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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition)
Autoren: Sandy Kien
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gut auf die junge Dame hier auf. Sie scheint mir etwas geknickt. Könnte vielleicht etwas Aufmunterung vertragen.“
    Bloß das nicht, dachte sich Jasmin. Sie wollte ihre Ruhe. Sie brauchte weder Aufmunterung noch jemanden, der sich um sie kümmerte oder der wusste, wie man Mitleid betete. Sie wollte einfach nur ihre Ruhe … Jaro Singing Bird. Jetzt fiel es ihr wieder ein. Ein eher komischer Name, ungewöhnlich und sanft auszusprechen. Eigentlich konnte man sowas gar nicht so schnell vergessen. Singing Bird. Singender Vogel. Wer hieß schon so? In München sicher keiner.
    Jasmin übersah völlig, dass Jaro ihren Koffer Kinsky übergab, sich verabschiedete und ihr nochmal auf die Schulter griff. Was er sagte, ging vollkommen an ihr vorbei. Sie bemerkte nur noch, wie man sie zu den anderen Jugendlichen schob, die ruhiger zu werden schienen, als sie sich ihnen näherte, und schließlich komplett verstummten. Jasmin fühlte sich unbehaglich in ihrer Haut. Sie wusste, dass man sie anstarrte. Sie wusste, dass sie genau jetzt im Mittelpunkt stand, weswegen sie ihre Tasche noch fester an sich drückte, als ob sie sich dahinter verstecken wollte.
    Kinsky bemerkte die sich aufbauende Spannung. Ihm war Jasmins Geschichte grob bekannt. Aber sie einfach nur zu hören beziehungsweise in einer Mail zu lesen, und dann den betroffenen Menschen vor sich zu haben, waren zwei Paar Schuhe. Er bemerkte die neugierigen Blicke der Jugend, allesamt Problemfälle, die ihre eigene Geschichte hatten. Sie alle hatten Grenzen überschritten, kannten keinen Respekt, waren auf ihre Art herrschsüchtig und eigen. Es würde kein leichtes Zusammentreffen werden, deswegen sollte es schnell vorbei sein. Ob Jasmin wirklich in diese Gruppe passte, musste sich erst finden. Ihre Story war eine andere, übertraf viel, was er bisher erlebt hatte und musste generell anders betrachtet werden. Das Mädchen selbst war weder respektlos noch hatte sie eines der üblichen Probleme. Ihr Problem war ein ganz anderes, und wie es sich auswirkte, das konnte Kinsky im Vorfeld selbst nicht wirklich einschätzen.
    „Also Freunde“, begann er vorsichtig, während er kurz einen Blick in jedes Gesicht warf, „ich will euch jetzt nochmal recht herzlich auf der Six Soul Ranch willkommen heißen.“ Kinskys Stimme war dunkel, männlich und autoritär. „Wir werden drei Wochen hier zusammen verbringen, die Arbeiten auf der Ranch gemeinsam erledigen und versuchen, ein Team zu sein. Je besser jeder auf den anderen eingehen kann, desto leichter wird es euch fallen, mit euch und euren Aufgaben klarzukommen. Stefan habt ihr schon kennengelernt. Er ist der Einzige, neben Janina, der fließend Deutsch spricht. Wenn es also sehr dringend ist, dann wendet euch an ihn. Ansonsten verwenden wir alle die englische Sprache. Jasmin habe ich jetzt ebenfalls dazu geholt.“ Als ob er sie schützen wollte, legte er ihr die Hand in den Rücken.
    „Jasmin spricht nicht, das solltet ihr vielleicht berücksichtigen. Aber versucht trotzdem, sie in eure Gemeinschaft aufzunehmen. Sie kann nur sehr schwer zupacken, weswegen wir bisher ihr Gepäck getragen haben. Es wäre sehr nett, wenn ihr ihr ebenfalls etwas helfen würdet …“
    „Tut die absichtlich so versteckt?“, unterbrach ihn Markus plötzlich, wobei Kinsky klar wurde, dass sich alle Blicke bereits auf Jasmin gerichtet hatten. „Oder hat die was zu verbergen?“
    Zu verbergen? Jasmin atmete heftig durch. Sie hatte nichts zu verbergen, ihre gesamte Person war es, die man besser versteckt halten sollte.
    Kinsky bemerkte ihre Verspannung, verhinderte aber mit seiner Hand in ihrem Rücken ein Zurückweichen.
    „Ja“, bestätigte er mit einer Sicherheit, die verantwortlich für den Schauer war, der Jasmin über den Rücken lief, „sie hat etwas zu verbergen. Etwas, was ihr Leben leitet, und mit dem nicht jeder sofort umgehen kann.“
    „Was?“, grunzte Patrick, wobei der Spaß in seiner Stimme deutlich zu hören war. „Sieht sie aus wie Frankenstein oder Herman Monster …“ Ein breites Grinsen befand sich in seinem Gesicht, während die Mädchen unverschämt kicherten. Niemand von ihnen bemerkte den ernsten Glanz in Kinskys Augen und auch nicht die Falte des Ärgers, die sich über seiner Stirn bildete und bis zur Nase verlief.
    „Ich denke …“, seine Stimme war hart, der Unterton gereizt, „ … dass es Kids wie ihr seid, die ihr das Leben bisher zur Hölle gemacht haben. Mit ein Grund, warum sie hier ist …“ Kinsky kam nicht
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