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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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offensichtlich, dass Ross, wäre er nicht so stark, unmittelbar an den Folgen der Kugel gestorben wäre.
    Ross wusste das auch. Vor Stunden hatte er seinen Kindern Auf Wiedersehen gesagt. Banner hatte geschluchzt und sich an ihren Vater geklammert. Lee hatte sich mehr Zurückhaltung auferlegt, aber als er aus dem Haus floh, nachdem er von der Seite seines Vaters aufgestanden war, standen Tränen in seinen Augen. Micah hatte gesagt: »Ich bleibe besser bei ihm«, und war ihm gefolgt. Sie waren aus dem Hof geritten und seitdem nicht mehr gesehen worden.
    Lydia hatte keine Angst um Lee. Er würde schon zurechtkommen.
    Ihre Tochter bereitete ihr mehr Sorgen. Es hatte eine tränenreiche Versöhnung stattgefunden. Lydia tat es in der Seele weh, dass Banner an ihrem Hochzeitstag keine Freude finden konnte. Die Nachricht, dass Jake jetzt offiziell zur Familie gehörte, hatte Lydia entzückt, obwohl sie ihn schon jahrelang als zugehörig empfunden hatte. Als Jake ruhig verkündete, dass er und Banner verheiratet waren, und erklärte, warum er und Ross gekämpft hatten, gab es ein großes allgemeines Weinen und Umarmen.
    Lydia legte Jake die Hand auf den Arm. »Ross hat wie ein Vater reagiert. Wenn er Zeit hat, darüber nachzudenken, wird er so glücklich sein wie ich.«
    »Wir haben unseren Frieden miteinander geschlossen«, erzählte Jake ihr.
    Als Ross zum letzten Mal mit Banner sprach, nahm er ihre Hand, tätschelte sie und lächelte sie an. »Ich bin froh über dich und Jake. Werde glücklich mit ihm«, flüsterte er. Aber statt Banner glücklich zu machen, trugen diese Worte nur dazu bei, den gequälten, traurigen Blick in ihren Augen zu vertiefen.
    Nicht einmal ihr Ehemann konnte sie trösten. Ma hatte sie schließlich dazu bewegt, sich auf das Sofa im Wohnzimmer zu legen. Jake setzte sich daneben. Ma hielt in der Küche Wache, kochte Tee, den niemand wollte, und beharrte darauf, dass alle essen mussten, um bei Kräften zu bleiben. Aber auch sie aß nichts.
    Lydia hatte sich in Ross’ Büro zurückgezogen und den Rest der Welt ausgeschlossen. Wenn dies ihre letzte gemeinsame Nacht sein würde, wollten sie sie allein verbringen.
    Jetzt öffnete er die Augen, als hätte sie ihn stumm darum gebeten, und schaute sie klar an. Gott erwies ihnen kleine Gunstbeweise. Er hatte Ross das Vorrecht gewährt, Jake dafür zu danken, dass er Clancey getötet hatte. Jetzt wurde er mit genügend Kraft gesegnet, um der Frau, die er mehr als sein Leben liebte, Auf Wiedersehen zu sagen.
    Anscheinend mühelos hob er die Hand und fuhr mit den Fingern durch ihr Haar. »Weißt du noch … wie ich mich … darüber lustig gemacht habe?«
    Sie neigte den Kopf und zwang sich, diese kostbaren Augenblicke nicht mit Weinen zu vergeuden. Als sie den Kopf wieder hob, funkelten ihre Augen. »Ja. Du hast mich richtig schikaniert.«
    »Jetzt liebe ich es.« Er fingerte an den widerspenstigen Strähnen herum.
    »Ich liebe dich«, flüsterte sie.
    »Ich weiß«, erwiderte er ruhig. Seine Hand glitt von ihrem Haar zu ihrer Wange. »Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich in dein Gesicht sah. Ich habe mich in dir verloren, Lydia.«
    Ein Schluchzen drang aus ihrer Kehle. Sie zwang ihre zitternden Lippen zu einem Lächeln. »Du hattest es dringend nötig, dich zu rasieren.«
    »Ich erinnere mich genau.«
    »Ich auch. Jeder Augenblick mit dir war kostbar. Bis ich dich kennenlernte, habe ich überhaupt nicht gelebt.« Sie rieb ihre Stirn an seiner. »Wenn Jake Sheldon nicht getötet hätte, hätte ich es getan. Warum hat er das getan?«
    »Sch, sch. Es hätte jederzeit während der letzten zwanzig Jahre passieren können. Wir haben so viel Zeit miteinander verbracht, wie wir es gar nicht erhoffen konnten. Lass uns nicht selbstsüchtig sein.«
    »Was dich betrifft, bin ich schon immer selbstsüchtig gewesen. Ich werde nie genug von dir bekommen.« Leidenschaftlich küsste sie ihm die Hände.
    Sein Körper krampfte sich vor Schmerz zusammen, und sie sank von dem Stuhl, auf dem sie saß, auf die Knie. Sie legte einen Arm auf seinen Bauch. Mit dem anderen strich sie ihm über den Kopf. Sein Haar war so kraus, so lebendig in ihrer Hand.
    Als der schlimmste Schmerz vorüber war, blickte er zu ihr auf. »Wie werde ich den Himmel ertragen können, bis du dort bist?«
    »Oh, Ross!« Ihr Gesicht verzog sich, und die Qual, die sie sich so sehr zu verbergen bemüht hatte, ließ sich nicht länger verheimlichen. Ihre Tränen strömten hervor. »Für dich wird die Zeit
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