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Wes - Wächter der Nacht

Wes - Wächter der Nacht

Titel: Wes - Wächter der Nacht
Autoren: Suzanne Brockmann
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würde sie vorsichtiger sein und sich in Melodys Gesellschaft beim Alkohol zurückhalten.
    „Man sollte Sie heiligsprechen!“, grinste Wes. „Sie haben einen dreizehnjährigen Halbstarken adoptiert? Alle Achtung!“
    „Oh, ich bin alles andere als eine Heilige. Glauben Sie mir, ich … ich habe mich einfach in den Jungen verliebt. Er ist großartig.“ Sie versuchte es zu erklären. „Er wuchs ganz auf sich allein gestellt auf. Er hatte niemanden. Seine Eltern hatten ihn im Stich gelassen. Der Vater hatte Mutter und Kind sitzen lassen, und die Mutter wollte nichts von ihm wissen. Da war er also, sollte wieder einmal abgeschoben werden, in die wer weiß wie vielte neue Pflegefamilie. Und da war ich, und … ich wollte, dass er bei mir blieb. Natürlich lief das nicht ohne Probleme, klar, aber …“
    Der Ausdruck in Wes’ Augen – eine Art nachdenklicher Intensität, soweit sie das beurteilen konnte – machte sie nervös. Dieser Mann war nicht etwa ein leichtfertiger Ire mit ADS, für den sie ihn zunächst gehalten hatte, und er war auch kein Zappelphilipp, obwohl es ihm sichtlich schwerfiel, länger still zu stehen. Nein, er war eher wie ein Blitz, bis zum Äußersten geladen mit kaum kontrollierbarer überschüssiger Energie. Und obwohl er Sinn für Humor hatte und unglaublich gewinnend lächeln konnte, hingihm etwas Düsteres an. Er hatte Ecken und Kanten, und das machte ihn umso sympathischer.
    Vorsicht, Gefahr! Gefahr!
    „Sie wollten mir sagen, was oder wer Ihr Typ ist“, erinnerte sie ihn. „Und sagen Sie jetzt bitte nicht, dass Sie auf ‚süße junge Dinger‘ stehen! Obwohl, wenn es nach einigen meiner Patienten geht, bin ich auch süß und jung. Allerdings sind die schon in den Neunzigern …“
    Das ließ sein Lächeln neu erstrahlen. „Mein Typ steht auf heiße Partys und tanzt dann auf den Tischen. Vorzugsweise nackt.“
    Brittany prustete vor Lachen. „Sie haben recht – ich bin nicht Ihr Typ. Ich hätte es wissen sollen. Melody erwähnte irgendwann mal, Sie hätten ein Faible für die schönen Künste.“
    „Sie meinte wohl eher Kampf künste“, konterte er. Es regnete immer noch, und dank des wechselnden Windes bekamen sie hin wieder einen feinen Sprühregen ab. Er schien das gar nicht zu merken, und wenn doch, machte es ihm offenbar nichts aus. „Lieutenant Jones sagte mir, Sie seien nach L.A. gezogen, um wieder die Schulbank zu drücken. Sie wollten Krankenschwester werden.“
    „Ich bin Krankenschwester“, stellte sie richtig. „Ich möchte mich selbstständig machen, einen Pflegedienst anbieten.“
    „Das ist toll!“
    Sie lächelte ihn an. „Ja, finde ich auch, danke.“
    „Wissen Sie, wahrscheinlich möchte man uns verkuppeln“, meinte er, „weil alle wissen, wie oft ich eine Krankenschwester brauche. Ich könnte eine Menge Geld sparen, wenn ich nicht in die Notaufnahme müsste, um mich nähen zu lassen.“
    „Ein Kämpfer, hm?“ Brittany schüttelte den Kopf. „Ich hätte es wissen müssen. Es sind immer die kleinen Männer …“ Sie brach mitten im Satz ab. Verdammt! Im Allgemeinen hörten Männer es gar nicht gern, wenn man sie als klein bezeichnete. „Tut mir leid, ich wollte nicht …“
    „Kein Problem“, erwiderte er lässig. Wo hielt er sein berühmt-berüchtigtes aufbrausendes Skelly-Temperament versteckt? „Obwohl ich mich lieber als zu kurz geraten bezeichne. Bei klein denke ich an … gewisse andere Körperteile.“
    Sie musste lachen. „Erstens: Ich dachte keine Sekunde an Ihre … gewissen anderen Körperteile. Und zweitens: Selbst wenn mir Derartiges durch den Kopf gegangen wäre, könnte das doch wohl egal sein, oder? Immerhin hatten wir schon geklärt, dass das hier nicht zum Sex führen wird.“
    „Ich halte mich nur an Regel Nummer eins“, widersprach er. „Keine Übertreibungen, keine Schmeicheleien, rückhaltlose Offenheit.“
    „Ach ja, richtig! Männer sind Schwachköpfe. Ist Ihnen das schon aufgefallen?“
    „Klar doch“, antwortete er leichthin. Offenbar fühlte er sich in ihrer Gegenwart genauso wohl wie sie sich in seiner. Es war erstaunlich: Sie hatte das Gefühl, ihn schon seit Jahren zu kennen, und sie teilte ganz und gar seinen Sinn für Humor. „Und solange sich alle einig sind, dass Männer gut ausgestattete Schwachköpfe sind, stört uns das auch nicht.“ Er warf einen prüfenden Blick zum Spielfeld hinüber. „Sieht so aus, als würde das Spiel abgebrochen.“
    Er hatte recht. Der Regen ließ nicht nach, und die Spieler
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