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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
Autoren: Gert Prokop
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Ironwood geleitet und beinahe das Leben verloren hatte, als das Militär die Streikleitung mit Aethylbomben beschoß; es war fast ein Wunder, daß Ironsides die schweren Verbrennungen überlebte, man hatte ihm große Teile der Haut durch synthetisches Gewebe ersetzen und den rechten Unterschenkel und den linken Arm transplantieren müssen.
    Die Tür wurde geschlossen, Patrick huschte auf seinen Sitz.
    Jerome P. Jerome hob die Hand, um die Tagung zu eröffnen. Er sprach die traditionelle Eröffnungsformel, aber kein Laut kam über seine Lippen – der Tonwandler zeichnete seine Worte als Schriftzeichen auf den Videoschirm.
    »Ich gelobe, mein Leben für die Verwirklichung der zwölf Grundrechte eines jeden Menschen einzusetzen, für das Recht auf Leben, das Recht auf Tod, das Recht auf Identität, auf nicht kontrollierten Freiraum, für das Recht auf Nahrung, auf Wohnung, auf Bildung, auf Arbeit, für das Recht auf Gesundheitsschutz, auf Freizügigkeit, auf Gerechtigkeit, für das Recht auf Kinder.«
    Die vielfachen Konturen auf dem Bildschirm zeigten, daß jetzt alle mitsprachen. »Das gelobe ich. Do or die!«
    Timothy hatte schon bei den ersten Worten ein Gefühl der Ergriffenheit gespürt, und er schämte sich nicht, als ihm jetzt Tränen in die Augen schossen. Dann wurde er voll davon in Anspruch genommen, die Worte auf dem Bildschirm zu erfassen; die anderen waren geübter, so schnell zu lesen.
    »Diese IK-Tagung wurde auf Antrag unseres Ooverall einberufen«, sagte Jerome. »Die Tagesordnung besteht nur aus einem Punkt: der uns allen bekannte Verrat von internen Informationen an die NSA. Ich habe auf Antrag des Ooveralls unseren Bruder Timothy Truckle eingeladen, dessen Name und dessen Arbeit allen ein Begriff ist, den aber die meisten von uns bisher nicht persönlich kannten. Gibt es Einwände?« Der Videoschirm blieb dunkel. »Dann begrüße ich unseren Bruder Timothy als offiziellen Teilnehmer der Tagung. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, ihm unsere Anerkennung für seine Arbeit auszusprechen.«
    Es war das erste Mal, daß Töne aufklangen; Ironsides begann, dann klatschten alle. Timothy richtete sich auf und bedankte sich mit einem verlegenen Lächeln. Jerome erteilte dem Ooverall das Wort.
    Patrick gab einen kurzen Überblick über das Sicherheitssystem und die zusätzlich getroffenen Maßnahmen, über die dennoch an die NSA gelangten Informationen und die vergeblichen Versuche, den Spion ausfindig zu machen. Ein paarmal gab es Unruhe im Raum; offensichtlich hatten nicht alle gewußt, wie ernst es tatsächlich stand.
    »Ein erster Erfolg zeigte sich, als wir auf Vorschlag von Timothy in die ’Stummzeit‹ gingen«, schloß Patrick. »Seitdem ist der Informationsfluß an die NSA unterbrochen. Aber dazu und zu seiner Theorie, wer die Drossel ist, soll er selbst sprechen.« Timothy setzte sich zurecht und räusperte sich ein paarmal; daß er sein Krächzen als Zackenbänder über den Videoschirm laufen sah, brachte ihn durcheinander; er verhaspelte sich, kam ins Stottern, was sich wiederum als eine Folge von Streichungen und Wiederholungen abzeichnete, so daß Jerome die Hand hob und ein »Schön ruhig, Tiny!« auf den Bildschirm schickte.
    »Es ist tatsächlich nur eine Idee«, sagte Timothy, »eine ziemlich absurd klingende dazu. Und daß ich daraufgekommen bin und nicht die Overalls, liegt nicht daran, daß ich schlauer war als sie, sondern dümmer.« Timothy drehte sich erschrocken um, weil eigenartige Kurven über den Schirm huschten; einige hatten gelacht.
    »Doch, so ist es. Sie hatten sämtliche Fakten, ich kannte weder die genauen Daten der Sicherheitssysteme noch den Kreis der Verdächtigen, also konnte ich freier kombinieren, und man hatte mir den Auftrag gegeben, auch die verrücktesten Ideen zu durchdenken. Da alle logischen Wege in Sackgassen endeten, mußte die Lösung irgendwo in dem als unmöglich Ausgesonderten liegen. Ich will keinen langen Vortrag über die vielen vergeblichen Versuche halten, die mich nicht nur einmal verzweifeln ließen. Es blieben ein paar Fragen, auf die es keine befriedigende Antwort gab, die allerdings auch in keinem Zusammenhang zu stehen schienen. Erstens: Wenn es eine Drossel im Inneren Kreis gibt, muß die NSA die Namen der IK-Mitglieder kennen. Warum versucht sie nicht, sie zu liquidieren? Gut, es ist unmöglich, den Tagungsort rechtzeitig herauszubekommen und alle auf einen Schlag zu vernichten, was aber ist mit den Grenzgängern, mit den Brüdern, die OBEN
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