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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell
Autoren: F. Paul Wilson
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Die SS hatte weder etwas mit ihm noch mit der Feste oder Rumänien zu tun. Und ausgerechnet Kämpffer! Ein mieser Soldat – aber sicher ein ausgezeichneter SS-Mann. Warum schickte man ihn? Warum kam er mit Einsatzgruppen? Sie setzten sich aus Angehörigen der Totenkopfverbände zusammen, Wächter in Konzentrationslagern, dazu ausgebildet, unbewaffnete Zivilisten zu ermorden.
    Zivilisten …
    Wörmann lächelte dünn. Sollte die SS ruhig kommen. Er glaubte, daß irgendein »unbewaffneter Zivilist« für die Todesfälle in der Feste verantwortlich war. Aber es handelte sich dabei nicht um einen vor Angst zitternden Feigling, der um Gnade winselte. Ja, der SS stand eine ziemliche Überraschung bevor. Kämpffer und die anderen werden lernen müssen, an das Unglaubliche zu glauben.
    Wörmann hatte sich zunächst gegen die schreckliche Erkenntnis gesträubt. Aber als er nun sah, wie sich die Sonne dem Horizont entgegenneigte, breitete sich wieder Furcht in ihm aus.
    Alles in nur einer Woche. Bei ihrer Ankunft hatten sie viele Fragen erwartet, auf die es anscheinend keine Antworten gab, aber keine Angst. Eine Woche. Mehr nicht? Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, seit Wörmann die Feste zum erstenmal betreten hatte …

1. Kapitel
     
    ZUSAMMENFASSUNG: Der Raffineriekomplex von Ploeşti ist nach Norden hin gut geschützt. Der Dinu-Paß durch die Südkarpaten stellt die einzige Zugangsmöglichkeit dar. Wie aus dem Anhang ersichtlich, wäre es angesichts der geringen Bevölkerungsdichte und der besonderen Wetterbedingungen im Frühjahr theoretisch denkbar, daß eine große Streitmacht unbemerkt die russischen Steppen im Südwesten verläßt, über die Vorberge und dann durch den Paß zieht, um die offene Ebene zu erreichen, an einer Stelle, die nur noch dreißig Kilometer von Ploeşti und den Ölfeldern entfernt ist.
    Die entsprechenden Ölvorkommen sind von zentraler strategischer Bedeutung. Deshalb wird empfohlen, eine kleine Wachgruppe im Dinu-Paß zu stationieren, bevor das Unternehmen Barbarossa beginnt. Der Bericht in der Anlage beschreibt eine alte Festungsanlage, die sich mitten im Paß befindet und als Stützpunkt in Frage käme.
     
    VERTEIDIGUNGSANALYSE
    FÜR PLOEŞTI, RUMÄNIEN
    Dem Oberkommando der Wehrmacht am
    1. April 1941 vorgelegt.

Dinu-Paß, Rumänien
    Dienstag, 22. April 1941 • 12.08 Uhr
     
    Hier ist der Tag nicht lang, ganz gleich zu welcher Jahreszeit, dachte Wörmann, als er an den steilen Berghängen emporsah, die zu beiden Seiten des Passes mehr als dreihundert Meter in die Höhe ragten. Die Sonne mußte einen dreißig Grad weiten Bogen beschreiben, bis sie über die granitene Barriere im Osten spähen konnte, und nach weiteren neunzig Grad geriet sie wieder außer Sicht.
    Die Hänge des Passes waren fast senkrecht. Hier und dort zeigten sich weite Vorsprünge, die den Eindruck erweckten, als könnten sie von einem Augenblick zum anderen in die Tiefe stürzen. Die Farben beschränkten sich auf Braun und Grau, Ton und Granit, durchsetzt mit einigen wenigen grünen Flecken. Verkümmerte Bäume, noch nackt und ohne Blätter, die Stämme im ständigen Wind geneigt. Wie müde Bergsteiger hingen sie am Fels, zu erschöpft, um den Aufstieg fortzusetzen.
    Dicht hinter seinem Befehlswagen hörte Wörmann das Brummen der beiden Lkws mit seinen Leuten, gefolgt vom Transporter, in dem sich Proviant und Waffen befanden. Alle vier Fahrzeuge rollten langsam an der westlichen Schluchtwand entlang, über einen natürlichen Sims, der als Straße diente. Der Dinu-Paß durchmaß nur etwa sechs- oder siebenhundert Meter – ein tiefer Einschnitt, der die ganzen Südkarpaten durchzog. Wörmann neigte den Kopf und betrachtete den Talboden knapp zwanzig Meter weiter unten: glatt und grün, in der Mitte ein breiter Weg. Die Fahrt dort wäre sicher einfacher gewesen, aber in seinen Anweisungen war ausdrücklich darauf hingewiesen worden, daß sich die Feste mit schweren Fahrzeugen nur über die Bergstraße erreichen ließ.
    Die Sonne verschwand ganz plötzlich. Irgendwo donnerte es. Ein Blitz zuckte, und unmittelbar darauf begann es zu regnen. Wörmann fluchte leise. Noch ein Gewitter. Das Wetter in dieser Region ging ihm immer mehr auf die Nerven. Plötzliche Schauer, wahre Fluten, die aus den tiefhän genden Wolken strömten. Und wenige Minuten später kehr te der Sonnenschein zurück.
    Wörmann sah die Feste zum erstenmal, nachdem die Kolonne an einigen Ziegen vorbeigefahren war und eine besonders scharfe Kurve
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