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Wie Champagner in den Adern

Wie Champagner in den Adern

Titel: Wie Champagner in den Adern
Autoren: Alexandra Sellers
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hätte etwas versäumt und etwas ganz anderes tun solle n.
    Dabei liebte sie ihre Arbeit. Geschichte hatte sie von dem Moment an interessiert, als sie verstand, was sie bedeutete. Es hatte ihr Spaß gemacht, sich mit den Dingen zu beschäftigen, die längst untergegangene Kulturen bewegt hatten. Als Kind hatte sie bei einem Klassenausflug eine neue archäologische Ausgrabungsstätte in der Innenstadt von Toronto besucht und konnte sich noch heute an ihr Erstaunen erinnern, dass man die Spuren der Geschichte anfassen, riechen und aus der Erde ausgraben konnte. Von da an hatte sie gewusst, was sie später einmal im Leben machen wollte.
    Nichts stand ihr im Weg. Ihre Zeugnisse waren gut, sie wurde von der Universität in Toronto angenommen, und Gordon hatte ihr großes Interesse erkannt. Er hatte sie unter seine Fittiche genommen, wie einige andere viel versprechende Studenten vor ihr, die sich inzwischen einen Namen gemacht hatten. Einen besseren Anfang konnte sie sich in ihrem Beruf nicht wünschen.
    Sie führte ein angenehmes Leben und schätzte ihre Lage, auch im Hinblick auf ihre Kindheit und Jugend, als glücklich ein. Ziemlich selten traf sie Verabredungen und hoffte noch, sich eines Tages zu verlieben. Aber damit hatte sie es nicht eilig.
    Dennoch war ihr, ähnlich wie Alexander, zum Weinen zu Mute.
    Warum? Was fehlte ihrem Leben? Wonach sehnte sie sich? Ohne jeglichen Grund dachte sie plötzlich an den Banditen, der sie vor ein paar Tagen so unentwegt angestarrt hatte. Eine ganz andere Welt hatte sich ihr in seinen Augen offenbart, und sein begieriger Blick hatte ihr eine Leidenschaft versprochen, eine Lebensweise, von der sie bisher nicht mal geträumt hatte.
    Einen Augenblick lang stellte sie sich vor, was hätte passieren können, wäre er ihr gefolgt, hätte sie auf sein Pferd gehoben und wäre mit ihr davongeritten. Es wurde davon gesprochen, dass er jemanden als Geisel nehmen würde. Aber er hatte sie nicht so gemustert wie ein Mann, der eine mögliche Geisel in Augenschein nimmt. Zara erschauerte bei der Erinnerung an die Art und Weise, wie er sie betrachtet hatte.
    Noch nie in ihrem Leben war sie so schnell gelaufen, wie nach diesem Erlebnis. Nie zuvor hatte ihr Herz so heftig geklopft. Sie schloss die Augen und entzog sich der gleißenden Sonne der Wüs te. Aber den durchdringenden Blick des Banditen sah sie trotzdem vor sich.

2. KAPITEL
    Die Vorbereitungen im Zelt des Scheichs dauerten den ganzen Nachmittag. Nahrungsmittel und Getränke wurden mit Helikoptern eingeflogen. Jeeps fuhren hin und her. Manches wurde auch zu Pferd gebracht. Aber abgesehen von dem Augenblick, als ein plötzlicher Windstoß das Zelt einzureißen drohte, wurde es nie hektisch oder laut.
    In einem Punkt waren sich die Frauen des Teams einig. Für das Fest mussten sie sich zurechtmachen.
    Übereinstimmend legten sie ihr Werkzeug etwas früher beiseite, um sich umzuziehen. Eine der freiwilligen Helferinnen kramte ein Bügeleisen hervor und wollte es an den Generator anschließen.
    Die anderen Frauen stürzten sich erfreut darauf.
    „Wie herrlich! Wie bist du nur auf die Idee gekommen, Jess?"
    „Bin ich nicht. Meine Mom hat für mich gepackt. Ich habe ihr gesagt, das brauche ich nie, aber sie hat darauf bestanden."
    „Ich könnte deine Mutter küssen! Bedank dich in deinem nächsten Brief auch in meinem Namen bei ihr."
    „Ich habe aber kein Bügelbrett."
    „Wir brauchen nur ein Handtuch auf einem der Tische auszubreiten ..."
    Ein paar der Männer, die das mitbekamen, kratzten sich nachdenklich am Kopf.
    An der Dusche und am Bügeleisen standen sie Schlange. Zum Glück hatte jeder etwas Passendes zum Anziehen, da sie eigentlich damit gerechnet hatten, wenigstens einmal das städtische Nachtleben der Emirate von Barakat zu genießen. Aber manche hatten eine komplette Galagarderobe mit. Sogar Gordon. Er überraschte alle, als er mit weißer Krawatte, im Smoking und mit polierten Schuhen erschien.
    „Ich muss doch ein gutes Bild abgeben", erklärte er, als die anderen ihn erstaunt musterten.
    „Donnerwetter, Gordon!", rief Lena verblüfft.
    „So etwas trägst du in der Wüste! Allmählich komme ich mir vor wie in einem Film."
    Lena selbst wirkte in ihrem tief ausgeschnittenen pinkfarbenen Kleid mit dem durchsichtigen Überwurf, der ganz nach östlicher Sitte mit Silber bestickt war, nicht minder auffallend.
    Aber es war Zara, die alle ins Staunen versetzte. Das schlichte, hochgeschlossene und langärmelige weiß e
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