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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon
Autoren: Julie Kenner
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treu ergeben waren, musste Nadia mit übernatürlichen Kräften geködert haben.
    »Sie versuchen nur, dich mit billigen Zaubertricks in die Falle zu locken, Nadia«, sagte ich in den leeren Raum hinein. »Glaubst du wirklich, dass sie dich am Leben lassen, sobald Andramelech einmal befreit ist? Dieser Ring, mit dem du dich unsichtbar gemacht hast, wird dir nichts mehr nützen, wenn du erst tot bist.«
    »Es ist kein Ring, sondern ein Zauber«, entgegnete sie und wurde wieder sichtbar. »Aber sehr klug von dir, das überhaupt zu erkennen.«
    »So etwas habe ich schon öfter gesehen«, erklärte ich trocken. »Wie gesagt – nur ein billiger Trick.«
    »Nein, meine Liebe. Das hier ist ein Zaubertrick.« Sie zeigte auf David, der von Minute zu Minute bleicher wurde, je mehr Blut aus seinen Venen floss. Seine Augen begannen sich zu verschleiern, auch wenn er noch nicht ganz das Bewusstsein verloren hatte. Innerlich flehte ich ihn an, noch durchzuhalten. Irgendwie würde ich es schaffen, uns aus dieser Lage zu befreien.
    »Sobald das Blut den Ring vollständig bedeckt, wird es geschehen. Peng! So einfach. Dann wird Andramelech endlich wieder frei sein.«
    »Du bist krank«, meinte ich und betrachtete den Kelch, in dem das Blut stetig stieg. Es stand bereits so hoch, dass nur noch ein winziges Stückchen des goldenen Ringes zu erkennen war. Bald würde der ganze Ring bedeckt sein.
    »O nein. Ich bin nicht krank«, erwiderte sie mit gepresster Stimme. »Ich bin klug. Und ich bin vor allem realistisch.«
    »Und warum seid ihr dann nicht schon früher bei mir aufgetaucht?«, fragte ich in der Hoffnung, sie am Reden zu halten, um so noch etwas Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. »Der Ring hat jahrelang bei mir auf dem Dachboden gelegen.«
    »Wirklich? Wir wussten nicht, wo er sich befindet. Du wusstest es schließlich auch nicht. Du wusstest es noch nicht einmal, als du dir ihn an den Finger stecktest.«
    »Du wusstest aber von Eric.«
    »Zuerst waren wir uns nicht sicher. Ich weiß nicht genau, wie sich die Dämonen im körperlosen Zustand gegenseitig erkennen, aber sie haben mir erklärt, dass er aus dem Äther verschwunden war – er, der für alle Ewigkeiten gefangen gehalten werden sollte.« Sie lächelte. »Es war eine wunderbare Gelegenheit. Indem Erics Seele in einen Körper schlüpfte, verschaffte er uns die Chance, Andramelech durch diesen Ritus zu befreien. Eine ziemliche Ironie, findest du nicht?«
    »Was meinst du damit?«
    »Ach, Kate, Schätzchen. Du wirst doch wissen, dass man ein gewisses… ein gewisses Know-how braucht, um in einen Körper schlüpfen zu können. Wir waren alle ziemlich überrascht, dass Eric dazu in der Lage war. Möglicherweise steht er unserem Plan doch aufgeschlossener gegenüber, als dir das wohl lieb ist.«
    Sie strich mit einem Finger über Davids Bein, der zusammenzuckte. Der Hass in seinen Augen war für einen Moment stärker als die Erschöpfung.
    »Das glaube ich kaum«, sagte ich.
    »Nein?« Sie winkte gelassen ab. »Schade, dass du nicht mehr die Gelegenheit haben wirst, ihn zu fragen.«
    »Was wird mit mir? Warum habt ihr mich nicht längst umgebracht?«
    »Das wollten wir zuerst«, sagte sie. »Aber zum einen ist es nicht so leicht, dich zu töten, und zum anderen wurde uns klar, dass du uns lebendig viel mehr bringst.«
    »Wieso?«
    »Nun ja, zum Beispiel jetzt. Eric weiß genau, dass Laurence und Arnold dir sofort deinen hübschen kleinen Hals brechen werden, wenn er irgendetwas Törichtes macht. Falls er dazu überhaupt noch die Kraft besitzt.«
    »Aha«, antwortete ich. Diese Antwort gefiel mir überhaupt nicht.
    »Jetzt ist es uns ziemlich egal, ob du lebst oder stirbst. Vorher jedoch… Uns wurde klar, dass der Tod einer Jägerin vermutlich die Forza auf den Plan rufen würde. Aber indem wir dich am Leben ließen und vorsichtshalber auch gleich noch einen kleinen Keil zwischen dich und diesen Möchtegern-Supermann trieben, hofften wir, das Zeremoniell ohne Unterbrechungen durchziehen zu können.« Sie schnitt eine Grimasse. »Leider hat es nicht ganz so funktioniert, wie wir uns das ausgemalt haben.«
    »Weil du nicht sehr überzeugend warst. Eric wäre nie auf die Idee gekommen, mit dir ins Bett zu steigen. Niemals. Ich kenne ihn gut genug, um das zu wissen.«
    »Das ist ja herzerwärmende Geschichte, die du uns da auftischst. Bevor du jedoch allzu große Hoffnungen hegst, möchte ich dich warnen. Du wirst deinen Liebsten nach diesem Tod nicht mehr wiedererkennen. Der
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