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Werwolf-Spuk

Werwolf-Spuk

Titel: Werwolf-Spuk
Autoren: Jason Dark
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schob die Tür wieder zu. Die Schiene war gut geölt, sodass er kaum Kraft anwenden musste, um die Tür wieder zu schließen.
    Amos Irving hockte geduckt wie ein Gnom auf seinem Platz. Es war ein Hocker ohne Lehne. Ihn umstanden mehrere Flaschen. Auch zwei leere Pizzaschachteln sahen wir.
    Da wir beim Gespräch nicht stehen wollten, nahmen Suko und ich uns ebenfalls Sitzgelegenheiten mit. Allerdings keine Hocker, sondern Stühle.
    Der Lokführer schaute uns entgegen. Er hatte auch in seiner Umgebung eine Kerze angezündet. Sie war dick und rot, schon das richtige Licht für Weihnachten. Die Flamme tanzte leicht hin und her, aber ihr Schein reichte aus, um das Gesicht des Mannes zu erkennen, das wie geschnitzt wirkte. Wären nicht die unruhigen Augen gewesen, man hätte Irving für eine Holzfigur halten können.
    Er trug Arbeitskleidung, das nahm ich jedenfalls an. Eine graue Jacke aus doppelt dickem Jeansstoff, dazu die passende Hose, und unter der offenen Jacke sahen wir einen Rollkragenpullover, der auch schon bessere Zeiten gesehen hatte.
    Ein schmaler breiter Mund. Dunkles Haar, das ihm in die breite und hohe Stirn fiel. Ebenfalls dunkle Augenbrauen und eine wuchtige Nase. Dazu passten auch die breiten Hände. Insgesamt machte er den Eindruck eines Menschen, der zupacken konnte.
    Aber jetzt hatte er Angst. Er schaffte es nicht, sie zu unterdrücken, so sehr er sich auch bemühte. Seine breiten Hände besaßen Schwielen, und wir sahen auch den dichten Haarwuchs, der fast bis zu den Fingernägeln reichte wie ein Pelz.
    Wir setzten uns.
    Irving schaute uns an. Bevor wie ihm eine Frage stellen konnten, begann er zu sprechen.
    »Verdammt, ich hätte nie gedacht, dass ich es mal mit euch zu tun bekommen würde.«
    »Ach ja?«
    Er nickte mir zu.
    »Woher wussten Sie denn von mir?«
    »Das spricht sich rum. Ein Bekannter von mir ist Polizist. Von ihm habe ich gehört, dass es beim Yard einen Mann gibt, der sich um seltsame Fälle kümmert.«
    »Ja, so kann es auch sagen.«
    »Und Ihnen ist demnach etwas Seltsames passiert, Mr. Irving, nicht wahr?«, fragte Suko.
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Was ist es genau gewesen?«
    Irving kaute, obwohl er nichts im Mund hatte. »Es ist nicht hier passiert, sondern in Schottland. In Dundee, um genauer zu sein, und ich bin mit drin.« Er senkte den Kopf, hustete in seine Hand und kam danach wieder zur Sache. »Wie Sie vielleicht wissen, bin ich Lokführer. Ach ja, das habe ich gesagt. Ich fahre die Strecke nach Dundee. Das heißt, nicht immer das gleiche Stück. Nur die Hälfte. Von London bis Stockton oder von Stockton bis Dundee. Aber das nur nebenbei. Oben in Schottland fahren wir dann die Lok in einen Schuppen oder lassen sie auch manchmal im Freien stehen, wenn er besetzt ist. Wir treffen dort immer am Abend ein. Da ist es dunkel. So war es auch vor fast vier Wochen. Ich wollte mir noch die Beine vertreten, in Ruhe eine Zigarre dabei rauchen und bin dann angegriffen worden.«
    Er verstummte, schluckte, und wir sahen, dass er jetzt mit den Worten rang.
    Ich baute ihm eine Brücke. »Wer hat Sie denn angegriffen, Mr. Irving?«
    Er blickte ins Leere. »Das ist ja das Problem. So etwas hätte es gar nicht geben dürfen.«
    »Warum nicht?«
    »Das war ein Wolf. Wie ein Mensch.«
    ich horchte auf. »Bitte?«
    »Ja, Sie haben richtig gehört. Es war kein richtiger Wolf und auch kein richtiger Mensch. Es war ein Monster. Von beidem hatte es etwas. Und ich habe mal einen Film über einen Werwolf gesehen. Das Ding, das mich da aus der Dunkelheit angegriffen hat, ist ein Werwolf gewesen. Ein unheimliches Tier. Grauenhaft, aber auch ein Mensch. Er war so groß. Er hatte sich aufgerichtet, und ich habe auch noch einen zweiten gesehen.«
    »Was taten Sie dann?«
    »Ich rannte weg. Ja, ich bin ihnen entkommen. Das bekomme ich selbst nicht auf die Reihe. Ich weiß nicht mal, ob ich verfolgt wurde. Erst als ich in eine belebtere Gegend kam, konnte ich mich etwas ausruhen und mit mir selbst beschäftigen.« Er lachte hart gegen die Decke. »Bis dahin hatte ich gedacht, dass mit mir alles in Ordnung ist. Dann musste ich feststellen, dass dies nicht stimmte. Ich merkte erst da das Brennen in meiner linken Schulter und in meinem Arm. Als ich nachfühlte, waren meine Finger nass. Nur nicht vom Wasser, sondern vom Blut.«
    »Dann hat die Kreatur Sie noch erwischt«, stellte Suko fest.
    »So ist es gewesen. Eine Pranke hat eine Wunde in meine Schulter gerissen. Nicht mal so tief, ich habe sie auch
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