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Wer spart, verliert

Titel: Wer spart, verliert
Autoren: Nicole Rupp
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das eigene Maß an angstfreiem Verhalten hinaus zu sparen, zu geizen, zu horten und begierig noch billiger einzukaufen. Geiz ist gesellschaftsfähig geworden und billig einkaufen Kult. Während wir also den Einzelhändler unseres Vertrauens in direkter Umgebung vernachlässigen, erfreuen sich nur noch die wenigen großen Discountketten eines immer größeren finanziellen Überflusses. Wir bringen dadurch prall gefüllte Konten weniger Empfänger zum Überquellen, während der breiten Masse an Menschen dadurch dieses Geld immer mehr vorenthalten wird. Im Zuge des steigenden Preisdruckes fallen viele kleine Unternehmen und sehr viele Arbeitsplätze weg. In Zeiten, in denen Produkte schon billig sind, gibt es vor allem eine zuverlässige Möglichkeit, weitere Kosten zu sparen: der Faktor »Mensch«. Unsere menschliche Arbeitsleistung ist teuer und teurer als in vielen anderen Ländern dieser Welt. Vor allem ist sie zunehmend zu teuer, um unseren eigenen Ansprüchen nach billigen Produkten noch standhalten zu können. Wir selbst tragen dazu bei, uns und wertvolle Arbeitsleistungen wegzurationalisieren.
    Wir sparen jeden Cent menschlicher Leistung und damit auch an Wertschätzung für Menschen, die wiederum Nachfrage generieren würden.
    Der befürchtete Mangel beschleunigt sich dadurch, dass wir dem regionalen Geldkreislauf unser Geld entziehen und in immer weniger Kanäle fließen lassen. Wir bestätigen uns in unserem eigenen Glauben an den Mangel. Indem wir ihn durch unseren ungebrochenen Glauben daran selbst realisieren.
    Wir tragen zu einem größeren sozialen Ungleichgewicht bei und verbilligen unsere Gesellschaft. Wir begrenzen die Dynamik und den regen Austausch zwischen Menschen. Wir selbst sind es, die uns begrenzen und einschränken. All das in der Illusion, dadurch mehr Geld im eigenen Portemonnaie zu haben.
    Wenn wir die Augen weit genug öffnen, stellen wir fest, dass dem nicht so ist. Sparen am Menschen verhilft nur kurzfristig und nur scheinbar zu finanziellem Wachstum. Stabiles nachhaltiges Wachstum bleibt auf der Strecke. Auf der Seite derjenigen, bei denen finanzielles Wachstum wuchert, stellt sich die Frage, inwieweit jeder zusätzliche Euro zu noch mehr Erfüllung beitragen kann.

    Geld an sich erschafft keinen Reichtum und löst auch nicht den Mangel aus. Es ist nicht verantwortlich für all das, was wir mit ihm machen. Wir haben Geld erfunden und es zu dem gemacht, was es heute ist. Geld ist wie ein Stimmzettel, denn mit jeder Geldausgabe treffen wir eine Wahl. Niemand außer uns selbst trägt zu den Entwicklungen bei, die uns alle betreffen.
    Sie tragen die Verantwortung für ihr Leben –
und dazu gehört auch Ihr Geld.
    Wir haben uns offenbar damit abgefunden, dass uns die Mitte abhandenkommt zugunsten einer Zweiklassengesellschaft. Als Individuum sind wir verloren, wenn wir unsere Mitte verlieren. Auch eine Gesellschaft gerät ohne ihre Mitte aus der gesunden Balance. In den zwei Extremen zu leben, zwischen extremer Armut und extremem Reichtum, bedeutet einen Verlust für beide Seiten. Denn für die Reichen wird ihr eigener Reichtum immer beängstigender, wenn es immer mehr Menschen gibt, die ihnen diesen Reichtum neiden, wütend sind und von dem Kuchen etwas abhaben wollen. Sicherheitsanlagen bieten einen gewissen Schutz, doch das eigentliche Risiko, das von »der anderen Seite« ausgeht, muss dennoch mit Angst und Unsicherheit ertragen werden. Die Lebensqualität steigt auf beiden Seiten nicht. Und die Probleme in allen Bereichen unseres Lebens werden größer. Der Unmut wird weiter steigen zu Lasten unserer Lebensfreude, Freiheit, Menschlichkeit und Gemeinschaft.
    Wir haben ein großes Stück Vertrauen in unser Geld und unseren Umgang damit verloren und damit auch in uns als Gesellschaft, die zu einem stimmigen finanziellen Austausch in Beziehungen fähig ist. Dagegen wächst das Misstrauen bei Geldanlagen wie auch gegenüber Geschäftspartnern, Kunden, Unternehmern und all den Menschen, mit denen wir durch Geld verbunden sind.
    Heute brauchen wir sichtbare Beweise. Konkret fassbar und vorzeigefähig müssen sie sein, so dass wir wieder sehen, woran wir glauben können, und uns dadurch sicherer fühlen. So kaufen wir massenweise ökonomisch wie ökologisch unsinnige Produkte, die uns scheinbar diese Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Unser Vertrauen ist umso mehr davon abhängig, was sich uns im Außen zeigt. Unser wirklicher Glaube und unser tiefes Vertrauen in das Leben und in uns
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