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Werwolf-Spuk

Werwolf-Spuk

Titel: Werwolf-Spuk
Autoren: Jason Dark
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schräg auf sie.
    Es hatte den Kopf gedreht. Die Schnauze war nicht weit von Maxine’s Kehle entfernt. Sehr deutlich hörte sie das leise, aber gefährlich klingende Knurren, und sie sah die Zähne in dem halb offen stehenden Maul.
    Sie blieb starr liegen. Nur die Augen hatte sie so verdreht, dass sie in die Höhe schauen konnte. Da sah sie nicht nur den dunklen Himmel mit dem wie hingeklatscht wirkenden Mond, denn es schob sich noch etwas anderes in den Ausschnitt hinein.
    Es war das blasse Gesicht der Frau mit den langen schwarzen Haaren. Zum ersten Mal sah Maxine das Gesicht der anderen Person deutlicher. Eigentlich hätte sie mit sehr männlichen Zügen gerechnet. Das traf aber nicht zu. Dieses Gesicht sah sehr weiblich aus, auch irgendwie weich, aber die Augen strahlten eine froststarre Kälte ab.
    Und dann dieses Lächeln.
    So breit, so gefühllos. Berechnend. Nur auf den eigenen Vorteil bedacht.
    »Ich hole dich«, flüsterte die Person. »Daran wirst du nicht vorbeikommen.«
    Der Wolf knurrte, als wollte er die Worte bestätigen.
    Noch immer hatte Maxine ihre Fragen nicht beantwortet bekommen. »Wer bist du?«, flüsterte sie.
    »Eine Mächtige.«
    »Hast du einen Namen?«
    »Ja.«
    »Sag ihn mir!«
    Sie hätte ihn bestimmt ausgesprochen, da war sich die Tierärztin sicher, aber sie tat es nicht, denn ihr Kopf ruckte plötzlich hoch. Das ließ darauf schließen, dass sie abgelenkt worden war. Plötzlich war Maxine nicht mehr wichtig für sie. Die Dunkelhaarige riss die Arme in die Höhe und schlug nach etwas, während zugleich über den Köpfen der Frauen ein Rauschen ertönte.
    Maxine kannte dieses Geräusch. Sie kam nur nicht mehr dazu, näher darüber nachzudenken, denn die Schwarzhaarige schrie auf und taumelte aus ihrem Sichtfeld weg.
    Der Wolf sprang in die Höhe.
    Jemand traf ihm hart gegen die Schnauze. Jaulend zog er sich zurück. Dann hatte das Vogelmädchen freie Bahn. Es schoss aus der Höhe herab. Maxine, die noch immer am Boden lag, fror vor Staunen beinahe fest, bevor sich zwei Hände unter ihre Achselhöhlen schoben und den gesamten Körper in die Höhe rissen.
    Die kräftige Carlotta flog mit ihr davon!
    Maxine konnte nichts tun. Aber sie wusste, dass sie in Sicherheit war und sich keine Sorgen mehr zu machen brauchte. Ihre Beine baumelten in die dunkle Tiefe hinein, während Carlotta sie noch immer unter den Achseln gepackt hielt.
    Beide gewannen an Höhe. Der Platz hinter dem Haus und das Haus selbst wurden immer kleiner. Dafür fegte der Wind Maxine Wells scharf ins Gesicht. Sie fühlte sich trotzdem gut, denn allein das Vogelmädchen gab ihr dieses Gefühl der Sicherheit.
    Plötzlich war die Welt zu einer anderen geworden. Die Tierärztin konnte es auch jetzt noch nicht richtig begreifen, dass sie all dem Stress entkommen war. Sie sagte auch nichts und lauschte nur den leicht brausenden Geräuschen, die die Flügel verursachten.
    Dass die Kälte durch den Stoff des Morgenmantels fuhr, war ihr in diesen Momenten egal. Das Gefühl der riesigen Freiheit überkam sie.
    Frei wie ein Vogel!
    Das konnte Carlotta sein, nicht sie. Wenn sie fliegen wollte, musste sie sich auf ihre Ziehtochter verlassen.
    Carlotta verlor an Höhe. Aber sie setzte noch nicht zur Landung an, sondern flog zunächst einen größeren Kreis, um sich zu informieren, was in der Tiefe geschah.
    Auch Maxine hatte ihren Blick gesenkt. Von hier oben sah sie die zahlreichen Lichter unter sich, die das Schwarz der Stadt aufhellten.
    Da wo wie lebte, war es am dunkelsten. Es war der Stadtrand von Dundee, und sich hatte sich bisher dort immer wohl gefühlt, trotz zahlreicher Gefahren, die hinter ihr lagen.
    »Geht es dir gut, Max?«, rief Carlotta.
    »Ja, super.«
    »Freut mich.«
    »Aber langsam wird mir kalt.«
    »Mir auch. Deshalb werden wir landen.«
    Das gefiel Maxine nicht so ganz. »Ist die Luft denn rein?«, rief sie. »Siehst du was?«
    »Ich glaube, dass wir es riskieren können.«
    »Dann ist es okay.«
    Sie sanken dem Erdboden entgegen. Auch Maxine war nicht mehr passiv und schaute jetzt nach unten. So sehr sie sich auch bemühte, sie schaffte es nicht, den Boden abzusuchen. Bewegungen sah sie jedenfalls keine, und das wiederum nährte ihre Hoffnung.
    Relativ tief, aber trotzdem unerreichbar flogen sie noch über das Grundstück hinweg. Besonders die Rückseite schauten sie sich genau an, aber auch hier bewegte sich nichts.
    »Die Luft scheint rein zu sein, Max!«
    »Dann lande.«
    Es war eine vorsichtige Landung, die
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