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Westmoreland 4 Das Wunder der Liebe

Titel: Westmoreland 4 Das Wunder der Liebe
Autoren: Judith McNaught
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Glückseligkeit. Sekunden verstrichen, dann eine Minute. Nichts. Alles, was sie empfand, war ein leichtes Schwächegefühl in den Knien und ein Nachlassen ihrer Abwehr gegen die Tränen, die ihr in die Augen steigen wollten.
    Mit Rücksicht auf ihre wackligen Knie ging Julianna zu der Steinbank und setzte sich. Offensichtlich war die Bank vor kurzem benutzt worden, denn an einem Ende stand ein halbvolles Glas, und mehrere leere Gläser standen unter ihr. Nach einem Moment trank sie einen weiteren Schluck Brandy, starrte in das Glas und brachte die goldene Flüssigkeit ins Schwingen, so daß sie im Mondlicht aufschimmerte, als sie über ihre Notlage nachdachte.
    Wie sehr wünschte sie sich doch, daß ihre Großmutter noch lebte! Grandmama hätte der wahnwitzigen Besessenheit ihrer Mutter von einer »grandiosen Heirat« ein Ende gemacht. Sie hätte Verständnis für Juliannas Abneigung gegen eine erzwungene Ehe gehabt. Die Mutter ihres Vaters schien der einzige Mensch auf der Welt gewesen zu sein, der Julianna verstand. Ihre Großmutter war ihre Freundin, Lehrerin und Mentorin gewesen.
    Auf ihren Knien hatte Julianna von der Welt und den Menschen erfahren. Dort, und nur dort, wurde sie ermutigt, eigenständig zu denken und auszusprechen, was ihr gerade in den Sinn kam, wie absurd oder empörend das auch scheinen mochte. Ihre Großmutter hatte sie stets als gleichberechtigt betrachtet und ihr ihre ungewöhnlichen Philosophien über alles und jedes mitgeteilt - von Gottes Schöpfung bis zu den Mythen von Männern und Frauen.
    Großmutter Skeffington hielt die Heirat nicht für die Erfüllung weiblicher Träume. Sie teilte ja nicht einmal die gängige Meinung, Männer wären bessere und intelligentere Menschen als Frauen! »Nimm doch nur einmal meinen Mann«, hatte sie an einem Winternachmittag kurz vor Weihnachten gesagt, als Julianna fünfzehn Jahre alt war, und grimmig gelächelt. »Du hast deinen Großvater nie kennengelemt, Gott sei seiner Seele gnädig, aber falls er ein denkfähiges Gehirn gehabt haben sollte, so habe ich wenigstens nie etwas davon bemerkt. Wie alle seine Vorfahren konnte er keine zwei Zahlen im Kopf addieren oder einen einigermaßen intelligenten Satz zu Papier bringen, und er hatte weniger Verstand als ein neugeborenes Baby. «
    »Tatsächlich? « hatte Julianna gefragt - erstaunt und ein bißchen erschüttert über diese despektierliche Beurteilung eines Dahingeschiedenen, der der Mann ihrer Großmutter und Juliannas Großvater gewesen war.
    Ihre Großmutter hatte heftig genickt. »Die Skeffington-Männer waren samt und sonders phantasielose, faule Trottel - die ganze Bande. «
    »Aber das kannst du doch nicht über Papa sagen«, hatte Julianna loyal eingewandt. »Er ist dein einziges Kind. «
    »Ich würde deinen Papa nie einen Trottel nennen«, hatte ihre Großmutter ohne Zögern erwidert. »Ich würde ihn als Schafskopf bezeichnen. «
    Angesichts dieser ketzerischen Meinung mußte Julianna ein erschrecktes Glucksen unterdrücken, aber bevor sie ein paar Verteidigende Worte hervorbringen konnte, hatte ihre Großmutter weitergesprochen. »Im Gegensatz dazu haben die Skeffington-Frauen häufig Anflüge seltener Intelligenz und vielfältiger Talente gezeigt. Sieh dich um, und du wirst feststellen, es im allgemeinen Frauen sind, die sich aufgrund ihrer Bindigkeit und Entschlossenheit durchsetzen - nicht Männer.
    Ausnahme brutaler Gewalt sind Männer Frauen absolut nicht überlegen. «
    Als Julianna unsicher wirkte, fügte ihre Großmutter hinzu: »Wenn du das Buch liest, das ich dir in der letzten Woche gegeben habe, wirst du sehr schnell feststellen, daß Frauen Männern nicht immer untergeordnet waren. In alter Zeit waren wir mächtig und wurden verehrt. Wir waren Göttinnen, Wahrsagerinnen und Heilerinnen - mit den Geheimnissen des  Universums im Kopf und dem Geschenk des Lebens in unseren Körpern. Wir wählten uns unsere Partner aus, nicht umgekehrt. Männer suchten unseren Rat, beteten uns an und neideten uns unsere Macht. Wir waren ihnen in jeder Weise überlegen. Wir wußten das, und sie auch. «
    »Wenn Frauen wirklich die Klügeren und Begabteren waren«, meinte Julianna, als ihre Großmutter mit gehobenen Brauen ihre Reaktion auf diese verblüffenden Informationen erwartete, »warum haben wir dann unsere Macht und unser Ansehen verloren und uns den Männern untergeordnet? «
    »Sie haben uns eingeredet, daß wir ihre brutale Stärke zu unserem Schutz brauchen«, erwiderte ihre
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