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Westwind aus Kasachstan

Westwind aus Kasachstan

Titel: Westwind aus Kasachstan
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bekommen?«
    »Er wird sich freuen. – Nimm mich mit, Michail Sergejewitsch, oder ich erzähle in Atbasar, daß Jana Sabarowskaja in deinem Bett liegt.«
    Kiwrin sträubten sich die Haare. »Woher weißt du das?« schrie er.
    »Ich weiß alles.« Die Beljakowa stieg vom Wagen, band den Maulesel an einen dürren Baum und kam zu Kiwrin an den Moskwitsch. »Nimmst du mich jetzt mit?«
    »Ich lasse mich nicht erpressen!«
    »Noch eine Information … kann ich dann einsteigen?«
    »Es kommt auf den Inhalt an.«
    »Deine Jana schläft auch mit dem Buchhalter und dem Straßenreferenten der Verwaltung. Ein fleißiges Mädchen.«
    Kiwrin stieß die Tür auf. »Komm rein!« sagte er heiser. Die Beljakowa stieg in das Auto. Als sie sich in das Polster fallen ließ, ächzte der ganze Wagen. Die Federn knirschten.
    Seufzend fuhr Kiwrin wieder an und überlegte, wie er die Beljakowa los wurde, bevor er Nowo Grodnow erreichte. Aber er wußte keine Lösung, zumal sie ihre Drohung wahrmachen würde. Der Verlust an Ansehen war nie wieder gutzumachen.
    Kiwrin hielt den Wagen vor Weberowskys Haus an. Einige Nachbarn bauten in der Scheune Tische und Bänke auf, denn man erwartete ein richtiges Fest. Alle trugen ihre Tracht, die Frauen lange, weite Röcke, die beim Tanz einen Kreis um sie bildeten.
    »Schön«, sagte die Beljakowa und zeigte auf die Girlanden und das Schild über der Tür. »Wolfgang Antonowitsch hat es verdient.«
    »Ich bin sprachlos.« Kiwrin blieb noch im Auto sitzen. Solange er im Wagen blieb, stieg auch die Beljakowa nicht aus. »Erst willst du ihn erschießen, dann druckst du Flugblätter gegen ihn, führst einen Prozeß gegen ihn, schreist überall herum, ich hasse ihn, und jetzt redest du, als sei nichts gewesen.«
    »Er ist gelähmt.« Die Beljakowa legte die Hände in den Schoß. »Er kann mir nichts mehr tun. Ich habe Ruhe vor ihm. Das ist doch wert, gefeiert zu werden.«
    »Du bist das größte Luder unter der Sonne!« antwortete Kiwrin aus voller Brust. »Ich rühre keinen Finger, wenn sie dich verprügeln.«
    »Sie werden es nicht tun. Solche Gedanken hast nur du.«
    Sie stieg ächzend aus dem Wagen, reckte sich, ordnete ihr Kleid und wartete auf Kiwrin, der zögernd seinen Moskwitsch verließ. Die Nachbarn starrten die Beljakowa verwundert an. Auch Hermann, der gerade aus dem Haus kam, blieb bei ihrem Anblick wie vom Blitz getroffen stehen.
    »Das darf nicht wahr sein«, sagte er halblaut. »So was gibt es nicht.«
    Er wirbelte herum und rannte ins Haus zurück.
    »Jetzt gibt es Alarm«, sagte Kiwrin gemütlich. »Ich habe dich gewarnt, Katja.«
    »Eine Heldin der Sowjetunion hat keine Angst.«
    »Und ein deutscher Bauer auch nicht.«
    Im Haus hielt Hermann seine Mutter fest, die gerade hinausgehen wollte. »Mama, bleib hier! Draußen vor der Tür steht ein Ungeheuer.«
    »Was erzählst du da?« Erna lachte und schüttelte Hermanns Griff ab. »Was für ein Ungeheuer?«
    »Kiwrin hat es mitgebracht.«
    »Dann ist es harmlos! Was ist es denn?«
    »Katja Beljakowa.«
    Einen Augenblick schwieg Erna. Wie ist so was möglich, dachte sie. Was will sie hier? Zu Wolfgangs Begrüßung einen Skandal? Wie konnte Kiwrin sie bloß mitnehmen? Sie straffte sich und ging kampfeslustig zur Tür.
    »Ich habe keine Angst vor ihr«, sagte sie. »Ich werde verhindern, daß sie Vater zu nahe kommt. Zusehen kann sie, das kann ihr niemand verwehren. Wenn nicht die Nachbarn es verhindern.«
    Draußen vor dem Haus stand die Beljakowa und hielt mutig den bösen Blicken der Leute von Nowo Grodnow stand. Kiwrin, in seinem Sonntagsanzug mit den Orden auf der Brust, sah würdevoll aus, eine Respektperson für alle, die ihn nicht kannten. Er begrüßte einige Leute, umarmte Eva und hob schnuppernd die Nase.
    »Das riecht gut!« sagte er. »Du brätst Hühner?«
    »Ja. Unsere besten haben dran glauben müssen. Und dann gibt es Schinken und Blut- und Leberwurst. Selbstgemacht.«
    »Mir läuft das Wasser im Mund schon jetzt zusammen.«
    Die Beljakowa sah Erna aus dem Haus kommen und bereitete sich auf den Zusammenstoß vor. Aber es kam ganz anders, als sie befürchtet hatte. Erna kam zu ihr und streckte die Hand aus.
    »Das ist eine wirkliche Überraschung, daß du gekommen bist, Katja«, sagte sie.
    Und die Beljakowa antwortete, überrumpelt: »Das bin ich Wolfgang Antonowitsch schuldig. Wir haben uns immer gut verstanden.«
    »Ja, das habt ihr … auf eure Art. Wolfgang wird sich freuen.«
    »Das soll er auch.« Sie blickte sich um.
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