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Wer spart, verliert

Titel: Wer spart, verliert
Autoren: Nicole Rupp
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Blumengeschäft einen Blumenstrauß für einen ganz besonderen Menschen auszuwählen. Es zählte nicht nur das Produkt, es war der Gedanke, das Auswählen, das Hineinversetzen in den anderen, an den man dabei liebevoll dachte … oder einfach eine große Freude für einen selbst. Und wenn der Strauß fertig war, war er immer eines: einzigartig!
    Bewusst einzukaufen steht also nicht mehr hoch im Kurs. Dabei ist das nur ein repräsentativer Teil eines bewussten Lebensgefühls. Gleichermaßen bezieht sich »billig« nicht nur auf unsere Einkäufe. Wir leben billiger, schnelllebiger, unbewusster und machen wahllos Dinge, ohne ihnen Aufmerksamkeit zu schenken.
    »Billig« ist Ausdruck unserer Lebensgestaltung.
    Wir investieren zusätzlich wertvolle Zeit, nur um Dinge noch günstiger zu erlangen. Wir verzichten auf Lebensgenuss, während wir in Umgebungen einkaufen, die an menschlicher Gleichgültigkeit kaum noch zu überbieten sind.
    Wo halten Sie sich, wenn Sie ehrlich zu sich selbst sind, lieber auf: an einem Ort, an dem menschliche Begegnungstattfinden darf und es »menschelt« – oder an einem Ort, an dem man sich zugunsten von »billig« kaum noch Menschen leisten kann? Es »produktelt« vielerorts, denn unseren Produkten messen wir Wert bei. Der Mensch hat offensichtlich an Wert verloren und darf nichts mehr »kosten«. Klarheit über eigene Werte hat da keinen Platz, und für Qualität ist kein Geld da. So ist »billig« zum »Qualitätsgütesiegel« mutiert. »Billig« hat einen entscheidenden Vorteil: Der Preis ist das entscheidende Kriterium. Und das erleichtert die Sache ungemein. Genau genommen müssen wir gar nicht mehr entscheiden, denn das macht der Preis ja bereits. Vielleicht heißt es deshalb, dass »billig« nun »lebt«.
    Genießen Sie billig oder wertvoll?
    Unsere Lebensqualität jedenfalls ist durch den siegreichen Einzug von »billig« in unserem Leben nicht gestiegen. Wir verzichten freiwillig auf den individuellen Ausdruck unserer Persönlichkeit, während wir uns mit Standard-Massenprodukten begnügen. Wir kaufen nicht mehr das, was uns erfüllt oder was wir wollen, sondern das, was es gerade billig im Angebot gibt. Wir kaufen nicht nur bewusst und gezielt das, was wir wirklich benötigen, sondern in rauen Mengen Dinge, die wir eventuell irgendwann einmal brauchen könnten.
    Dafür wird langfristig im Voraus geworben, damit wir uns noch besser auf das Angebot der Discounter einstellen können. Am Preis wird fleißig gespart: bei technischen Geräten ebenso wie bei gesunder Ernährung, bei Produkten genauso wie bei Menschen, bei anderen und bei uns selbst natürlich gleich mit. Wir sind zu sparsam und zu geizig, noch in uns zu investieren.
    Wer soll dann noch in Menschen investieren, in Zeiten, indenen wir selbst schon bereit sind, am eigenen Leibe zu sparen?
    Ein »Ja« für den billigsten Anbieter ist immer auch ein »Ja« zu dem dahinterstehenden Konzept. Und das dahinterstehende Konzept ist schnell auf einen gemeinsamen Nenner gebracht: absolute Gewinnmaximierung – ohne Rücksicht auf menschliche Verluste. Wenn wir nur Produkte aus den Billigmärkten nachfragen, tragen wir dazu bei, dass immer mehr Menschen nur gering entlohnt werden und immer mehr Menschen in Zukunft keine Arbeit mehr haben werden. Auch wird »billig« immer relativer und vor allem auch zunehmend und schleichend teurer, je mehr die »Konkurrenz« schrumpft. Vertrauen in die Angebote der Discounter ist nicht uneingeschränkt angebracht und Kontrolle dringend notwendig. Das Zeitfenster, in dem all unsere Einkäufe auf dem Müll landen, hat sich in den letzten Jahren dramatisch verkürzt – und verkürzt sich weiter. Wie wertvoll sind all diese »Sachen«, die unser Leben nur derart kurz zu bereichern vermögen? Spätestens wenn wir die Kosten der Entsorgung berücksichtigen, kommen wir zu dem Schluss, dass billig schon längst »zu teuer« ist. Die dadurch bedingte, nicht wiedergutzumachende, höhere Umweltzerstörung noch nicht gerechnet. Sie lässt sich weder berechnen noch mit Geld wiedergutmachen. »Billig« kommt uns also teuer zu stehen.
    Ein »Ja« für den billigsten Anbieter ist immer auch ein »Ja« zu seinem Konzept.
    Was ist dann das Attraktive von »billig«? »Billig« bringt unsere Augen zum Leuchten, denn es verspricht uns mehr von allem für weniger Geld. So »sparen« wir – ohne uns des hohen Preises bewusst zu sein, den wir persönlich undletztendlich auch als Gesellschaft still und leise und
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