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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld
Autoren: F. Paul Wilson
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Carol zweifelte jetzt nicht mehr daran, dass der Lichtschein intensiver wurde. Selbst das Licht in dem Tunnel, den Glaeken hinterlassen hatte, als er den Park betrat, schien jetzt heller.
    Und mehr noch, der Lichtkegel wurde größer, schob sich langsam über den Bürgersteig auf den Park zu und pumpte stoßweise Helligkeit durch den beleuchteten Kanal, der zur Sheep Meadow führte.
    Und immer mehr Menschen kamen, rannten zum Licht, vergrößerten die Menge und verstärkten den Ausdruck des Widerstandes.
    Irgendetwas ging da vor.
    Es war vollkommen untypisch für Rasalom, so lange still zu bleiben. Und seine riesige neue Gestalt in ihrer Fruchtblase war nicht ruhig. Die Membran zuckte immer wieder, als ob eine Gänsehaut über fiebrige Haut hinwegstreichen würde, und manchmal beulte sie sich, wenn sich Rasalom im Innern bewegte.
    Glaeken schloss die Augen und versuchte zu spüren, was da vor sich ging. Er stand vollkommen reglos da, lauschte und fühlte .
    Wärme.
    Licht … Licht, das sich an der Oberfläche ausdehnte. Hier unten war es nicht sichtbar, aber er konnte es spüren. Licht und Wärme, die über der Höhle in die Erde einsickerte. Und dahinter …
    Er drehte sich um und sah in den Tunnel, durch den er gekommen war. Wo er völlige Dunkelheit hinter sich gelassen hatte, sah er jetzt ein schwaches Glühen. Eine Sinnestäuschung? Oder der Vorbote einer winzigen Dämmerung?
    Glaeken wandte sich wieder seinem uralten Feind zu.
    »Was geht da oben vor, Rasalom? Sag es mir!«
    Aber jetzt war es an Rasalom, nicht zu antworten.
    Sylvia beobachtete die Vorgänge aus einem Fenster im ersten Stock. Der Lärm und das Gedränge machten Jeffy Angst, deswegen hatte sie ihn ins Haus gebracht.
    Der Lichtkegel hatte wieder die Helligkeit eines sonnigen Mittags erreicht und breitete sich immer weiter aus, kroch die Straße hoch und hinunter und drang in den Park ein. Und auch die Menschenmenge wurde immer größer. Das Licht und der Lärm lockten Tausende mehr an. Ein Querschnitt durch die Bevölkerung Manhattans: Rot, gelb, afrikanisches Ebenholz ebenso wie norwegisches Weiß und jeder Farbton dazwischen.
    Das Mantra, das Carol initiiert hatte, dröhnte immer noch laut und deutlich, aber hier und da in der Menge sah Sylvia auch kleine Grüppchen, die zu singen und zu tanzen begannen. Von irgendwo waren ein paar Gettoblaster aufgetaucht und die verschiedensten Musikrichtungen, von Hip-Hop bis Salsa, lockten jeweils ihre eigenen Fangemeinden an. Ein paar Männer dirigierten eine große Menge, die zusammen ›Happy Together‹ sang. Vermutlich hatte das den gleichen Effekt. Man musste nicht betonen, dass man keine Angst hatte, wenn man sang und tanzte. Wie konnte man Angst haben, wenn man das tat? Und direkt unter ihrem Fenster klangen unsichere Doo-wop-Klänge herauf, als sich eine Gruppe spontan zusammenfand und versuchte, die passende Tonlage für »The Closer you Are« zu finden.
    Sylvia musste dabei an Alan denken, der diese Oldies so geliebt hatte, und plötzlich kamen ihr die Tränen.
    Ach Alan. Gott, wie sehr werde ich dich vermissen. Du müsstest hier sein, nicht ich. Du hast die Menschen so viel mehr geliebt als ich das tue. Ich sollte tot sein und du hier am Leben.
    Alan … Nachdem er aus dem Koma erwacht war, in das ihn das Dat-Tay-Vao gestürzt hatte, war er ihr immer unzerstörbar erschienen. Eine völlig selbstverständliche Annahme: Alan würde immer da sein. Sie hatte nie überlegt, wie das Leben ohne ihn sein würde. Und jetzt war er weg – keine Leiche, kein Grab, keine Spur, einfach nur weg – und sie hatte nicht einmal eine Gelegenheit gehabt, sich von ihm zu verabschieden.
    Sie drückte Jeffy an sich. Es war alles so verdammt ungerecht.
    Eine Zeit lang hatte sie Glaeken die Schuld gegeben, aber jetzt wusste sie, dass auch er einen furchtbaren Preis zahlen musste. Sie hatte es in seinen Augen gesehen, als er den Schwertknauf angehoben und ihr gesagt hatte, sie solle Jeffy in Sicherheit bringen – die Wut, die Frustration, die Enttäuschung, das erschöpfte Resignieren. Alles in einem einzigen Blick. Die Last der furchtbaren Verantwortung, die er erneut schultern musste, hatte sie wie ein Schlag getroffen. Augenblicklich hatte sie die Dinge bereut, die sie in ihrer Wut zu ihm gesagt hatte.
    Und jetzt war er vielleicht auch nicht mehr da.
    Sie beobachtete den Lichtkegel, der sich in den Park erstreckte. Er war jetzt an der Schafswiese angelangt, fast am Rand des Loches. Bedeutete das, dass sie jetzt
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