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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
Autoren: Gert Prokop
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ging zur Tür. »Ich hoffe, Sie laden mich demnächst einmal zu einem Braten ein. Übrigens, Ihre Überwachung wird heute eingestellt.«
    4.
    Devlin schien die NSA-Leute tatsächlich abgezogen zu haben. Anne bestätigte es, als sie am Abend anrief. Timothy berichtete ihr ausführlich von Devlins Besuch. Wieviel Mühe er gehabt hatte, den verschluckten Kristall zu retten, verschwieg er.
    Er hatte schon begonnen, die Informationen mit Napoleons Hilfe aufzuschlüsseln.
    »Ich fürchte nur, das hilft auch nicht weiter«, seufzte Timothy. »Warum entführt ihr nicht ein paar Devlins und unterwerft sie dem Test?«
    »Wenn es eine Chance gäbe, dadurch etwas zu erfahren, hätten wir es längst getan«, antwortete Anne. »Aber es scheinen nur ein oder zwei der obersten Devlins zu wissen, wer die Drossel ist, und an die kommen wir nicht heran.«
    Auch Timothy, das zeigte sich, als sie seine Liste durchcheckten, war auf keine Idee gekommen, die die Overalls nicht selbst gehabt hatten.
    Alle wichtigen Sitzungen fanden in abhörsicheren Katakomben statt, und Informationen wurden grundsätzlich nur dem kleinstmöglichen Personenkreis zugänglich gemacht. Das Sicherheitssystem schien so perfekt wie nur möglich zu sein. Es gab nicht nur Video-, Funk-, Radar-, Snarr- und Sonarüberwachung; obwohl man sicher sein konnte, daß die NSA die Quaserübertragung noch nicht besaß, wurden auch diese Frequenzen ständig überwacht, und es hatte seit Jahren schon keinen Versuch einer illegalen Sendung nach OBEN gegeben. Es war auch über drei Jahre her, daß ein Spion enttarnt worden war. Die NSA versuchte zwar immer wieder, ihre Leute nach UNTEN zu schicken, aber die entlarvten sich innerhalb weniger Tage oder stellten sich, soweit sie erpreßt worden waren, sobald sie UNTEN eintrafen. Natürlich konnte bei der immensen Ausdehnung, die das Gebiet des UNDERGROUNDS inzwischen angenommen hatte, nicht ausgeschlossen werden, daß es irgendwo geheime Kabel gab – immer wieder wurden Teile der riesigen unterirdischen Anlagen, Bunker und Straßen, die noch aus der Zeit der Atomkriegshysterie um die Jahrtausendwende stammten, oder ganze Straßenzüge von den Behörden aufgegeben und dem UNDERGROUND überlassen, manchmal auf Betreiben der NSA, die dort vorher komplette Sendeanlagen und Diversionsstützpunkte für ihre Agenten installierte –, aber seit Wochen wurden alle Personen, die Kontakt mit den Mitgliedern des IK hatten, besonders überwacht. Der regelmäßige Betrieb einer fest installierten Anlage hätte entdeckt werden müssen.
    Das alles ließ keinen anderen Schluß zu, als daß die Informationen entweder von der Drossel in einem toten Briefkasten abgelegt oder über eine Kette bis zu einem Agenten weitergegeben wurden, der bisher noch nicht überwacht wurde. Sollte man nun allen und jedem mißtrauen? Sollte man gar alle informieren und zu besonderer Wachsamkeit gegenüber jedermann auffordern?
    Anne berichtete Timothy, daß das Komitee für Sicherheit sich mit dieser Frage beschäftigt und sie verneint hatte; es gab genügend Beispiele aus der Geschichte der Revolution, wie verhängnisvoll so etwas ausgehen konnte.
    Auch in Timothy sträubte sich alles gegen den Gedanken, daß es nicht nur eine Drossel im Inneren Kreis, sondern sogar ein ganzes Spionagenetz geben sollte. »Vielleicht ist das Ganze ein Manöver der NSA, um auf diese Weise die Führung des UNDERGROUNDS durch gegenseitiges Mißtrauen lahmzulegen.«
    »Die Berichte unseres Bruders in ’Hollywood‹ beweisen leider, daß tatsächlich vertraulichste Informationen aus dem Inneren Kreis verraten werden«, antwortete sie. »Aber soviel ist jetzt mindestens klar: Die Drossel ist kein Mitglied des IK. Alle haben sich dem Wahrheitstest unterworfen, und das Ergebnis war jedesmal negativ.«
    »Könnt ihr wirklich sicher sein, daß der Test zuverlässig ist?«
    »Absolut.«
    »Kann es sein, daß die NSA das Verfahren auch besitzt und ein Mitglied des Inneren Kreises anzapft, ohne daß der es merkt?«
    »Unmöglich, Tiny. Dazu gehört nicht nur ein speziell programmierter Höchstleistungscomputer und das Serum, sondern auch große Übung. Und du hast doch am eigenen Leibe erlebt, wie schlapp man sich danach fühlt und wie lange es dauert, bis die Sinnesorgane wieder richtig funktionieren.«
    »Wenn ihr nun versucht, die undichte Stelle im Ausschlußverfahren zu ermitteln, wenn ihr eine Reihe von kontrollierbaren Informationen ausgebt, die jeweils nur ein Mitglied des Inneren Kreises
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