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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld
Autoren: F. Paul Wilson
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Gliedmaßen wie bei einer Tarantel, aber der Rest war in eine triefende, gallertartige Masse gehüllt, die in konturlosen Klumpen von der Plattform troff und ins Nichts fiel. In dieser Masse war eine größere Gestalt, irgendwas mit einem Kopf und einem Rumpf, aber Glaeken konnte keine Einzelheiten erkennen. Und jetzt löste sich ein Paar schwarzer, mit Saugnäpfen behafteter Tentakel aus der zähflüssigen Masse und zuckte und peitschte durch die Luft.
    Es begann sich in seine Richtung zu bewegen, krabbelte über die vierte Strebe auf ihn zu.
    Glaeken verstärkte seine Anstrengungen mit der Waffe, erweiterte und vertiefte den Einschnitt in der Oberseite der Strebe und stieß das Schwert bis unten hindurch. Rasaloms unvollendete neue Gestalt war schwerfällig und sein Vorankommen mühselig, aber er kam immer näher. Nur zu bald würde Glaeken in Reichweite dieser Klauen sein.
    Plötzlich hallte ein lautes Knacken durch die Höhle, als die vierte Strebe unter Glaekens Füßen erbebte und teilweise durchbrach wie ein junger Schössling. Das zur Mitte hinführende Teil knickte ein. Glaeken hielt inne und beobachtete, wie Rasalom verzweifelt nach Halt suchte, während er über die abschüssige Strebe zurück Richtung Plattform rutschte. Er gönnte der monströsen Gestalt jedoch keine Verschnaufpause. Augenblicklich nahm er seinen Angriff auf die verbliebenen Splitter wieder auf, die die Strebe noch hielten.
    »Gib es auf, Glaeken! Das ist doch sinnlos! Du kannst nicht gewinnen!«
    Rasaloms Stimme war nicht mehr in seinem Kopf. Seine neue Gestalt sprach mit überraschend kräftiger Stimme. Obwohl sie noch durch die gallertartige Masse gedämpft war, war sie immer noch laut genug, um die Wände der Höhle erzittern zu lassen.
    Glaeken ignorierte sie und zwang seine ermüdenden Arme dazu, weiterzumachen. Die Reflexe waren zwar noch da, die Arme wussten, was sie zu tun hatten, aber die vernachlässigten Muskeln waren erschöpft. Trotzdem konnte er keine Pause machen, durfte nicht einmal langsamer werden. Er schloss die Augen, um jede Ablenkung auszublenden und hackte weiter.
    »GLAEKEN!«
    Die nackte Angst in der Stimme und das zerreißende Geräusch, das damit einherging, riss Glaeken aus seiner Lethargie. Er sah auf.
    Rasalom war ganz nahe, an die Strebe geklammert, die ausgestreckten Klauen nur wenige Zentimeter von Glaekens Gesicht entfernt, aber er bewegte sich von ihm weg, der Abstand zwischen ihnen vergrößerte sich. Und dann sah Glaeken, warum. Er hatte den Rest der vierten Strebe durchgehauen und jetzt hing Rasalom über dem Abgrund und klammerte sich verzweifelt mit Armen, Beinen und Tentakeln an das sich immer weiter durchbiegende Reststück.
    Der ganze Komplex – der neue Rasalom, die Plattform in der Mitte und der Überrest des sackförmigen Kokons – hing jetzt nur noch an der dritten Strebe. Und die hatte Glaeken an der Verbindungsstelle zur Plattform bereits beschädigt.
    Nach all den Jahrtausenden stand Rasaloms Ende unmittelbar bevor.
    Oder doch nicht?
    Rasalom hing kopfüber über dem Abgrund, aber er kroch rückwärts an der Strebe entlang, zurück zu der Plattform.
    »Du kannst nicht gewinnen, Glaeken! Nicht dieses Mal! Das kann nicht sein! Ich werde es nicht zulassen! Ich bin zu weit gekommen!«
    Unter seinen Bewegungen erzitterte die ganze Struktur und übte einen enormen Druck auf die verbliebene Strebe aus. Sie begann sich durchzubiegen wie eine Angel, an der ein gewaltiger Fisch angebissen hat. Als Glaeken zurück zum Rand der Höhle humpelte und sich auf den Weg zur letzten Strebe machte, hörte er, wie das Material an dem von ihm angefangenen Einschnitt zu bersten begann.
    Rasalom musste das auch erkannt haben, denn selbst in dem wenigen Licht erkannte Glaeken eine hektische Verzweiflung in seinen Bewegungen.
    Aber es war zu spät. Das Ende der Strebe splitterte, knickte an der beschädigten Spitze um. Sie brach …
    Ein Kanonenschuss markierte das Ende. Die Plattform kippte plötzlich senkrecht nach unten und baumelte wild hin und her. Rasalom hing daran, er hatte sich mit seinen klauenbewehrten Fingern am oberen Rand festgekrallt. Andere Gliedmaßen, dürre, zerbrechliche Arme, die in Krallen endeten, hatten sich aus dem Gallert an seiner Seite frei gewühlt und tasteten blindlings nach Halt, während sich seine Tentakel verzweifelt nach dem Ende der Strebe reckten.
    Und dann gaben die letzten Fasern der letzten Strebe nach und die Platte, der Sack und Rasalom stürzten in den Abgrund.
    Nein
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