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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung
Autoren: Elizabeth George
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schwer.«
    Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht mit dieser typischen Geste, die Seth immer an ihr geliebt hatte, aber als sie es jetzt tat, versetzte es ihm einen Stich gleich unter dem Herzen. Sie fuhr fort: »Ich dachte, mein Leben würde so einfach sein. Ich würde die Schule abschließen und mit einem Stipendium in Seattle auf die Uni gehen. Dann würde ich ein paar Jahre im Friedenskorps arbeiten und meinen Doktor machen. Das ist jetzt alles in weite Ferne gerückt. Und … das tut weh, weißt du?«
    »Das verstehe ich«, erwiderte Seth.
    »Ich kann also nicht mit dir zusammen sein oder mit sonst irgendjemandem. Ich will’s nicht einmal. Es liegt nicht an dir. Es liegt an mir. Es liegt daran, wie die Dinge momentan stehen.«
    Seth dachte darüber nach, wie die Dinge für sie alle standen, und fragte dann: »Könntest du einfach mit jemandem befreundet sein, Hayl?«
    »Natürlich kann ich mit jemandem befreundet sein. Wir könnten Freunde sein.«
    »Das fände ich gut«, erwiderte er. »Aber kann ich dich was fragen?« Und als sie nickte: »Was hast du an dem Tag im Wald gemacht? Warum hast du den Pick-up versteckt?«
    Zuerst antwortete sie nicht, und Seth wusste, dass sie eine Entscheidung zu treffen versuchte, wie viel sie ihm erzählen sollte. Schließlich sagte sie: »Ich dachte, Mrs Kinsale könnte meinem Dad helfen, gesund zu werden. Wir haben uns im Wald getroffen, um darüber zu reden.«
    »Warum glaubst du, dass sie ihm helfen kann?«
    »Es war nur … Ich dachte, wer sie ist und was sie ist könnte … Aber ich habe mich geirrt. Das, was sie für Leute tut … Das funktioniert nicht so. Das hat sie mir erklärt.«
    Seth wunderte sich über das Ganze. Vermutlich meinte Hayley, dass Diana Kinsale alternative Medizin praktizierte, da es auf der Insel alle möglichen Heilpraktiker gab: von Vertretern fernöstlicher Medizin bis zu Wünschelrutengängern. Er hatte Mrs Kinsale nie für eine von ihnen gehalten, aber er lernte schnell, dass er über die Leute, die er jeden Tag traf, eine Menge nicht wusste.
    »Es tut mir leid. Ich wünschte, ich hätte ihm helfen können«, sagte Seth.
    »Ich auch. Aber das kann niemand.«
    »Was heißt das?«
    Tränen traten ihr in die Augen, aber sie hielt sie zurück. »Du weißt, was das heißt, Seth. Du weißt es. Das ist der Grund, warum ich nicht mit dir zusammen sein kann, warum ich nicht aufs College gehen werde, warum ich nie dem Friedenskorps beitreten werde. Er wird sterben. Es wird eine Weile dauern, aber er wird sterben. Wir wissen es alle, aber wir reden nicht darüber. So ist es einfach.«
    »Aber er scheint nur ein bisschen tollpatschig zu sein«, wandte Seth ein.
    »Damit fängt es an.« Sie wischte sich über die Augen und fügte schnell hinzu: »Ich muss jetzt los. Ich muss Brooke abholen.«
    Er nickte, und sie eilte davon. Als er ihr hinterhersah, dachte er darüber nach, dass man niemanden wirklich je kannte, nicht einmal die Leute, die man zu kennen glaubte. Er dachte auch darüber nach, dass man nie irgendetwas über sie erfuhr, wenn man die ganze Zeit nur in seiner eigenen Gedankenwelt blieb und zu verstehen versuchte, was in ihrer vorging.

K APITEL 45
    Becca schloss ihr Fahrrad an der Informationstafel am Rand der Wiese ab. Die dunklen Douglastannen der Saratoga Woods erhoben sich wie eine lautlose Armee am Hang, aber Becca wusste, dass sie nicht allein im Wald sein würde. Diana Kinsales Pick-up stand auf dem Parkplatz. Bei diesem besonderen Vorhaben wollte sie jedoch nicht gesehen werden. Sobald sie ihr Fahrrad abgeschlossen hatte, nahm sie daher schnell den versiegelten Plastikbeutel mit seinem Inhalt aus ihrem Rucksack.
    Auf der anderen Seite der Wiese stieg sie den Meadow-Rundwanderweg hinauf. Es war ein kühler, aber strahlender Tag, und die Sonne schien. Es wirkte kaum mehr wie der Ort, an dem Derric so schlimm gestürzt war.
    Am Ende von Derrics schmalem Pfad blickte sich Becca nach links und rechts um und lauschte aufmerksam, um sicherzugehen, dass sie unbemerkt zu dem Zelt aus Bäumen hinaufgelangte. Außer dem Schrei eines Diademhähers über ihr war es immer noch vollkommen still, sodass sie anfing, vorsichtig den Steilhang hinaufzugehen.
    Derrics Versteck war so, wie sie es hinterlassen hatte: trocken und sicher. Becca kämpfte sich zur Rückseite durch und steckte das Paket an die Stelle zurück, wo sie es gefunden hatte. Während sie es tat, wünschte sie sich, dass die Dinge für Derric anders wären. Sie wünschte sich, er würde
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