche wieder vor Sauberkeit blitzte, wusste Lauri nicht mehr, was sie noch tun sollte, um sich abzulenken. Sie hatte sich extra viel Zeit mit dem Aufräumen gelassen, aber jetzt blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als sich mit Drake auseinanderzusetzen.
    Herr im Himmel, gib mir die Kraft dazu, das durchzustehen, flehte sie im Stillen, während sie widerstrebend in Richtung des großzügigen Wohnbereichs ging. Die Vorstellung war ihr unerträglich, mit ihm in einem Raum zu sein und doch nicht an seinem Leben teilzuhaben. Ihm ganz nah zu sein und ihn nicht zärtlich berühren zu dürfen. Seit seiner Ankunft, seit er sich den Schnee aus Mantel und Haaren geschüttelt hatte, sehnte sie sich danach, ihn stürmisch zu umarmen. Aber das stand völlig außer Frage. Viel wahrscheinlicher war, dass sie in ein paar Tagen aus seinem Leben treten und schnöde auf der Straße stehen würde.
    Im Flur blieb sie kurz stehen, überprüfte, ob die Vordertür verriegelt war. Da vernahm sie Drakes Stimme aus dem Unterrichtsraum, die selbst den heulenden Sturm und das Peitschen des Windes gegen die Fensterscheiben übertönte.
    »Mom-my«, sagte Drake artikuliert und mit Betonung auf den einzelnen Silben. »Fühl mal, Jennifer«, wies er die Kleine an. »Leg deine Finger hier auf meinen Kehlkopf. Mommy, Mom-my. Siehst du? Kannst du das auch? Mach es mir einfach nach.«
    »Mau-my«, hörte Lauri die Kleine mühsam herausbringen.
    »Ja!«, rief Drake begeistert. Er klopfte dem Kind anerkennend auf den Rücken. »Das war schon nah dran«, lobte er. »Schau mal, so wird es geschrieben. M-o-m-m-y. Mommy. Versuch’s noch mal«, drängte er.
    Lauri presste sich eine Faust in den Mund, um einen Aufschrei zu unterdrücken. Die Bilder! Er hatte sie doch vorhin gefragt, ob Susans Sachen noch oben seien. Bestimmt hatte er sich ein paar Dinge geholt, um Jennifer besser erklären zu können, wer die Frau auf den Fotos war.
    »Ich ertrag das nicht«, ächzte Lauri und rannte nach oben. Kaum hatte sie die Schlafzimmertür aufgerissen, entdeckte sie die Schrankfächer mit den offenen Kartons. Er hatte darin herumgewühlt und herausgenommen, was er seiner Tochter zeigen wollte.
    Grundgütiger, schluchzte Lauri. Er liebt Susan immer noch. Und er wird sie immer lieben. Insgeheim hatte sie mit seiner Rückkehr bereits die leise Hoffnung verknüpft, dass er es sich mit ihrer Beziehung anders überlegt haben könnte. Dass er aus ihrer Scheinehe eine rechtsgültige Verbindung machen wollte. Jetzt wusste sie endlich, woran sie bei ihm war.
    Und sie wusste, was sie zu tun hatte.
    Ohne groß zu überlegen, zog sie einen Koffer unter dem Bett hervor und begann zu packen. Sie nahm nur das Nötigste
mit. Irgendwann würde sie Betty anrufen, die ihr den Rest bestimmt nachschickte. Momentan hatte Lauri ja nicht
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