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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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aufpassen. Aber Banner.« Er seufzte. »Ich würde jeden Mann töten, der sie verletzt. Ich glaube, ich bin froh, dass meine schlimmste Furcht sich nicht bewahrheitet hat.«
    »Welche war das?«
    »Dass eines Tages irgendein nutzloser Cowboy dahergeritten käme und ihr den Kopf verdrehen würde.«
    »Cowboys beeindrucken sie nicht besonders. Sie ist mit ihnen aufgewachsen.«
    »Sie war auch nicht immer achtzehn und hatte diesen gewissen Ausdruck in den Augen. Den hat sie erst, seit sie ungefähr sechzehn war.«
    »Welchen Ausdruck?«
    »Den du auch jedes Mal bekommst, wenn ich beginne, mein Hemd aufzuknöpfen.«
    »Ross Coleman, du eingebildeter …«
    Der Wortschwall ihrer Mutter wurde unterbrochen, und Banner zweifelte nicht daran, dass die Lippen ihres Vaters dafür verantwortlich waren.
    »Ich habe keinen solchen Ausdruck in den Augen«, protestierte Lydia einige Augenblicke später schwach.
    »O doch. Und tatsächlich«, Ross senkte die Stimme, »hast du ihn sogar in diesem Augenblick. Komm her, Frau«, flüsterte er, bevor wieder ein längeres Schweigen folgte.
    Lächelnd löschte Banner das Licht in der Eingangshalle und ging in ihr Zimmer hinauf. Sie blickte in ihren Frisierspiegel, presste die Nase gegen das Glas und blickte tief in ihre Augen.
    Hatte sie auch »diesen Ausdruck«? Hatte Grady es deshalb gewagt, sie an einer der verbotenen Stellen, über die sie und ihre Freundinnen flüsterten, zu berühren? War sie schlecht, weil sie berührt werden wollte? War Grady schlecht, weil er sie berühren wollte?
    Wenn es ihr schon schwerfiel zu widerstehen, wie musste es dann erst für den armen Grady sein, der ja ein Mann war und dessen körperliche Bedürfnisse daher noch schwerer zu kontrollieren waren?
    Sie war ins Bett gegangen und hatte versucht zu schlafen. Ihren Verstand beunruhigten viele Fragen, ihren Körper das Verlangen, das Unbekannte kennenzulernen.
    Nun, jetzt brauchte sie nicht mehr lange zu warten, dachte sie, als sie beobachtete, wie ihre Brautjungfern durch das Mittelschiff der Kirche hereinzogen, so wie sie es am Tag zuvor geübt hatten.
    »Wir sind als Nächste dran, Prinzessin«, sagte Ross. »Bist du bereit?«
    »Ja, Papa.«
    Sie war bereit. Sie war bereit, von einem Mann geliebt zu werden, bereit, dass das schwelende Feuer in ihrem Körper entfacht und gelöscht wurde. Sie war bereit, einem Mann zu gehören, jemanden zu haben, den sie bei Nacht umarmen konnte, jemanden, der sie umarmte. Sie war es leid, sich wegen verstohlener Küsse und Augenblicke, in denen die Leidenschaft drohte, die Grenzen des Anstands zu überschreiten, schuldig zu fühlen.
    Ross führte sie um den Wandschirm herum. Sie gingen das Mittelschiff hinunter, als die Orgel nach einer dramatischen Pause machtvoll einsetzte. Alle standen da und blickten sie an auf ihrem langsamen Marsch. Ein Meer freundlicher Gesichter grüßte sie, die meisten kannte Banner, seit sie ein Baby gewesen war. Bankiers, Kaufleute, Händler, Rechtsanwälte, Rancher und Farmer aus der Nachbarschaft und ihre Familien waren zu Banner Colemans Hochzeitstag gekommen. Mit einer für eine Braut unüblichen Kühnheit lächelte Banner zurück.
    Die Langstons standen in der Reihe direkt hinter Lydia. Als Erste Ma, die mit den Tränen kämpfte. Daneben Anabeth, deren Ehemann Hector Drummond und deren Kinder, dann Marynell. Micah stand zwischen Marynell und Banners Halbbruder Lee.
    Ihre »Peiniger«.
    Als sie ihnen von der Seite einen Blick zuwarf, wusste sie, dass es ihnen selbst jetzt schwerfiel, nicht in ein der Situation völlig unangemessenes Gelächter auszubrechen. Nur die drohenden Blicke von Ma und Ross verhinderten einen Heiterkeitsausbruch.
    Die Jungen waren Busenfreunde geworden, als Micah mit seiner Mutter nach River Bend gezogen war. Zuerst war Banner eifersüchtig auf Micah gewesen, der sie ihres einzigen Spielkameraden beraubte. Sie erinnerte sich noch immer an die Zeit, als sie ihm eine Klette unter die Satteldecke gelegt hatte. Er war abgeworfen worden, Gott sei Dank aber nicht schwer verletzt worden oder zu Tode gekommen, wofür die damals sechs Jahre alte Banner selbstsüchtig gebetet hatte.
    Stets war sie wie ein Anhängsel hinter den Jungen hergelaufen und hatte darum gebettelt, mitmachen zu dürfen, ganz gleich welche Schandtat sie gerade ausheckten. Oft ließen sie sie mitmachen – aber nur damit sie den Sündenbock abgeben konnte, wenn sie erwischt wurden.
    Trotz ihrer Kabbeleien liebte Banner die beiden von ganzem Herzen. Sie
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