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Werden Sie Ihr eigener Glueckspilot

Titel: Werden Sie Ihr eigener Glueckspilot
Autoren: Ute Lauterbach
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Weg zum Eigensinn brauchen wir nur einiges zu verlernen und anderes zu wagen:
    Verlernen dürfen wir alle Denk- und Verhaltensweisen, mit denen wir Eigenes auf der Strecke ließen, um in widrigen Umständen zu überleben
     und um für andere knitterfrei und trampelstabil zu sein.
    Wagen können wir dann umso leichter das, wohin uns unsere tiefste Sehnsucht zieht.
    Auf diesem Abenteuerweg begegnen uns vielfältige Herausforderungen: Sie reichen von leuchtend fröhlichen Bewusstseinsweiten
     bis hin zur dunklen Enge des Beleidigten.
    |20| Da der Begriff des Eigensinns in sich beißenden Farben vorkommt, wenden wir einfach die Bewusstseinsskala auf ihn an. So gewinnen
     wir begriffliche Eindeutigkeit durch klare Zuordnungen. Am Punkt der totalen Verstrickung ist von wirklichem Eigensinn, von
     Eigenbestimmung kein Hauch mehr übrig. Wir können hier höchstens von einem
fanatischen, blinden »Eigensinn
«
sprechen. Es herrschen an diesem Punkt innere und äußere Fremdbestimmung.
Trotziger Eigensinn
ist an das gebunden, wogegen er aufbegehrt, und somit ebenfalls unfrei. Er findet sich auf dem Weg zum Punkt der neutralen
     Mittelposition, wo ein
autonomer Eigensinn
spürbar ist. In die Umsetzung gelangt er jedoch erst auf der Übergangsstrecke zum rechten Rand. Deshalb sprechen wir hier
     vom
verwirklichten Eigensinn
. Er bedeutet, dass wir unser Ding machen, dass wir kreativ eigene Ideen verwirklichen und unser Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten. Auf diesem Abschnitt der Bewusstseinsskala wächst die Eigendrehung immer mehr, bis sie schließlich zugunsten einer
     »Alldrehung« transzendiert wird. Spätestens am rechten Rand hat sich diese Form des Eigensinns aufgelöst. Jack Engler fasst
     diesen Gedanken so zusammen: »Man muss erst jemand sein, bevor man niemand sein kann.«
    Nach der Transzendierung des Egos, nachdem wir also ein starker Jemand waren, folgt eine neue Öffnung, durch die wir Sinn
     wirklich erleben können. Da es sich weder um irgendeinen Bastelsinn handelt noch um einen metaphysischen oder religiösen Sinn
     irgendeines weltanschaulichen Systems, sondern um die unmittelbare
eigene Erfahrung
von Sinn, nenne ich ihn EigenSinn. So lehrte Buddha, dass alles, was wir glauben und denken, nicht zur befreienden Wahrheit
     führt. Nur durch die eigene Erfahrung erlangen wir Befreiung, nur sie erschließt uns Sinn. Erst durch sie haben wir
vollendeten EigenSinn
.
     
    |21| In unsere Skizze eingetragen sieht’s so aus:

    |22| Oder in der kondensierten Form der Bewusstseinsskala sieht es so aus:

    Immer wenn Sie im Folgenden diese Basisskala sehen, können Sie die ansteigende Linie, den wachsenden Überblick und Abstand
     sowie die abnehmende Verstrickung und die wachsende Disidentifikation mit dem Ich mitdenken.

|23| Ganz und anders leben
    »Irgendwann ist Feierabend«, sagte meine über achtzigjährige Mutter mit Blick darauf, dass das Leben zu Ende geht. Feierabend!
     Ein Wort, das schillert von »endlich Zeit für mich, Zeit zum Feiern« bis hin zu »nichts kommt mehr, es ist vorbei«.
    Wie wollen wir feiern am Abend? Wie am Ende des Lebens? Was gibt es zu feiern am Feierabend? Oder müssen wir vor dem Feierabend
     feiern, weil am Feierabend das Feiern vorbei ist? Können wir angesichts eines möglicherweise endgültigen Feierabends überhaupt
     feiern? Ist das Feiern der Inbegriff des Lebens, und verdünnisiert es sich deshalb zum Ende hin? Muss ich ganz und anders
     leben, um
wirklich
feiern zu können? Wann bin ich ganz und anders? Wann bin ich wirklich ich?
    Nutzen wir die drei Punkte und die beiden Übergänge auf der Bewusstseinsskala, um eine differenzierte Antwort auf diese Fragen
     zu erhalten: Am Punkt der totalen Verstrickung, wo ich zum Beispiel in Tobsucht schäume, erkenne ich mich selbst nicht wieder.
     Ich bin mir
ganz fremd
und wie von einer anderen Macht beherrscht. Freundlich formuliert bin ich nicht ich, sondern
man
. An Feiern ist nicht zu denken. Auf der Übergangsstrecke zum neutralen Punkt bin ich in ab- oder zunehmender Verstrickung,
     je nachdem in welche Richtung der Dimmer schiebt. Auch hier bin ich mir noch
fremd
: Im besten Fall spüre ich ein
Man-selbst-Sein
. Und wenn ich feiere, dann so wie
man
feiert – allerdings ohne innere Freude, weil die in der Verstrickung keinen Raum findet. Am neutralen Punkt taucht das Bewusstsein
     vom
Ich
auf. Anstatt in der fremdbestimmten »Man-Suppe« zu schwimmen, erlebe ich mich erstmalig als
eigenes
Individuum. Damit taucht
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