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Titel: Werben
Autoren: Eric Zimmermann
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Leben in eine andere Bahn zu lenken.
    Mit einer alten Weisheit sowie einem Tipp küsst sie mich auf beide Wangen und verabschiedet sich: »Andere Mütter – in anderen Städten – haben auch schöne Töchter! Denk dran! Werd’ endlich erwachsen und arbeite an deiner krankhaften Schüchternheit. Riskier’ endlich was!«
    Dritter positiver Punkt des Tages: Es geht aufwärts.

Fünfundzwanzigstes Kapitel

    Armes Würstchen

    Wer hätte je gedacht, dass die Polen außer der Erfindung lustiger Nachnamen – wie zum Beispiel Czarnkowa, Hussowczyk oder Chmielowski – auch noch andere Begabungen haben. Dieser Fresskorb, den mir unser Kunde Herr Wollny aus Dankbarkeit für seine vollendete Website geschickt hat, ist ein echtes Gaumen-Highlight. Alle Wurstspezialitäten – inklusive seiner schlesischen Weihnachtswurst Santa-Clauski  – will man sich am liebsten sogleich zentimeterdick auf ein riesiges Brot packen und ganz langsam fett werden. Schaden kann es ja – muss man ehrlicherweise sagen – nicht mehr bei mir.
    Denn in neun Wochen fast acht Kilo abzunehmen ist ein guter Start in meinen neuen Lebensabschnitt. Aber jetzt bitte keine falschen Schlüsse ziehen! Die Sache mit Lea und Eva habe ich schon fast vergessen. Sie sind nicht der Grund meiner schlankeren Statur.
    Ich habe meine Sucht nach Adrenalin entdeckt. Körpereigene Drogen sind doch viel besser als dieser neumodische, chemische Kram. Es ist viel einfacher zu erklären: Der zur neuen Wohnung nah liegende Park lädt zum Joggen ein. Die Zeiten meines rein geistigen Joggings und des Sinnierens über allerlei möglichen Schwachsinn sind vorbei. Zudem habe ich die vage Hoffnung, dort eine gleichermaßen fitnessbewusste Frau kennenzulernen.
    Den Tipp habe ich letzthin von meiner Schwester Birgit bekommen. Ob sie recht behält und diese Partnersuchmethode klappt? Man wird sehen. Ein Problem ihrer Theorie ist andererseits schnell erkannt: Ins Gespräch kommt man im Park meist nur mit Hundebesitzern, denn wer spricht schon beim Joggen.
    Nach dem Motto: »Das kenne ich. Mein Golden Retriever muss am Tag mindestens zwei Stunden Auslauf haben. Ihrer auch? … Ach was? Nein, nein das macht mein Hund nicht. Die Schuhe meines Exfreundes darf er aber jetzt essen.«
    Das ließe sich endlos fortsetzen.
    Einer alten Leidenschaft habe ich für mein neues Hobby Lebwohl gesagt. Durch den Verkauf meiner gesamten Cola-Dosen-Sammlung habe ich mir ein Paar hochwertiger Laufschuhe plus passender Klamotten gegönnt. Aus Blech wurde somit Kapital.
    Und, wer hätte es gedacht – einen kleinen Teilerfolg habe ich durch meine neue Sportstrategie bereits zu verbuchen. Jeden Abend zur selben Zeit begegne ich einer attraktiven Brünetten und ihrem kleinen Begleiter: einem Terrier. Diese Frau versteht es, mir, mit ihrem – nicht unangenehmen – frischen Schweißgeruch und einem extrem knackigen Hintern in Radlerhosen, den Kopf zu verdrehen.
    Vorgestern habe ich dann die Gelegenheit beim Schopfe gepackt … nachdem sie vor meinen Augen beim Laufen ausgerutscht war, habe ich ihr – Kavalier, der ich bin – wieder auf die Beine geholfen. Das kleine Unglück führte dazu, dass wir den Rest unserer Wegstrecken langsam zusammen getrabt sind und uns dabei sehr nett unterhalten haben. Aus eigener Kraft habe ich sie zum Schluss nach ihrer Telefonnummer gefragt. Schade nur, dass sie mir mitteilen musste, bereits in festen Händen zu sein. Ich sei allerdings herzlichst dazu eingeladen, bei ihr und ihrer Lebensgefährtin auf einen Tee vorbeizukommen.
    Selbst das Wetter wird mich nicht mehr aufhalten können. Die kalten Dezembertemperaturen werden meine Ambitionen nicht in den Winterschlaf versetzen. Anstatt meinem zweiten ehemaligen Hobby zu frönen, nämlich dem Putzen, werde ich nun lieber unter Menschen (und Hunde) gehen.
    Nebenbei bemerkt: Ich habe es endlich über das Herz gebracht, meine Bewerbung für die KISD – Köln International School of Design einzureichen. Mein Gefühl sagt mir, dass ich ab kommenden September nur noch obergäriges Kölsch und kein Pils mehr trinken muss. Ohnehin ist Kölsch wesentlich bekömmlicher für die Nieren, dies habe ich letzthin in der Apotheken Umschau gelesen – man sollte einfach alles positiv betrachten. Das Pendeln zwischen Köln und Aachen werde ich sicherlich auch überstehen.
    Um meine Bewerbungsmappe und die zugehörigen Entwürfe voll und ganz in Ruhe erstellen zu können, habe ich obendrein beschlossen, nach Weihnachten bei
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