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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition)
Autoren: Sandy Kien
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dann räumt sie bitte woanders hin. Ich habe keine Lust Babysitter zu spielen. Im Leben kommen nur die Harten durch. Sie gehört offensichtlich nicht dazu.“
    Stefan überblickte die Runde nur kurz. Die beiden Mädchen, Judith und Christina, hatten sich bereits zusammengeschlossen. Beide waren sie aus demselben Holz geschnitzt, und beide waren bisher im Ellbogenstoßsystem durchs Leben gegangen. Von ihnen Rücksicht zu erwarten, war wohl zu viel des Guten. Edith würde sich unweigerlich den beiden anschließen, dessen war sich Stefan ganz sicher. Und Markus und Patrick? Der PC-Junkie Patrick würde schon sehr bald seinen Laptop vermissen und wie unter Entzugserscheinungen ferngesteuert über das Ranchgelände wandeln, während Markus zusehen musste, als kleiner Dieb nicht übrig zu bleiben. Aber da brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Die drei Mädchen würden ihn schon auf ihre Seite ziehen. Es sah schlecht um Jasmin aus. Sie war die Einzige, der die Möglichkeit Mitglied in einem Team zu sein, von Anfang an verwehrt wurde.
    Stefan gab fürs Erste auf. Er wies den drei Mädchen Blockhaus eins zu, während die Jungs Blockhaus zwei bewohnen sollten. Aber wohin mit Jasmin? Dem jungen Mann war klar, dass sie keinen Anschluss finden würde. Sie bei den Mädchen unterbringen zu wollen, war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Es war nur eine Frage der Zeit, wann Jasmin die Flucht ergreifen würde. Über das, was dann in ihrem Herzen vorgehen musste, wagte er erst mal nicht nachzudenken. Er musste sie trennen und ein waches Auge auf das Mädchen werfen, sonst ging sie hier genauso unter, wie sie in München bereits untergegangen war. Missmutig scheuchte Stefan die Jugend in ihre Behausungen. Sie sollten sich erst mal einrichten und mit der Umgebung vertraut machen. Bisher hatten sie mit dem ganz normalen Luxus gelebt, der für sie normal war. Es gab immer und stetig etwas zu essen, warmes Wasser kam automatisch aus der Leitung und Wäsche wusch die Waschmaschine. Hier draußen waren diese Dinge nicht unbedingt selbstverständlich. Warmes Wasser gab es, wenn man sich welches machte, zu essen, wenn man es sich verdiente, und für saubere Wäsche musste jeder selber sorgen. Dazu kamen die täglichen Pflichten am Hof. Die Kids würden sich umstellen müssen, denn auch Strom gab es nur dann, wenn der Generator angeworfen wurde. Der lief zwar oft, aber nicht ständig …
    Als Stefan die Kids in den Häusern verschwinden sah, warf er einen Blick auf Kinsky, der noch immer auf Jasmin einredete. Sie stand beim Auto und vermittelte den Eindruck, sich gerne hinters Steuer zu setzen und wegfahren zu wollen. Ziel unbekannt. Stefan konnte sich gut vorstellen, wie dem Mädchen zumute sein musste, und ärgerte sich noch im Nachhinein darüber, wie Menschen sein konnten. Dass die Jugendlichen so waren, wie sie waren, hatte einen Grund. Sie hatten verlernt, sich unter - und einzuordnen, an die Stelle, wo sie hingehörten. Aber wie viele gab es wohl, die wussten, wie man sich zu verhalten hatte und trotzdem taten, als wären sie bei Jasmin gerade auf einen Zombie gestoßen. Stefan seufzte bitter auf. Es machte ihn maßlos wütend solche Hirnlosigkeit zu sehen und zu spüren.
    Als der junge Mann an das Auto herantrat, hatte sich Kinsky gerade umgedreht. Jasmin stand vor ihm, hatte den Kopf gesenkt und zeigte mit keiner Regung, wie sie empfand. Sie bewegte sich nicht, blickte nicht hoch, kein Zucken, kein Zwinkern, und selbst das Atmen war kaum sichtbar. Hätte jemand erklärt, sie wäre eine aufs Auto geklebte Puppe, man hätte es durchaus glauben können. Verstand sie einen überhaupt? Verstand sie die Sprache? Dem Team von Six Soul war bestätigt worden, dass alle Jugendlichen der englischen Sprache mächtig waren. Traf das auch auf Jasmin zu? Sie antwortete nicht. Es kam kein Nicken, kein Kopfschütteln, nichts. Wie sollte man an jemanden herankommen, der derart dicht machte und an seinem Umfeld keine Interesse zeigte?
    Kinsky warf Stefan einen zweideutigen Blick zu. Der raubeinige Cowboy war kein unerfahrener Mann, wenn es um Jugendliche ging. Im Allgemeinen konnte er gut mit den jungen Leuten umgehen. Doch sein Blick sagte erst mal „Plan B“, da „Plan A“ durch Fehlen der Mitteilungsbereitschaft nicht durchführbar war. Stefan nickte ihm nur kurz zu.
    „Jasmin!“ Vorsichtig trat er an sie heran, legte ihr sanft die Hand auf die Schulter und veranlasste sie mit sanftem Druck dazu, sich zu ihm umzudrehen. Dabei hob das
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