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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over
Autoren: Myra Çakan
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und Longyearbyen war wieder zur Bergwerkssiedlung geworden. Immer weiter ins Hinterland und in die Bergketten von Holtdahlfonna hatten sich die Maschinen gefressen. Doch reich war dort oben niemand geworden, und die Kälte konnte man auch nicht vertreiben, die ging bis auf die Knochen, und dort blieb sie, bis man starb.

    Sie kamen mitten in der Nacht – lautlos, unerwartet und präzise. Keine Piraten – Schiffe der Aliens. Drei Orbitaljäger, die sofort das Feuer auf die Jacht eröffneten. Diesmal gab es keine verschleierte Durchsuchungsaktion, diesmal war das Ziel die Zerstörung der Com-Link-Anlage. Dadurch waren sie nicht mehr in der Lage, sich in die Raumstationen zu hacken.
    Die Schiffe umkreisten die Jacht einmal im Tiefflug und stießen dann in Dreiecksformation mit Mach 6 senkrecht in den Himmel. Der Überschallknall fetzte über das Wasser.
    Takaheshis Leuten und den Tunnel-Soldaten gelang es nicht, auch nur einen Schuss auf die Schiffe abzugeben. Wie ein nächtlicher Spuk waren sie aufgetaucht und wieder verschwunden. Nur verschmorte Elektronikbauteile und zusammengebackenes Silicium blieben zurück.
    »Was jetzt?« Diese Frage stand allen ins Gesicht geschrieben, nachdem der Schock über den Angriff der Vierfinger langsam abgeklungen war. Wie hatten sie sich nur so überrumpeln lassen können? »Wie geht es weiter?« Und, die schlimmste Frage von allen: »Sollen wir umkehren?«
    »Niemals!« Sunshine schrie es allen entgegen. Jetzt aufgeben? Niemals!
    »Niemals, niemals!«, skandierten die Tunnel-Soldaten.
    Faizul fragte sich im Stillen, ob die Truppe nicht eine Show für die Kamera abhielt, die Brad auf sie richtete. War sie wirklich schon so zynisch geworden?
    »Ich frage mich, warum sie uns nicht gleich völlig zerstört haben«, überlegte Takaheshi.
    Skadi zeigte zum fernen Horizont, der auf einmal von einem geisterhaften, elektrisch-grünblauen Glühen erleuchtet war.
    »Sie haben Angst«, behauptete sie dramatisch. »Diese Außerirdischen haben Angst vor dem Licht.«
    Doch niemand hörte ihr zu. Alle starrten wie hypnotisiert auf das wabernde Polarlicht.
    »Wunderschön«, sagte Faizul andächtig – und: »Hast du alles?«
    Brad setzte die Kamera ab und nickte. Er hauchte in seine Handflächen und rieb sie dann kräftig aneinander. »Wenn das Equipment in der Kälte nicht schlappmacht, ist alles drauf.«
    Sie standen wohl eine halbe Stunde und sahen den Lichtern zu. Und allen gingen irgendwie die gleichen Gedanken durch den Kopf: Das war ihre Welt. Und sie war schön, trotz all dem Chaos, all den schlimmen Dingen, die passierten. Und die Vierfinger hatten hier nichts zu suchen.
    Blue spürte es auch. Obwohl er abseits von den anderen stand. Da gab es auf einmal dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, das weit über die Gruppe hinausreichte. Eine Art Einssein mit einander und mit der Welt. Er sah auf die Lichter und fühlte zum ersten Mal seit langer Zeit ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit. Er dachte an seinen Bruder und merkte, wie der Schmerz anfing zu verblassen. Pierce hätte es so gewollt. Pierce hatte schon immer genau gewusst, was er wollte.
    Skadi sah ihn an. Auch sie fühlte sich eigenartig von dem für sie recht alltäglichen Phänomen berührt. Doch diesmal war es anders. Diesmal schien der ganze Himmel zu singen und zu tanzen. Und dieser Mann, der da so still und abseits stand, er hatte die Macht, all diese Gefühle in Worte und Musik zu fassen, wenn die Zeit reif war. Und noch etwas wusste sie: Sie würde dabei sein.
    Sunshine atmete tief durch. Auf einmal war sie überzeugt, was auch immer sich ihnen in den Weg stellen würde, sie würden es schaffen. Sie würden diesen Planeten denjenigen zurückgeben, denen er gehörte.

Schneeblind

    Sie legten in dem alten Industriehafen von Longyearbyen am Verladekai der Minengesellschaft an. Es war später Vormittag und die Temperatur betrug minus zehn Grad. Ein scharfer Wind trieb Schneeschleier über den Pier – der Windchillfaktor lag bei minus dreißig Grad. Kurz gesagt: Es war ein ganz normaler Sommertag auf Spitzbergen.
    »So sieht bei euch der Sommer aus?« Garfield war fassungslos. »Dann könnt ihr doch gar nicht baden.«
    »Ihr habt Sommer da unten und könnt trotzdem nicht baden.«
    »Können wir doch!«, behauptete Garfield. »Es ist nur verboten, weil man krank davon wird.«
    Skadi sog tief die Luft ein. So roch die Heimat: Frost, Kohlenruß, Diesel und etwas Unbestimmtes, aber dennoch Vertrautes.
    Hinter ihr standen die
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