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Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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katzenhafter Geschmeidigkeit aufstand und den Apfelrest zielsicher in einen Abfallkorb warf.
    Abfällig musterte sie seine Garderobe. Kein Chirurg trug dermaßen knallenge Hosen bei der Arbeit. Der grüne Operationskittel war figurbetont geschnitten und passte dem hoch gewachsenen, schlanken Drake Sloan wie eine zweite Haut.
Der V-förmig ausgeschnittene Kragen enthüllte seine dunkel behaarte Brust. Als wenn so was in einem Operationsraum erlaubt wäre, überlegte Lauri verächtlich schnaubend.
    Sie hörte eine Stimme hinter sich und drehte sich um. Der Mann, der sich vermutlich vorhin aus der Technik zu Wort gemeldet hatte, steuerte in Richtung Requisite, die zickige Schauspielerin im Schlepptau.
    »Er schert sich um keine einzige Einstellung«, beschwerte sie sich. »Er weiß genau, wo er stehen muss, wenn die Kamera auf ihn fokussiert, aber nein, er macht verflucht noch mal, was er will.«
    »Ich weiß, ich weiß, Lois. Sei ein braves Mädchen und ignorier ihn einfach, ja?«, meinte der Regisseur einlenkend. »Komm, wir absolvieren den heutigen Drehplan, und dann gehen wir was trinken. Ich red mit Drake. Okay? He, Schätzchen, zeig mir mal dein umwerfendes Lächeln.«
    Was für ein Blabla. Lauri stöhnte heimlich auf. Stargeflüster. Das kannte man doch. Erzähl ihnen, was sie hören wollen, und verschieb die Paranoia auf den nächsten Tobsuchtsanfall.
    Die beiden gesellten sich zu Drake Sloan auf dem Set und diskutierten kurz miteinander. Die Techniker, die in der Zwischenzeit rauchten, lasen oder miteinander plauderten, nahmen ihre Positionen hinter den Kameras wieder ein und setzten sich Kopfhörer auf, über die sie die entsprechenden Anweisungen von der Aufnahmeleitung erhielten. Der Tontechniker richtete die Mikrophone erneut aus.
    Der Regisseur küsste Lois auf die Wange und sprang vom Set. »Bevor ich nach oben verschwinde, gehen wir die Szene noch mal kurz durch. Küss sie gefälligst ein bisschen leidenschaftlicher,
Drake. Sie ist immerhin deine Geliebte und nicht deine todkranke Erbtante.«
    »Hat deine Geliebte schon mal Anchovispizza mit einer Extraportion Knoblauch zu Mittag gegessen, Murray?«
    Lois schäumt vor Wut.
    Die Crew lachte sich schlapp. Murray redete Lois abermals gut zu. Dann rief er: »Aufzeichnung läuft!«
    Eine der Kameras war so positioniert worden, dass sie Lauri die Sicht versperrte. Wider Willen fand sie die Dreharbeiten inzwischen richtig spannend. Geduckt huschte sie zu einem strategisch günstigeren Punkt, von wo aus sie die Abläufe optimal verfolgen konnte. Und nachdem sie ihren trivialen Dialog heruntergebetet hatten, riss Drake Sloan Lois ein weiteres Mal in seine Arme und küsste sie glutvoll.
    Lauris Herz setzte einen Schlag lang aus, als sie sah, wie seine Lippen mit denen der Schauspielerin verschmolzen. Man konnte diesen Kuss fast körperlich fühlen, sich lebhaft vorstellen … Sie lehnte sich an einen Requisitentisch und reckte den Kopf, um auch ja nichts zu verpassen. Der Klang von zersplitterndem Glas lenkte die Blicke von den Darstellern  – auf Lauri. Das ganze Drehteam starrte sie an!
    O Schreck! Sie hatte die große Glasvase auf dem Tisch nicht bemerkt. Jetzt lag sie in tausend Scherben zerbrochen auf dem Studioboden.
    »Verdammt!«, brüllte Drake Sloan. »Was ist denn jetzt schon wieder?« Er schob Lois unsanft beiseite und durchquerte den Raum mit drei langen, energischen Schritten. Murray folgte ihm – obwohl entnervt und verärgert, war er die Ruhe in Person. Der Schauspieler baute sich vor Lauri auf, und sie hätte vor Scham im Erdboden versinken mögen.
    »Wer zum Henker …«
    »Sie ist hier, weil sie einen Termin mit Mr. Rivington hat«, unterbrach ihn der hilfsbereite Kameramann von vorhin.
    Drake Sloan fixierte sie mit mordlustig glitzerndem Blick unter dunklen Brauen. Seine grünen Augen weiteten sich. »Mr. Rivington, mmh?« Einige Kameraleute prusteten verhalten. »Murray, seit wann veranstalten wir hier Autogrammstunden?« Diesmal lachte die gesamte Crew.
    Lauri fand das gar nicht witzig. Im Gegenteil, sie war stocksauer, dass er sich auf ihre Kosten lustig machte. Wütend warf sie die kupfern schimmernden Locken zurück, ihre braunen Augen wurden schmal.
    »Tut mir leid, dass ich Ihr … Dingsda unterbrochen habe«, versetzte sie schnippisch. Sie hatte keine Ahnung, wie man das beim Film nannte, und sie wollte es auch gar nicht so genau wissen. Sie entzog sich Drake Sloans zynischem Feixen und wandte sich an Murray, der ihr immerhin
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