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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon
Autoren: Julie Kenner
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hatte.
    »Irgendein Dämon«, antwortete ich. »Im Grunde völlig unwichtig. Es geht um etwas anderes. Es geht darum, dass sie uns etwas vorgemacht haben. Das Ganze war nur inszeniert, damit wir glauben würden, Andramelech wäre besiegt.«
    »Aber in Wahrheit ist er das gar nicht?«
    »Nein. Andramelech befindet sich immer noch in dem Ring. Sobald er befreit ist, wird er in Davids Körper fahren. Und dann ist er unbesiegbar.«
    »Und David?«, fragte Laura.
    Mir lief ein eisiger Schauder über den Rücken. »Keine Ahnung, was mit ihm geschehen würde. Hoffen wir, dass es nie dazu kommt.«
    Während Laura auf Timmy aufpasste, benutzte ich ihren Wagen und raste, so schnell ich konnte, zum Friedhof. Zuerst fuhr ich allerdings bei der Bücherei vorbei, um Eddie zu holen – schließlich benötigte ich jede Unterstützung, die ich kriegen konnte –, aber weder er noch Allie waren irgendwo aufzufinden. Ich hatte keine Zeit, um lange nach ihnen zu suchen. Allie hatte mir erklärt, dass das Zeremoniell an einem Sonntag bei Sonnenuntergang stattfinden musste. Die Sonne befand sich nur noch wenige Zentimeter über dem Horizont. Zu dem falschen Ritual hatten wir uns verspätet, doch das durfte ich mir bei dem richtigen wahrlich nicht leisten.
    Ich konnte mich nicht mehr an alle Details erinnern, die mir Allie erzählt hatte, aber ich wusste noch, dass sie etwas über den Schatten des Grabs seines Feindes vorgelesen hatte. Mir fiel nichts Besseres ein, als anzunehmen, dass Andramelechs Feind Eric sein musste und das Zeremoniell an seinem Grab stattfinden würde.
    Das Friedhofstor war offen, als ich eintraf. Ich fuhr den Hauptweg hinunter und bog mehrmals nach rechts und nach links ab, bis ich schließlich zu dem Abschnitt kam, in dem Eric begraben lag. Hier gab es Hügel, hohe Bäume und ein zweihundert Jahre altes Mausoleum, in dem die Knochen des wohlhabenden Stadtvaters Alexander Monroe ruhten.
    Kurz vor Erics Grabstätte trat ich auf die Bremse. Ich packte mein Kampfgerät und sprang – bewaffnet bis an die Zähne – aus dem Wagen.
    Nirgends war etwas zu sehen, was mich ziemlich nervös machte. Wenn ich nun doch falsch lag? Wenn sie David weggebracht hatten – vielleicht zum Grab eines anderen Feindes Andramelechs? Dann würde ich ihn für immer verlieren, und diese Vorstellung war so grauenhaft, dass ich sie hastig beiseiteschob.
    Nein! Ich musste recht haben. Das Zeremoniell musste hier stattfinden. Im Schatten seines Feindes Grab…
    Ich sah mich noch einmal um, wobei ich diesmal genauer vorging. Die untergehende Sonne warf bereits lange Schatten auf den Boden. Ich legte den Kopf zur Seite und beobachtete angespannt, wie der Schatten von Davids Grabstein länger wurde, bis er schließlich auf das Mausoleum von Alexander Monroe traf.
    Konnte es wirklich so einfach sein?
    Ja, das konnte es. So leise wie möglich schlich ich auf die große Grabstätte zu, mein Messer und das Weihwasserfläschchen in Händen.
    Das Gebäude war aus grauem Marmor. Auf den glänzenden Steinplatten spiegelte sich das orangefarbene Licht der untergehenden Sonne wider. Von meinen Besuchen an Erics Grab wusste ich, dass sich der Eingang zum Mausoleum auf der nördlichen Seite befand. Er war mit einem Eisentor versehen, das normalerweise verschlossen gehalten wurde. Dahinter lag ein großer Raum. Darin gab es nichts außer einem Steinsarkophag in der Mitte – dem letzten Ruheort des Alexander Monroe. An den Seiten des Mausoleums waren Platten für die Familienmitglieder des Patriarchen angebracht.
    Soweit ich wusste, benutzten die Nachkommen der Monroes diese Grabstätte noch immer, doch jedes Mal, wenn ich den Friedhof besucht hatte, war das Eingangstor verschlossen gewesen. Heute jedoch stand es offen. Selbst von meinem Standpunkt aus konnte ich sehen, dass das Eisengitter geöffnet war. Es wirkte wie eine schweigende Einladung, doch einzutreten.
    Was kann ich sagen? Ich nahm die Einladung an und schlich auf leisen Sohlen heran, bis ich mich in eine Nische pressen konnte. Von hier aus vermochte ich ins Innere des Mausoleums zu blicken, und zwar hoffentlich, ohne selbst entdeckt zu werden.
    Vorsichtig schielte ich um die Ecke. Was sich meinen Augen darbot, ließ mir die Galle hochkommen. Es bedurfte einiger Selbstbeherrschung, nicht einen entsetzten Schrei auszustoßen.
    Da war David. Man hatte ihn seiner Kleidung entledigt und über Monroes Sarkophag an den Armen aufgehängt. Ein schwacher Lichtstrahl fiel durch das Buntglasfenster. Wie auf
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