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Titel: Werben
Autoren: Eric Zimmermann
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Eigentlich vollkommen gleich. Locker bleiben. Ich werde schon nicht von ein paar englischen Keimen sterben.

    Für den folgenden Morgen stehen für uns einige Touristen- sowie Terroristenattraktionen auf dem Plan. Generalstabsmäßig hatte ich mich der Ausarbeitung diverser Routen angenommen.
    Alles haut mich aus den Socken: die unbekannten Gerüche, die vielen Akzente und das daraus resultierende Sprachenwirrwarr. Einen Inder mit Turban kenne ich bislang nur aus dem Dschungelbuch , aber hier laufen sie alle zehn Meter an einem vorbei.
    Aachen ist wahrlich eine Kleinstadt gegen die Metropole an der Themse. Jede Seitenstraße hat ihren eigenen Pub, der zu jeder Zeit vor der Sperrstunde kühles Guinness bereithält.
    Am späten Vormittag fahren wir in einem dieser rollenden Klischee-Taxis, einem Black Cab , zum Buckingham Palace.
    Diesen Palastwachen mit ihren komischen, hohen Hüten kann man wirklich die dümmsten Witze erzählen. Sie lachen einfach nicht. Bestimmt alles Roboter. Das konnte der Geheimdienst MI6 nur bis jetzt geheimhalten. Im nächsten Bond-Film muss 007 sicherlich gegen Großbritanniens – außer Rand und Band geratene – Androiden kämpfen.
    Ein letzter Versuch, bei einem der Wächter, lässt mich meinen Klassiker ausprobieren. Mal sehen, ob der auch international funktioniert …

    There once was a guy with just one arm.
    He was standing in front of a second hand shop.

    Ein Japaner in meiner Nähe lacht sich scheckig. Die Wache wiederum verzieht nicht einmal einen seiner beiden Mundwinkel. Schade zwar, aber der lachende Asiat beweist dennoch, dass der Witz überall auf diesem Globus funktioniert. Auch fünf Minuten später lacht der kleine Japaner immer noch über den schlechtesten Gag der Welt. Zum guten Schluss muss ich ihm gestatten, ein Foto mit mir machen zu dürfen.
    Die ganze Latscherei ist ziemlich anstrengend. Oft ruhe ich mich aus und stelle in diesen kurzen Ruhepausen fest, dass das Pärchen in meiner Begleitung zwar zu meinen Freunden zählt, aber man als Single dennoch das fünfte Rad am Wagen bleibt. Deswegen beschließe ich, die restliche Heimat der Queen alleine zu erkunden.

    Am frühen Abend des zweiten Tages unserer Reise will ich einen weiteren wichtigen Punkt von meinem Reiseprogramm streichen: Englands Kronjuwelen. Danach will ich zurück in die Pension, um mit den anderen den Abend zu beschließen.
    Im Tower of London drücke ich mir die Nase an den vielen Glasscheiben platt. Kaum zu glauben, dass ein einfaches Stück Metall und ein paar Edelsteine die Macht über eine ganze Nation bedeuten. Einige Sekunden spiele ich mit der Idee, mit meinem Schweitzer Taschenmesser eine der Scheiben einzuschlagen. Aber ich bin kein MacGyver und die bewaffneten Wächter sowie das armdicke Glas überzeugen mich, dass dies einen Besuch im angeschlossenen Gefängnisverlies bedeuten könnte.
    Kurz vor sechs Uhr werde ich über einen Lautsprecher, zusammen mit allen anderen Anwesenden, aus dem Gebäude gebeten. Höflich, aber bestimmt erzählt uns eine näselnde Frauenstimme mit Cockney-Akzent, dass wir unseren Besuch gerne morgen fortsetzen können.
    Draußen angelangt setze ich schnell eine SMS an Moss Man ab, in der ich ihn wissen lasse, dass ich mich jetzt auf den Weg machen werde und dass er mir bereits ein kühles Bier vorbestellen kann.
    Mit der Musik meines MP3-Players in den Ohren laufe ich zur nahen Untergrundstation Tower Hill . Die nächste U-Bahn, die mich zu einem warmen Bett und etwas Essbarem bringen wird, ist nicht weit von meinem letzten Sightseeing-Objekt entfernt. Vorbei an den Überresten einer alten römischen Stadtmauer begebe ich mich in mehrere Meter Tiefe.
    Der feucht kalte Nebel, den ich sonst nur aus alten Edgar-Wallace-Filmen zu kennen glaube, kriecht bis in die letzten Ecken meines Körpers. So schließe ich meine lederne Motorradjacke und mache dies sogar mit den Reißverschlüssen aller Taschen, aus purem Aberglauben, dass die kühle Witterung auch hier hereinkommen könnte.
    Auf Züge warten zu müssen, kenne ich. Fünf Jahre wohnhaft in Düren haben aus mir einen geduldigen Menschen gemacht. Fairerweise darf man die Pünktlichkeit des London Underground aber nicht mit der Ungenauigkeit der Deutschen Bundesbahn vergleichen. Da ich nichts Besseres zu tun habe, öffne ich meine Umhängetasche, hole meinen Zeichenblock hervor und arbeite weiter an einer meiner Skizzen für die bevorstehende Aufnahmeprüfung der KISD.
    Während ich warte und von meiner Zeichnung
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