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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir
Autoren: Ellen Dunne
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Jemand summte mit der Melodie, machte Schritte vor, Schritte zurück. Das war also mit Himmel gemeint. Sie lachte. Das beruhigte sie immer.
    „Hallo! Hier unten bin ich!“
    Ein Gesicht schob sich über den Rand des Dachs. Kurz geschorene Haare, Krähenfüße, ein Lächeln, das dem Frieden nicht traute.
    „Suchense jemanden?“
    „Ja, Sie, Mister Ferguson.“ Sie lächelte – unverkrampft, wie sie hoffte.
    Seine Augen wurden schmal, als er sie erkannte.
    „Hat Ben Sie geschickt? Oder meine Frau?“ Er klang feindselig.
    „Können Sie nicht runterkommen, um das zu besprechen?“
    Schweigen. Immer noch feindselig, so schien es ihr. Sie seufzte und massierte ihren Nacken, der immer so schnell steif wurde.
    „Jetzt kommen Sie schon. Ich bin nicht mehr die Jüngste und nur für Sie aus Belfast hierhergekommen, also sind Sie mir ein Mindestmaß an Höflichkeit schuldig.“ Sie räusperte sich. „Außerdem könnte ich ’ne Tasse Tee brauchen.“
    Er schnaubte über ihre Unverfrorenheit, blickte über die Dächer der anderen Häuser hinweg, ausnahmslos Backsteinbauten wie seines. Dann erklomm er den Giebel und verschwand auf der anderen Seite.
    Sie hatte beinahe damit abgeschlossen, ihn wiederzusehen, als sich die Tür öffnete. „Kommen Sie rein … bitte.“
    Er hatte sich umgezogen und trug ein dunkelgrünes Hemd, die Ärmel hochgekrempelt. Seine nackten Füße klatschten auf dem Steinboden der Küche, während er zwischen Spüle und Wasserkocher pendelte.
    „Schön sieht es hier aus. Frisch renoviert?“
    „Ja.“
    „Sie selbst?“
    „Ja.“
    Es war erstaunlich aufgeräumt für so ein kleines Haus, beinahe kahl. Der Weihnachtsbaum stand noch nicht. Nur eine Kiste mit Kinderspielzeug und der mit Fotos vollgepflasterte Kühlschrank unterbrachen das Steingrau und Kirschbraun. Die meisten waren von Kindern oder erkennbar alt.
    „Herzlichen Glückwunsch, übrigens.“ Sie zeigte auf die Grußkarten auf dem Fenstersims und auf dem Küchenregal.
    Er streifte sie mit einem Seitenblick, nahm eine der Karten vom Sims, betrachtete die ‚40‘ in irisierenden Farben.
    „Mir schleierhaft, was es da zu feiern gibt, aber meinetwegen.“ Er stellte sie wieder zurück, wies mit dem Kinn auf die Karte daneben, auf der rosarote Luftballons eine ‚2‘ formten. „Die fand ich besser.“
    Seine Finger trommelten auf die Arbeitsoberfläche vor dem Wasserkocher.
    „Wie heißt die Kleine?“
    „Aoife.“
    „Ein schöner Name.“
    Er zuckte die Achseln und lächelte zum ersten Mal, verschränkte die Arme vor der Brust. Sein sehniger Körper glich dem eines reformierten Junkies.
    „Hören Sie, ich will echt nicht unfreundlich sein, aber warum sind Sie hier?“
    Er erhob sich wieder von dem Stuhl, auf den er sich gerade erst zu ihr gesetzt hatte, ging auf und ab, beobachtete den fauchenden Wasserkessel.
    „Wir haben Ihre Briefe bekommen.“
    Er lachte bitter und fuhr sich über die Haarstoppeln. Sie waren dicht wie die eines Teenagers, gut die Hälfte davon grau.
    „Wann war das?“ Er überlegte demonstrativ. „Vor sechs Jahren?“
    „Sieben“, korrigierte sie ihn. „Ich weiß, wir haben uns bisher nie bedankt.“
    Er füllte ihre Tassen, schob ihr die Zuckerdose zu.
    „Ich wollte mich nicht rausreden, wissen Sie? Ich wollte …“, er errötete, als sie sich nicht auf ihren Löffel konzentrierte, sondern weiter auf ihn, ließ den Blick auf die Tischplatte sinken. „Der Detective sollte wissen, was wirklich passiert ist.“
    „Er weiß es“, sagte sie, hatte jedoch keine Ahnung, womit sie anschließen sollte. Sie rührte eine Weile in ihrem Tee. Als sie aufsah, studierte er gerade, wie seine linke Hand die rechte massierte.
    „Wie geht es Ihrer Frau, Dallas?“
    „Ganz gut. Sie hat sich wieder an mich gewöhnt, denk ich.“ Er sah immer noch nicht auf. „Wir haben diesen Deal, dass sie bei mir bleibt, solang ich keinen Ärger mache. Sie mag Dublin, weil sich was tut. Außerdem ist Ben da. Zumindest, bis sein Schädel platzt vor lauter Wissen.“ Seine Mundwinkel zuckten, konnten sich aber zu keinem vollwertigen Lächeln entschließen.
    „Und was ist mit Ihnen?“
    Er sah aus dem Fenster in den Garten.
    „Mir geht’s gut.“
    Sein Blick kehrte nicht zurück, wanderte über das Gras. Minuten vergingen, bevor er kapitulierte.
    „Was wollen Sie hören? Ich lebe halt weiter. War schon schlechter.“ Sein patziger Ton schien ihm sofort leid zu tun. „Ich hab von Ihrem Projekt mit dem Detective gehört. Ben
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