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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon
Autoren: Julie Kenner
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während Timmy riesige Universen aus Duplosteinen und Holzbauklötzen entwarf. Eddie war mal wieder nicht zu Hause, doch auch das gehört inzwischen zu unserem Alltag. Bereits zum Brunch hatte er nicht mitgewollt, weil er lieber eine Tasse Kaffee und einen Donut in einem Cafe in der Nähe der Bücherei zu sich nahm.
    »Mami?« Allie kam zu mir in die Waschküche. Sie trug noch immer die Lederjacke, obwohl es in unserem Haus angenehm warm war. »Können wir den Ring behalten? Oder ist er noch immer irgendwie verzaubert?«
    Ich hatte mich gerade nach unten gebeugt, um den Flusenfilter wieder in den Trockner zu schieben. Jetzt richtete ich mich auf. »Der Ring?«, fragte ich. Gütiger Himmel, wir hatten den Ring nie gefunden!
    »Ja! Daddys Ring.« Sie runzelte die Stirn. »Obwohl es in Wirklichkeit ja gar nicht Daddys Ring war. Aber ich will ihn trotzdem. Ich werde ihn auch bestimmt nicht berühren. Ehrlich. Ich will nur… Du weißt schon.«
    »Ich weiß, was dir der Ring bedeutet, Allie«, sagte ich. »Aber du kannst ihn nicht haben.«
    »Wieso nicht? Was ist los?«, wollte sie wissen. Offensichtlich war ihr mein Zögern aufgefallen.
    »Ich habe den Ring nirgends gefunden«, gab ich zu. »Weder während des Kampfes noch danach.«
    »Oh.« Sie sah mich überrascht an. »Aber ihr seid nicht rechtzeitig da gewesen, als Andramelech befreit wurde, nicht wahr? Du hast mir doch erzählt, dass ihr ziemlich spät dran wart.«
    Den letzten Satz sagte sie mit einem gewissen Vorwurf in der Stimme. »Ja«, erwiderte ich, »aber wir haben wirklich unser Bestes gegeben, um so schnell wie möglich dorthin zu kommen. Und letztendlich ist es uns ja auch gelungen, dem Monster Einhalt zu gebieten.«
    »Vielleicht musste der Ring zerstört werden, damit Andramelech freikam.«
    »Vielleicht«, meinte ich. Aber ich bezweifelte es irgendwie. Das Fehlen des Rings beunruhigte mich ein wenig, auch wenn ich nicht wusste, warum.
    Allie kehrte enttäuscht in ihr Zimmer zurück, nur um bereits eine Viertelstunde später wieder in der Waschküche aufzutauchen. Diesmal war ich gerade dabei, Bettlaken zusammenzufalten. Oder zumindest versuchte ich es. Das Falten von Laken gehört nämlich nicht zu meinen Stärken.
    »Mami?«
    »Was?«, erwiderte ich und versuchte, den Leinenstoff dazu zu bringen, das zu tun, was ich wollte.
    »Mir ist langweilig.«
    Im Stillen zählte ich bis zehn. »Und was soll ich dagegen machen? Frag doch Mindy, ob sie später nicht vorbeischauen will.«
    »Sie besucht heute ihren Vater.«
    »Und was ist mit deinem iPod? Alles alphabetisch geordnet und organisiert?«
    »Ja, Mutter«, antwortete sie und seufzte ziemlich genervt.
    »Dann weiß ich auch nicht weiter, Allie. Gibt es irgendetwas, was du gern tun würdest?«
    »Könnten wir nicht trainieren oder so? Stuart ist doch nicht da, und vielleicht könnten wir zusammen mit Mr. Long irgendwohin und dort ein bisschen üben. Mrs. Dupont würde doch bestimmt auf Timmy aufpassen. Bitte, Mami! Bitte, bitte, bitte!«
    Ich holte tief Luft und beschloss, mich von meiner großmütigen Seite zu zeigen.
    »Ich habe keine Zeit«, sagte ich. »Aber falls Mr. Long Lust hat, dich abzuholen, kannst du gern mit ihm trainieren.« Ich konzentrierte mich auf die Wäsche, während ich sprach, da ich nicht wollte, dass Allie mein Gesicht sah. Falls Eric wirklich am Ende des Schuljahres die Stadt verlassen sollte, wollte ich ihm zumindest noch die Möglichkeit geben, seine Tochter so oft, wie es nur ging, zu sehen.
    Dieser Vorschlag traf ins Schwarze. Allie lief sogleich zurück in ihr Zimmer, um David anzurufen. Etwas siebenundzwanzig Sekunden später war sie wieder da. »Er geht nicht ans Telefon«, maulte sie. »Ich habe ihn sowohl zu Hause als auch auf seinem Handy angerufen, aber überall ging nur der Anrufbeantworter an.« Sie sackte ein wenig in sich zusammen und seufzte erneut. »Mir ist soooo langweilig.«
    Die Nachricht, dass David nicht zu erreichen war, beunruhigte mich ein wenig. Aber ich verdrängte dieses Gefühl. Andramelech war schließlich aus dem Weg geräumt. Die ganze Dämonen-Angelegenheit war – zumindest für den Moment – geklärt. David musste nicht jedes Mal abheben, wenn sein Telefon klingelte. Vielleicht war er ja sogar zu Hause, wollte aber nicht antworten, als er sah, dass Allie anrief. Möglicherweise hatte er Angst, dass ein Wiedersehen mit ihr zu schmerzhaft für ihn sein würde.
    Das klang zwar nicht nach dem Eric, den ich kannte, aber wie er mir gegenüber
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