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Westmoreland 4 Das Wunder der Liebe

Titel: Westmoreland 4 Das Wunder der Liebe
Autoren: Judith McNaught
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lieber mit dir Zusammensein. Seit Monaten habe ich dich nicht gesehen, und abgesehen davon geht der Ball auch ohne mich weiter. Meine Diener sind hervorragend ausgebildet. «
    »Deine Gäste aber nicht«, entgegnete Nicki ausweichend, während sie noch immer schmeichelte.
    »Sie werden gar nicht bemerken, daß ich nicht mehr da  bin. «
    »Das Zimmer, in dem du mich einquartiert hast, liegt neben dem deiner Mutter. «
    »Sie wird uns nicht hören, selbst wenn du mit dem Bett zusammenbrichst wie beim letzten Mal. Sie ist stocktaub. « Nicki wollte zum Stadium des Aufschiebens übergehen, aber Valerie überraschte ihn damit, daß sie die Dinge beschleunigte. Sie reckte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn leidenschaftlich. Ihre Hände glitten aufreizend über seinen Oberkörper. ihre geöffneten Lippen provozierten seine Zunge.
    Mechanisch legte Nicki seinen Arm um ihre Taille und folgte ihrer Einladung, aber es war eine leere Geste, basierend auf Höflichkeit und nicht auf Verlangen. Als ihre Hände tiefer glitten, trat er einen Schritt zurück - unvermittelt abgestoßen von der ganzen verdammten Scharade. »Heute nicht«, sagte er fest. Stummer Vorwurf stand in ihren Augen. Er hatte sich eines unverzeihlichen Verstoßes gegen die Regeln schuldig gemacht. Er legte ihr die Hände auf die Schultern, drehte sie um, gab ihr einen liebevollen Klaps auf das Hinterteil und sagte mit sanfterer Stimme: »Geh zurück zu deinen Gästen, cherie. « Dann suchte er in seiner Tasche nach einem Zigarillo und fügte mit höflicher Entschiedenheit hinzu: »Ich werde dir in geziemendem Abstand folgen. «

3.
    In gespannter Reglosigkeit wartete Julianna ab, bis sie ganz sicher sein konnte, daß ihre Mutter nicht zurückkam. Dann seufzte sie tief auf und trat von der stacheligen Hecke zurück.
    Da der Irrgarten für die nächsten Stunden das beste Versteck zu sein schien, wandte sie sich nach links und lief einen Pfad entlang, der sich zu einer kleinen Rasenfläche mit einer Steinbank in der Mitte erweiterte.
    Bekümmert überdachte sie ihre Lage und suchte verzweifelt nach einem Ausweg aus der entwürdigenden und unerträglichen Falle, in der sie sich gefangen sah, aber sie wußte, daß es keine Rettung vor der blindwütigen Besessenheit ihrer Mutter gab, sie, Julianna, mit einem »wirklich bedeutenden« Mann zu verheiraten - jetzt, da sich die Möglichkeit dazu bot. Bislang war sie am Erreichen dieses Ziels durch die Tatsache gehindert worden, daß in den wenigen Wochen, in denen Julianna in London weilte, sich ihr kein »akzeptabler« Verehrer »von wirklicher Bedeutung« erklärt hatte.
    Unglücklicherweise war es ihrer Mutter kurz vor der Abreise aus London gelungen, Sir Francis Bellhaven einen Heiratsantrag abzuringen, einem abstoßenden, ältlichen und aufgeblasenen Adligen mit fahlem Teint, hervorquellenden hellbraunen Augen, die stets anzüglich auf ihrem Mieder ruhten, und blassen, fleischigen Lippen, die sie stets an einen toten Goldfisch erinnerten. Die Vorstellung, Sir Francis einen ganzen Abend - geschweige denn ihr ganzes Leben - lang ausgeliefert zu sein, war unerträglich. Widerlich. Obszön.
    Nicht, daß sie in dieser Frage eine Wahl gehabt hätte. Wenn sie an einer echten Wahl interessiert gewesen wäre, dann wäre es mehr als dumm, sich hier vor anderen Verehrern zu verstecken, die ihre Mutter möglicherweise anschleppte. Das war ihr bewußt, aber sie brachte es nicht über sich, in den Ballsaal zurückzukehren. Sie wollte ja auch gar keinen Ehemann. Sie war achtzehn Jahre alt und hatte andere Pläne und Träume für ihr Leben, doch die widersprachen den Vorstellungen ihrer Mutter, daher waren sie ohne Belang. Aber am frustrierendsten fand sie, daß ihre Mutter fest davon überzeugt war, in Juliannas Interesse zu handeln und genau zu wissen, was das beste für sie war.
    Der Mond trat hinter den Wolken hervor, und Julianna betrachtete die blaßbraune Flüssigkeit in ihrem Glas. Ein Schluck Brandy könne nie schaden, sagte ihr Vater immer, er lindere vielfältige Beschwerden, fördere die Verdauung und helfe ge-gen Trübsinnigkeit. Julianna zögerte und beschloß dann in einem Anfall von Rebellion und Verzweiflung, die letzte Behauptung auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Sie hob das Glas, kniff die Nase zu. legte den Kopf in den Nacken und nahm drei große Schlucke. Sie rang nach Luft und schüttelte sich so heftig, daß sie fast das Glas hätte fallen lassen. Und wartete. Auf einen Ausbruch der
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