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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nun doch. »Yul Brunner! Marcus-Tomba, du bleibst bei mir! So einer wie du fehlt mir! In zehn Tagen richten wir uns in Outjo ein.«
    Das war vor acht Monaten gewesen.
    Heute lebten sie in einer großen, weiß gestrichenen Baracke, die als Forschungszentrale und Ambulanzklinik diente. Umgeben von knorrigen Tamarisken und Feigenbäumen, einem riesigen Affenbrotbaum und einigen zerzausten Hyphaene-Palmen, hatte Dr. Oppermann das langgestreckte Holzhaus am Ende der Teerstraße in das harte Gras setzen lassen. Hundert Meter weiter begann der noch nicht ausgebaute, aber festgewalzte Pad nach Okaukuejo, dem großen Wildhüterlager am Rande der Etoscha-Pfanne, dem größten Wildgebiet der Erde. Es war ein guter Platz. Von hier aus war der ganze Norden zu befahren, das Land zwischen Meer und Okavango-Fluß, eine Strecke von über tausend Kilometern, für Südwest-Afrika keine Entfernung.
    Urulele öffnete die Tür und schob die Herero-Frau mit ihrem Kind ins Zimmer.
    »Nummer 431!« meldete er noch einmal. »Linkes Auge bereits zerstört.«
    Im Hintergrund, an einem kleinen Schreibtisch, saß Franziska Maria Nkulele und holte aus einem niedrigen Rollschrank eine neue Karteikarte hervor. Franziska trug einen blitzsauberen weißen Kittel über einem sehr kurzen, roten Kleidchen, hatte in das Kraushaar ein rotes Band gebunden und balancierte auf der kleinen breiten Nase eine riesige Sonnenbrille, deren rotes Plastikgestell mit vielen Straß-Steinchen besetzt war. Sie funkelten und blitzten bei jeder Bewegung des Kopfes, und Nkulele war sehr stolz darauf. Sie hatte die langen dünnen Beine übereinander geschlagen, dehnte sich ein wenig im Sitzen und drückte ihre spitzen Brüstchen durch Kleid und Kittel.
    Marcus Urulele warf einen Blick darauf, seufzte, strich sich über seine Glatze und verschwand wieder im Nebenzimmer. Seit Franziska Maria als Sekretärin nach Outjo gekommen war, durchwatete Urulele das Meer großer Ungewißheit. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte es Uruleles Herz wie ein Blitz getroffen. Franziska Maria war mit dem Bus aus Omaruru gekommen. Mit einem modernen Koffer und einem Sack aus buntgemustertem Baumwollstoff betrat sie die weiße Baracke und traf sofort auf Urulele.
    »Großvater«, sagte sie höflich, »wo finde ich den Master Doktor?«
    Dabei blitzten die Glassteinchen auf ihrem Brillengestell, als sei sie die Gewittergöttin, die alle Blitze mit sich herumträgt.
    Urulele sah nach allen Seiten, den Großvater ausfindig zu machen, bis er begriff, daß die zierliche Schöne, eine Ovambo wie er, ihn gemeint hatte. Entsetzt starrte er das Mädchen an, rieb seine Handflächen an der Hose und schnaufte. Franziska Maria ging an ihm vorbei, wippenden Schrittes, den kleinen Po hin und her schwenkend. Zu ihrem wirklich sehr kurzen Rock trug sie an den langen, schlanken Beinen hochhackige, grellgelbe Schuhe mit zierlichen Fesselriemchen. Wer konnte es Urulele verübeln, daß sein Puls sich erheblich beschleunigte?
    »Wer zum Doktor will, meldet sich erst bei mir!« rief er streng. Das verführerische Luder aus Omaruru blieb stehen, drehte sich um und zupfte an ihrem Rock. Er wurde dadurch nicht länger, aber oben enger. Urulele verbarg die Hände auf dem Rücken und spielte nervös mit den Fingern. »Was willst du?«
    »Ich bin die neue Sekretärin!« sagte Nkulele freundlich.
    »Wie kann man Sekretärin sein, wenn man blind ist?« fauchte Marcus-Tomba.
    »Ich bin nicht blind!«
    »Wo steht hier ein Großvater?«
    »Oh, bist du keiner?« Nkulele tat sehr betroffen und legte beide Hände über ihre Brüste. »Ich dachte, daß einem im Alter die Haare ausfallen …«
    »Mein blanker Kopf ist eine Modeerscheinung«, sagte Urulele stolz. »Man kennt das hier bloß noch nicht! Es ist die Haartracht der Könige! Außerdem verleiht es große Stärke. Paß auf –«
    Er nahm ein Stück Bandeisen, das neben dem Eingang lag, hob es hoch, atmete tief ein und bog es, ohne abzusetzen, zu einem Hufeisen. Schweiß brach aus seinen Poren, sein dunkles Gesicht erstarrte vor Anstrengung zu einer Maske … aber er schaffte es sogar, das Eisen noch weiter zu biegen und die Enden zu einem Kreis zusammenzuführen.
    »Bravo!« sagte nach diesem Kraftakt Franziska Maria gleichgültig. »Wenn du mir jetzt, statt Eisen zu verbiegen, sagen könntest, wo ich den Master Doktor finde, wäre mir das lieber.«
    Urulele warf den Eisenring weg, knurrte etwas Unverständliches und brachte das aufregende Mädchen zu Dr. Oppermann.
    Am Abend
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