Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie der Vater so der Tod

Wie der Vater so der Tod

Titel: Wie der Vater so der Tod
Autoren: Tracy Bilen
Vom Netzwerk:
bedeutet: Wir können die Mittagspause verbringen, wo wir wollen. Wichtig ist nur, dass wir pünktlich zum Nachmittagsunterricht zurück sind.
    Ich gehe allein und lausche den Gesprächen um mich herum. Amber und Melanie sprechen über Ambers Wurzeln. Melanie betont immer wieder, dass sie kaum zu sehen sind. Hallo? Sie sind etwa so deutlich zu sehen wie ein Nilpferd im Blumengarten. Cameron lacht schallend und torkelt auf den Bürgersteig. Vergiss das Atmen nicht! Dann sind da noch Josh und Kevin, die über eine Sendung reden, die gestern Abend im Fernsehen lief. Kevin sagt achtmal »Shit«. Danach höre ich auf zu zählen. Und dann bin da ich. Umgeben von anderen Schülern und doch vollkommen allein. Ich vermisse bereits Ambers Wurzeln und Kevins »Shit« und alles andere in diesem Kaff am Ende der Welt.
    Ich trage Jeans und ein kurzärmeliges T -Shirt, und allmählich wird mir kalt. Gestern war es noch warm – was ist heute los?
    Als ich das Dairy Dream erreiche, weiß ich nicht recht, was ich machen soll. Ich bin so nervös, dass ich gar keinen Hunger habe, zum Glück, denn ich habe kein Lunchpaket mitgebracht, und im Dairy Dream gibt’s nur verschiedene Sorten Eis, nichts Nahrhaftes.
    Eine Zeit lang sitze ich auf einem dieser gelben Parkplatzsteine und warte auf Mom, aber dann kommt ein Wagen, und der Bursche darin will genau dort parken, wo ich sitze, obwohl viele andere Parkplätze frei sind. Penner. Also stehe ich auf, gehe zur Außentheke und behalte die Straße im Auge.
    Etwas Kaltes klatscht mir auf die Brust. Alex Maloys Schokoladeneis.
    »Shit.« Diesmal kommt es von Alex. Mir geht Ähnliches durch den Kopf, aber ich halte die Klappe.
    »Entschuldige. Warte, ich wische es ab.« Alex hebt die Serviette.
    Er errötet, als ihm klar wird, wo das Schokoladeneis gelandet ist. »Ich meine, hier, bitte. Eine Serviette.«
    Er wirft den Rest seines Eishörnchens in den Abfalleimer, während ich fleißig wische.
    »Am besten hole ich mir ein neues.« Er sieht mir in die Augen. »Möchtest du auch eins, Sara?«
    Ich habe plötzlich dieses komische Prickeln in der Magengrube.
    »Ja«, antworte ich, obwohl ich keinen Hunger habe. Ein Eis kriege ich schon runter, wenn ich auf diese Weise ein paar Minuten mit Alex verbringen kann.
    Ich werfe einen raschen Blick in die Runde, um festzustellen, ob meine Mom gekommen ist, während ich nicht aufgepasst habe.
    »Oh, da fällt mir ein, du bist Zachs Mädchen«, sagt Alex und klopft sich an die Stirn.
    »Ich bin nicht Zachs Mädchen«, erwidere ich mit einem Lächeln, das einigermaßen kokett wirken soll. »Wir sind Freunde, das ist alles.«
    »Aha. Du bist also zu haben?«
    O Gott. Ich falle fast in Ohnmacht.
    »Nur für die nächsten zehn Minuten.« Danach siehst du mich nie wieder.
    Offenbar weiß er nicht recht, was er von den Worten halten soll. Er lacht. »Schokolade oder Vanille?«
    »Vanille«, sage ich und bin so aufgedreht, dass ich wahrscheinlich gar nicht merke, was ich esse. Nervös drehe ich meinen Pferdeschwanz.
    »Zweimal Vanille im Hörnchen, bitte«, sagt Alex zu Jessicas Mutter, die die Mittagsschicht an der Außentheke hat. Bis zum letzten Frühjahr war Mrs. Hamilton lediglich Hausfrau und Mutter. Ich bin ziemlich sicher, dass sie diesen Job nur angenommen hat, um ihre Tochter zu überwachen. Jessica geht nicht mehr zum Dairy Dream . Aber Mrs. Hamilton mag die Arbeit, weil sie uns über Jessica ausquetschen kann.
    »Hallo, Sara«, sagt Mrs. Hamilton, als sie mein Hörnchen mit Vanille füllt. »Hast du Jessica gesehen? Heute Morgen schien sie ein bisschen bedrückt zu sein.«
    Es ging ihr gut, bis ich ihr den Volleyball auf die Nase geknallt habe. Erstaunlicherweise hat bisher niemand Mrs. Hamilton davon erzählt. Offenbar habe ich noch Freunde, obwohl ich in letzter Zeit nicht sehr gesellig war. »Ja, sie sah tatsächlich ziemlich deprimiert aus.« Vielleicht glaubt Mrs. Hamilton, dass Jessica die dicke Nase vom Weinen bekommen hat.
    »Na bitte, du hast es ebenfalls bemerkt. Freut mich zu hören, dass ich mir solche Beobachtungen nicht nur einbilde.«
    Mrs. Hamilton reicht mir mein Hörnchen, und ich gehe schnell, bevor sie mir weitere Fragen stellen kann.
    Ich schaue über den Parkplatz. Wo ist Mom? Ist etwas schiefgegangen?
    »Was hat es mit diesem Projekt für Geschichte auf sich?«, fragt Alex und leckt an seinem Eis.
    Hier stehe ich, kurz vor einem Nervenzusammenbruch wegen meiner Mutter, und Alex fragt mich nach einem Projekt. Am liebsten möchte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher