Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Titel: Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)
Autoren: Sylvie Wolff
Vom Netzwerk:
fürchte ich. Andreas Werbetrommeln haben mehrere Zeitungen und sogar das Team von WDR-aktuell angelockt – jetzt friss mich nicht, ich überbringe die schlechte Nachricht nur. Heb dir deinen Zorn für Andrea auf, der springt hier irgendwo rum und sucht dich.“
    „Echt? Ingo, lass dir was einfallen, bitte! Den kann ich jetzt nicht ertragen!“ Erschrocken sprang ich zurück und versuchte, mich hinter seinen breiten Schultern zu verstecken. Fels in der Brandung – war der Job nicht eigentlich schon vergeben? Ach egal.
    „Bitte Ingo“, flehte ich. „Sonst lauten die Schlagzeilen morgen nicht:Superwoman Thea von Grünberg auf enttäuschendem letzten Platz, sondern: Dr. Thea von Grünberg im Knast wegen Mordes an ihrem Ex-Verleger.“
    Ingo lächelte, zupfte noch einmal die Startnummer gerade und klopfte mir wie einem scheuenden Pferd auf den Rücken.
    „Sieh einfach zu, dass du dich auf den ersten 200 Metern irgendwie vorne hältst. Sobald ihr die Presse passiert habt, fällst du unauffällig bis zum Hauptfeld zurück. da ist es dann auch nicht mehr so frustrierend.“
    „Frustrierend?“
    „Na ja, ich meine nur. Wenn die anderen an dir vorbei ziehen eben. Das kann für jemanden, der nicht darauf vorbereitet ist, ganz schön mies sein und eine Menge Motivation kosten.“
    Unter solchen Reden erreichten wir den Startplatz, wo ein riesiger Baldachin darauf wartete, die Teilnehmer unter sich zu versammeln.
    „Siehst du die Platte da?“, fragte Ingo.
    Ich nickte bedrückt. Natürlich hatte er mir alles längst erklärt, mehrmals sogar, aber so live und in Farbe sah es doch ganz anders aus als in meiner Fantasie. Irgendwie bedrohlich.
    „Guck hin, Yvi. Diese Platte nimmt das Signal von dem Chip auf, sobald du darüber gehst, und misst deine Zeit.“
    „Welcher Chip?“
    „Der in deinem Schuh.“
    Ich starrte auf meine Schuhe aus dem Internet. „Und wo kriege ich so einen Chip her?“
    „Ich hab einen im Auto.“
    „Ich dachte, Andrea wollte sich um alles kümmern?“
    „Der ist beschäftigt. Warte hier auf mich, ich geh ihn eben holen. In Ordnung?“
    Ich nickte und ließ ihn ziehen.
    Hör auf zu zappeln sonst denkt noch jemand, deine Hose kneift!
    Ach Anni, wenn ich dich nicht hätte!
    Brust raus, Po rein und Haltung bewahren!
    Danke, Thea. Und was hast du beizusteuern, Beelzebub?
    Yvi kommt in den …
    Nichts Neues? Enttäuschend.
    Zum Glück war Ingo bald wieder da und montierte den Chip. „Kopf hoch, Yvi, in ein paar Stunden ist alles vorbei.“ Verschwörerisch zeigte er auf ein kleines Päckchen in seiner Tasche. „Ich hab da noch wen getroffen, der wen kennt der …“
    „Versteh schon. Beziehungen.“
    „So ungefähr. Hast du dein Handy mit?“
    Ich nickte fahrig und dachte an meine Familie. Ob sie wohl einen guten Platz erwischt hatten? Sogar Anni und die Zwillinge waren mitgekommen, um mich anzufeuern. Robert, stolz auf seine neue Rolle als Familienoberhaupt, hatte extra einen Neunsitzer ausgeliehen, um alle unterzubringen.
    „Thea, na endlich! Ich fürchtete schon, Sie wären gar nicht gekommen!“ So aufgelöst hatte ich meinen italienischen Flirt noch nie gesehen: Die sonst so makellos gestylten Haare in der Stirn kam er durch die Absperrung und winkte seinem Tross von Technikern, Beleuchtern und Fotografen, ihm zu folgen. Die meisten kannte ich noch vom Dreh und nickte ihnen zu. Ingo konnte Andrea dazu überreden, das Exklusiv-Interview mit Thea von Grünberg auf später zu verschieben, und versprach im Gegenzug eine Sensation. Womit er so falsch gar nicht lag.
    „Lass uns verschwinden“, raunte er anschließend.
    Ich folgte ihm wie ein Schäfchen und hatte nichts dagegen, dass er meine Hand nahm und mich durch die Menge lotste. An einem freien Tisch neben dem Pommes-Stand schließlich hielt er an und breitete die Karte mit der Laufroute aus.
    „Hier“, sagte er eindringlich und zeigte auf eine Stelle etwa 300 Meter von uns entfernt. „Das ist der Zielbalken. Sieh genau hin und präg dir die Stelle ein, denn den musst du überschreiten, wenn du das Rennen bis zum Ende laufen willst. Läufst du daneben lang oder brichst zwei Meter vorher ab, bist du raus.“
    Ich schluckte. So strenge Regeln?
    „Aber es gibt auch gute Nachrichten: Da drüben findest du die Sanitätswagen und ein Erste-Hilfe-Zelt, unser Fluchtpunkt vor Andrea und den Reportern. Dorthin darf dir niemand folgen, sie müssen alle draußen warten.“
    „Andrea ist sehr ungeduldig, Italiener halt. Ob ihm das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher