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Werwelt 01 - Der Findling

Werwelt 01 - Der Findling

Titel: Werwelt 01 - Der Findling
Autoren: Robert Stallman
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Wrigley warf ihm gelegentlich einen etwas traurigen oder strengen Blick zu, doch sie begegnete ihm weder mit Ärger noch mit Barschheit. Sie forderte ihn nicht mehr auf, nach der Schule noch zu bleiben, wie Charles mit einiger Erleichterung feststellte.
    Das letzte Schulfest des Jahres fand an einem warmen Abend im Mai statt. Charles ging gar nicht erst ins Schulhaus hinein, sondern blieb gleich draußen bei den anderen Jungen, die Zigaretten rauchten und einander dreckige Witze erzählten. Einmal gingen sie kurz hinein, um sich sehen zu lassen, und standen verlegen herum, während Miss Wrigley die Schulpreise für die verteilte, die am seltensten gefehlt und die besten Leistungen erbracht hatten. Charles mußte einmal nach vorn kommen, um einen Sonderpreis in Empfang zu nehmen, eine Holzplakette mit einem kleinen Messingschild, auf dem sein Name, das Datum und die Klasse, die er erreicht hatte, eingraviert waren. Miss Wrigley stand sehr steif und förmlich da, als sie ihm die Plakette überreichte, und die Kinder und die Eltern klatschten. Dann streckte sie ihm die Hand hin, und als er sie nahm, blickte er auf und sah die Enttäuschung in ihren Augen. Er hielt ihre Hand eine Sekunde zu lang und wurde rot.
    Dann rannte er wieder in die Dunkelheit hinaus und mußte sich die Witze und Hänseleien der anderen Jungen gefallen lassen. Doch er hatte inzwischen gelernt, das hinzunehmen. Sie taten ja nur, meinte er, was sie tun mußten, angesichts der Tatsache, daß Charles der Liebling der Lehrerin war, der er, wie er jetzt zugab, ja wirklich gewesen war. Doch sie hielten sich nicht lange damit auf. Es gab Aufregenderes zu tun.
    »Komm rüber zum alten Geräteschuppen«, flüsterte Runt ihm zu. »Carl hat ein ganz tolles Buch.«
    Im Geräteschuppen, in dem der Mäher und der Heurechen standen, mit denen im Sommer der Schulhof bearbeitet wurde, drängte sich in einer Ecke ein Haufen von Jungen im Schein einer Taschenlampe um etwas, das auf dem Boden aus festgetrampelter Erde lag.
    »Mensch, das is’n Ding!«
    »Mann, schau dir das mal an!«
    »Drängel doch nicht so.«
    »Der drängelt nicht«, sagte eine andere Stimme, »der hat ’n Ständer.« Und die ganze Gruppe lachte unterdrückt.
    Charles schob sich vor und blickte über die Schultern der anderen auf das, was da im Licht der Taschenlampe auf dem Boden lag. Er sah ein kleines aufgeschlagenes Buch mit Schwarzweiß-Zeichnungen darin, und im ersten Augenblick konnte er nicht erkennen, was die Zeichnungen darstellten. Doch dann blätterte jemand um, und ein klareres Bild zeigte sich. Buck Rogers und Wilma Deering, splitterfasernackt bis auf ihre Helme, tobten sich da in einer phantastischen Orgie aus, wobei sie mit Hilfe irgendwelcher Strahlen ihre Geschlechtsorgane gewaltig vergrößerten, bis auf der letzten Seite ein riesengroßer Phallus erschien, der ungeheure Mengen von Sperma ausspie, während die Frau in eine Ecke geschleudert wurde. Charles merkte, wie er keuchte, als jemand zur ersten Seite zurückblätterte und das ganze von vorn anfing.
    »Mensch, Carl, wo hast du das her?«
    »Ach, hab’ ich einem von der High-School für einen halben Dollar abgekauft.«
    Im Geräteschuppen wurde es heißer und muffiger, und der Jungenhaufen zuckte und fluchte und murmelte Obszönitäten, während die Seiten umgeblättert wurden. Charles fühlte sich so angespannt wie eine straff gespannte Steinschleuder, während er auf die pirmitiven Bilder starrte und wußte, daß das alles lächerlich war und doch mehr sehen wollte, mehr fühlen, eine noch stärkere Spannung, stärker, stärker. Bis plötzlich jemand die Lampe umstieß, und Carl sein Buch packte, und die ganze Rotte grölend und brüllend aus dem Geräteschuppen schoß, um sich draußen im dunklen Hof zu jagen.
    Als sie sich ausgetobt hatten, hockten sie sich draußen auf die Treppe und lauschten dem Geplapper der Erwachsenen, während drinnen die Erfrischungen serviert wurden. Charles sagte, er wolle sich etwas zu essen holen, und ein paar andere Jungen gingen mit ihm, während die übrigen im Dunklen sitzenblieben und erklärten, sie hätten keine Lust auf Pappkuchen und Limonade.
    Das Licht im Haus schien einen Moment lang blendend hell, doch dann entdeckte Charles die Tafel mit den Erfrischungen, lud sich einen Teller voll und sah sich nach einem Stuhl um. Flossie winkte ihm zu und klopfte auf die freie Bank neben der ihren. Er ging hinüber und ließ sich grinsend neben ihr nieder.
    »Ich hab’ immer gedacht, du
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