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Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Titel: Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)
Autoren: Sylvie Wolff
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gefällt?“
    „Solange er sich daran hält, ist mir das wurscht.“
    „Und du? Darfst du mit rein?“
    „Ich bin dein Trainer. Und …“
    Und was? Warum redete er nicht weiter? Ich hätte ihm stundenlang zuhören können.
    „Ich bin überall, wo du mich haben willst, Yvi.“
    „Stehst du irgendwo und winkst, wenn ich laufe?“ Auf einmal stand ich vor ihm und hielt seine Hand.
    „Ich werde dir sogar etwas zurufen. Aber das wird dir nicht immer gefallen.“
    „Warum?“ Konnte nicht mal einer diese dummen Schmetterlinge abschalten? Wer sollte sich denn dabei konzentrieren!
    „Es werden nicht immer nette Dinge sein, die ich zu dir sage. Manchmal ist Wut ein besserer Motivator als … andere Gefühle eben.“
    Ich schluckte. „So gemein kannst du gar nicht sein, dass ich wütend auf dich werde!“
    „Oh doch, Yvi, ich kann.“ Er ging einen großen Schritt zurück und atmete tief durch. „Und ich werde.“ Er kramte in seiner Tasche und zog einen MP3-Player samt Ohrstecker hervor.
    „Oh wie schön“, freute ich mich. „Dann kann ich zwischendurch Musik hören. Was ist denn drauf?“
    „Freu dich nicht zu früh! Das ist keine Lieblingsmusik sondern eine, die dir helfen wird, den Takt zu halten.“
    „Ah ja, ich erinnere mich: Takt und Motivation. Und was ist das für Musik?“
    „Lass dich überraschen. Sie wird dich an Svenja erinnern.“
    Ich schnaubte. „Was Svenja hört, ist keine Musik sondern Krach. Und das macht mich wütend.“
    Sein Gesicht zuckte verdächtig. „Eben. Darum habe ich sie auch gebeten, den Mix zusammenzustellen. Alles drauf, was dich so richtig in Rage bringt, sagt sie, und davon eine ganze Menge.“ Hatte ich ihn eben noch reizend und anziehend gefunden? „Und bevor du dich weiter aufregst: Es gibt auch Stücke, die dir Spaß machen werden. Besonders am Anfang, wo gute Laune noch Flügel verleiht. Vertrau mir.“
    „Woher willst du wissen, was mir gefällt?“
    „Frag nicht, hör zu: Das kleine Teil hier ist nicht einfach nur ein MP3-Player. Über Funk-Fernbedienung kann ich zusätzlich die eingebaute Sprechfunktion ein- und ausschalten.“
    „Cool! Und so was kann man kaufen?“
    „Nicht wirklich, Spezialanfertigung. Ich sagte doch, dass ich jemanden kenne, der wen kennt, so läuft das eben.“
    „Und das ist legal?“
    „Wenn du wüsstest, welche Tricks die anderen so drauf haben. Außerdem fällt das unter Motivation.“
    „Aha. Gehirndoping, verstehe.“ Ehrfürchtig hielt ich das Wunderding in den Händen. Nicht auszudenken, wenn ihm etwas passierte. „Und wenn ich damit erwischt werde? Oder es zwischendurch fallen lasse und kaputt trete? Du weißt ja, dass ich ein Spezial-Abo auf Pannen habe.“
    Er grinste und stopfte mir die Stecker in die Ohren. „Murphys Gesetz meinst du?“
    „Jepp! Immer an der Kasse mit der langsamen Kassiererin, an der Ampel mit Rot, am einzigen Bus ohne freie Sitzplätze …“
    „Murphy kann nicht überall sein. Und jetzt lass uns ausprobieren, ob das Teil funktioniert. In gut zwei Stunden hast du alles überstanden und wirst stolz auf dich sein.“
    Oh nein, dachte ich, sprach es aber nicht aus. Nichts würde vorbei sein, gar nichts. Im Gegenteil, dann fing es erst richtig an.
     
    Die Minuten vor dem Start wurden zur Zerreißprobe. Ingo redete pausenlos auf mich ein und zählte immer wieder auf, was es zu beachten galt.
    „Schön langsam anfangen, damit dein Blut nicht übersäuert …“
    „Wie denn bitteschön, wenn ich die ersten 200 Meter mit Profis mithalten soll?“
    „… und vergiss nicht, ausreichend zu trinken, an jeder Verpflegungsstation gibt es Wasser und eine Kleinigkeit zum Essen, du musst nicht mal dein Tempo drosseln sondern kannst sie im Vorbeilaufen einfach mitnehmen … sag mal, hörst du mir überhaupt zu?“
    „Klar doch.“ Das war ungerecht und ich wusste es. „Ingo – was du da sagst, ist bestimmt mordsmäßig wichtig. Aber ich kann mir kein einziges Wort davon merken, also halt einfach die Klappe, ja?“
    Statt zu antworten stellte er sich vor mich, rieb mit der einen Hand meine Schulter und zog mit der anderen mein Kinn zu sich herauf. „Bist du okay?“
    „Nein. Bringst du mich hier weg, wenn ich dich darum bitte?“
    Sein Kuss war weich und schmeckte nach mehr. Der Zoo in meinem Bauch schlug Purzelbäume und krabbelte unter die Haut. Ob man mit Wattebeinen wohl rennen konnte?
    „Wird Zeit, dass der Startschuss fällt“, murmelte ich.
    „Warum?“, flüsterte er zurück, Lippen und Finger in
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