Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werwolf-Hölle

Werwolf-Hölle

Titel: Werwolf-Hölle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Welt hatte sich für mich verändert, wenn ich sie durch das Glas sah. Sie wirkte unwirklich, wie ein parallel daneben existierendes Gespensterreich. Die Temperaturen lagen an der Frostgrenze, und auf den Straßen und Wegen würde es glatt werden.
    Der Hochsitz war für zwei Leute relativ eng. Ich konnte auch meine Beine nicht ausstrecken. Sehr bald schon trafen sie die Holzwand an der Vorderseite. Ein Dach schützte uns vor Schnee und Regen. Beides war in den letzten Stunden nicht gefallen.
    Ich ließ das Glas wieder sinken und wandte mich an Winston Taylor. »Macht Ihnen das Spaß?«
    »Wie? Was meinen Sie?«
    »Die Zeit hier auf dem Hochsitz zu verbringen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Gute Frage, Mr. Sinclair. Nein, es macht mir keinen Spaß. Zumindest nicht bei diesem Wetter. Im Sommer ist das etwas anderes. Da kann man schon mal eine Nacht verbringen, ohne daß es einem kalt oder langweilig wird. Wer Jäger ist, der nimmt auch die Nächte in Kauf. Es ist ein Hobby. Wie Golf oder Tennis.«
    »Dazu muß man wohl geboren sein.«
    »Sie mögen uns Jäger nicht?«
    »Nicht besonders. Ich gebe zu, daß es Jäger geben muß. Auch zur Hege und zur Pflege. Aber das Töten der Tiere aus reiner Lust und dies oft als Geschäftstermin zu deklarieren, ist nicht mein Bier. Da lebe ich wohl etwas außerhalb der Realität.«
    »In der Tat.«
    »Aber Wölfe haben Sie persönlich hier nicht erlebt, denke ich mal.«
    »Nein.«
    »Auch keine Hinweise gefunden? Spuren oder so weiter?«
    »Auch das nicht, Mr. Sinclair. Wir haben uns auf die Aussagen des leider zu früh verstorbenen Jagdfreundes verlassen. Uns sind nur die ungewöhnlichen Laute aufgefallen. Das war auch kein richtiges Heulen der Wölfe, wie man mir sagte. Da haben wir schon einige Experten befragt.« Er zuckte die Achseln. »Ich weiß ja, welchem Job Sie nachgehen, Mr. Sinclair. So richtig nachvollziehen kann ich es nicht. Aber davon mal abgesehen, an Werwölfe kann ich noch immer nicht glauben, obwohl ich den Fall ja ins Rollen gebracht habe. Und das nur aufgrund der Aussage meines verstorbenen Freundes. Der hat das Wort Werwolf in den Mund genommen. Er war völlig von der Rolle. Die verdammte Erscheinung muß ihn wahnsinnig erschreckt haben.« Er räusperte sich. »Mal abgesehen davon, Mr. Sinclair, was sagen Sie denn dazu?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie in Ihrem Job, Sie müßten doch schon des öfteren mit diesen Bestien zu tun gehabt haben.«
    »Stimmt.«
    »Toll. Und wie kommen Sie damit zurecht?«
    »Man kann sich daran gewöhnen, obwohl es mir schwerfällt. Aber ich akzeptiere es. Zudem weiß ich mehr über sie. Sie haben sich organisiert. Es gibt regelrechte Hierarchien bei ihnen. Da unterscheiden sie sich kaum von den Menschen.
    Taylor starrte mich an wie jemand, den er für beschränkt hielt. »Das ist doch nicht wahr – oder?«
    »Glauben Sie, was Sie wollen.«
    Er lachte und schlug sich auf die Schenkel. »Verdammt, man lernt eben nie aus.«
    »Das nicht. Vielleicht können Sie mal eine Police erschaffen, die Menschen gegen Vampire und Werwölfe versichert.«
    »Ha, Vampire auch noch.«
    »Sie und die Wölfe haben einiges gemeinsam. Aber das ist wohl nicht unser Thema.« Ich wollte wieder zum Fernglas greifen, als sich das flache Gerät in meiner Tasche meldete.
    Das konnte nur Suko sein, und er war es auch. Seine leise Stimme klang ziemlich klar. »Wie sieht es bei euch auf dem Hochsitz aus?«
    »Bisher haben wir nichts gesehen.«
    »Dann gebt mal acht.«
    »Wieso?«
    »Ich meine, sie gesehen zu haben.«
    Wenn Suko das sagte, konnte ich mich darauf verlassen. »Bist du dir sicher?« fragte ich trotzdem.
    »Sagen wir so, John. Ich weiß nicht, ob es Werwölfe gewesen sind. Aber ich habe Tiere gesehen, und sie kamen mir größer vor als Füchse.«
    »Wo liefen sie hin?«
    »Zum Wald.«
    »Also zu uns?«
    »Ja.«
    »Wie viele waren es?«
    »Ist schlecht zu sagen. Drei habe ich gesehen. Da bin ich mir ziemlich sicher.«
    »Bravo«, erwiderte ich leise. »Wozu hast du dich entschlossen?«
    »Noch zu gar nichts. Ich wollte erst mit dir reden. Wenn ich hier im Wagen bleibe, komme ich mir ziemlich überflüssig und abgestellt vor. Außerdem ist das Wetter ideal für die Werwölfe. Schau zum Himmel, dann siehst du den Mond.«
    »Angeheult haben sie ihn nicht?«
    »Nein.« Er holte hörbar Luft. »Ich denke, daß ich jetzt den Wagen verlasse und mich an die Verfolgung mache. Ich weiß ja, in welche Richtung sie gelaufen sind. Wenn mich nicht alles
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher