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Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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weiß, dass ich gelegentlich bis acht oder neun Uhr abends im Studio bin, wenn Doktor Hambricks Klinikaffären gerade mal wieder chaotisch verlaufen. Deshalb darf ich Jennifer ein paar Mal in der Woche auch noch später am Abend besuchen.«
    Lauri hatte einen Schlüssel für den Personaleingang, der abends immer verschlossen war. Sie huschten durch die dunklen Schlafsäle bis zu dem Zimmer, das Jennifer mit drei gleichaltrigen kleinen Mädchen teilte.
    Drake ließ Lauri vorgehen. Als er sich auf das Bett des schlafenden Mädchens setzte, hielt sie sich im Hintergrund. Er knipste die kleine Lampe auf dem Nachttisch an und tippte Jennifer sanft auf die Schulter. Das Kind bewegte sich, schlug die Lider auf und erkannte Drake. Freudestrahlend setzte sie sich auf und schlang die Ärmchen um seinen Nacken.
    Lauri hatte mit vielem gerechnet, aber beileibe nicht damit, dass das sonst zurückhaltende, verschlossene Kind mit einer derart spontanen Begeisterung reagieren würde.
    »Wie geht es Daddys Mädchen, hmm? Freust du dich, mich zu sehen?« Die Frage war rein rhetorisch. Jennifer kuschelte
sich an seine breite Brust, während er ihr über die blonden Locken streichelte.
    Drake Rivington schien wie verwandelt. Der zynische Zug um seinen Mund milderte sich, sein harter Blick wurde sanft. Liebevoll betrachtete er die Kleine in seinen Armen.
    Nach der stürmischen Begrüßung fing Jennifer an, seine Sakkotaschen zu durchwühlen. Sie kicherte, als er im Spaß ihre winzigen Finger wegschob. Schließlich hielt sie triumphierend ein Päckchen Kaugummi hoch, das sie gleich öffnete.
    »Moment mal, junge Dame. Den darfst du jetzt nicht haben«, erklärte Drake. »Na ja, meinetwegen«, setzte er achselzuckend hinzu, da sie geschickt einen Streifen Kaugummi ausgewickelt hatte.
    »Nein, auf gar keinen Fall«, sagte Lauri sanft, aber bestimmt. Drakes Blick glitt zu ihr, aber das Kind hatte sie natürlich nicht verstanden. Sie wollte den Kaugummi eben in den Mund schieben, indem klopfte Lauri auf das Bettende, um Jennifer auf sich aufmerksam zu machen.
    Die Kleine spähte zu ihr und lächelte. Lauri nickte freundlich und gestikulierte: Hallo, Jennifer. Wie heiße ich?
    Jennifer machte das Zeichen für Lauri und brachte ihn mit leiser, unsicherer Stimme über die Lippen. Drake blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen.
    »Schätzchen, das ist fantastisch«, rief er und drückte die Kleine zärtlich an sich. Jennifer freute sich über die Begeisterung des großen, tollen Mannes, der sie regelmäßig besuchte und sich ausschließlich um sie kümmerte. Mit den anderen Mädchen sprach er nie. Nur mit ihr.
    Lauri griff die Gelegenheit auf. Als Jennifer erneut zu ihr
schaute, erklärte sie: »Das ist Drake.« Sie demonstrierte Jennifer das Zeichen für seinen Namen, das sie sich ausgedacht hatten. »Ich bin mir nicht sicher, ob sie verwandtschaftliche Beziehungen begreift. Wir lernen demnächst die Begriffe Vater und Tochter . Einstweilen sind Sie einfach Drake«, schlug Lauri vor.
    Die Kleine machte das Zeichen für Drake und zeigte auf ihn. »Ja.« Lauri nickte bekräftigend. Stolz wiederholte Jennifer die Bewegungen – für sie war es wie ein spannendes Spiel – und alle drei lachten. Als sie den darüber vergessenen Kaugummi in den Mund stecken wollte, zupfte Lauri sie behutsam am Ärmel. In der Taubstummensprache versuchte sie ihr zu erklären, dass sie sich den Kaugummi bis nach dem Aufwachen am nächsten Morgen aufheben solle.
    Hilfesuchend spähte Jennifer zu Drake, doch der schüttelte den Kopf, legte das Päckchen auf den Nachtschrank und machte das Zeichen für Schlafen . Er hatte sich gemerkt, dass Lauri dieses kurz zuvor benutzt hatte.
    Gähnend sank seine Tochter auf das Kissen zurück. Mit ihren blonden Locken und dem rosagerüschten Nachthemd sah sie aus wie ein entzückender kleiner Engel. Als Drake sich aufrichten wollte, ließ sie ihn nur widerstrebend los. Er hauchte ihr einen flüchtigen Kuss auf die kleine Kinderstirn und erhob sich. Bevor er das Licht löschte, spähte Jennifer zum Fußende des Bettes und streckte die Ärmchen nach Lauri aus.
    Die junge Pädagogin sah zu Drake, der versonnen lächelte. »Ich denke, das sagt alles«, murmelte er. Worauf sie sich über das Bett beugte und Jennifer ihr einen feuchten Schmatzer auf die Wange drückte.
    Sie deckten die Kleine zu, löschten das Licht und verließen den Raum. Mitten im Gang blieb Lauri abrupt stehen. Ihr ging so vieles durch den Kopf. Laufen und
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