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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt
Autoren: Christopher Brookmyre
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da ’nen kleinen Dealer, der den ganz Harten machte. Ich wusste, dass er einen Lieferanten oben in Maryhill kannte, aber ich hab nichts aus ihm rausgekriegt. Das hab ich Bob erzählt, und der meinte, er könnte mir helfen. Er und dein Vater und Bill. Die wollten mal kurz hinten im Wagen mit ihm reden …«
    Fallans Blick verfinsterte sich.
    »Die Methode ist mir geläufig. Hab oft gesehen, wenn die Reste nachts in den Spooky Woods in Gallowhaugh abgeladen wurden. Manche konnten sogar noch geradeso laufen. Unsere Steuergelder.«
    »Na ja, der Kerl ließ sich nicht so einfach brechen. Zu hart, zu stur, zu dumm, um einfach damit rauszurücken. Dann war’s zu spät.«

    McDade schluckte, ernsthaft von dem Augenblick verstört, als sich alles geändert hatte und nichts mehr wie vorher war.
    »Plötzlich haben wir ’ne Leiche im Wagen. Was nun? Ich kannte da aber ’ne Stelle. ’Nen Steinbruch in den Campsies, gerade erst geschlossen. Viel lockere Erde, Geröll, und komplett umschlossen, da konnte einen keiner sehen. Da haben wir ihn begraben.«
    »Wie hieß er?«
    »McGeoch«, sagte er leise. »Scotty McGeoch.«
    »Keine große Trauer, nehme ich an?«
    »Er wurde vermisst gemeldet, aber seine Leute hatten ’ne lange Verdächtigenliste, wer ihn gerne loswerden wollte, und wir standen nicht drauf.«
    »Jackpot«, sagte Jasmine trocken.
    »Es war ein Albtraum«, erwiderte McDade.
    »Aber ein wiederkehrender«, bemerkte Fallan.
    McDade nickte zerknirscht.
    »Nicht lange danach hatten wir mit diesem Schwein, diesem widerlichen Dreckschwein, Vinny McLellan, zu tun. Erinnerst du dich an den?«
    »Ich kannte die Familie.«
    »Tja, der kam nach ’nem Mord ungeschoren davon, weil alle Angst hatten, gegen ihn auszusagen. Hat ein Mädchen vergewaltigt, das als Zeugin infrage kam. Er war ein tollwütiges Tier, und wir haben ihm den Gnadenschuss gegeben. Die Gerechtigkeit hatte gesiegt. Das hätte uns niemand vorgeworfen, aber mich hat’s trotzdem lange ganz krank gemacht. Man hat irgendwann keine Angst mehr, erwischt zu werden, aber man lebt trotzdem nicht leicht damit. Dann sagt man sich aber, man muss es eben, man muss seine Last tragen.«
    »Für Mord büßt man ein Leben lang«, sinnierte Fallan.
    »Das Dumme ist, es wird einfacher. Das weißt du sicher auch. Vor allem, wenn man’s mit Schweinen zu tun hat.«

    »Und wie sieht’s mit Lehrerinnen und Chemiestatistikern aus?«
    »So war das nicht«, wiederholte McDade. »Da ging’s um einen Kerl namens Jai Kerrigan, der oft für Tony gearbeitet hat. Gehörte irgendwann zum engsten Kreis. Erinnerst du dich an den Namen?«
    »Ich erinnere mich dran, dass er eines Tages auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist.«
    »Es stimmt nicht, dass wir für Tony McGill Leute haben verschwinden lassen. Er hat das Gerücht allerdings nie dementiert. Aber die Sache war ganz anders. Da ging’s um die Interessen von vielen. Jai hatte Tony hintergangen und wollte in Kooperation mit den Cassidys Heroin in Gallowhaugh dealen. Das hätte unberechenbare Auswirkungen gehabt und wäre sehr blutig geworden – wir hätten bis zu den Knien in Leichen gestanden. Wir haben einen Präzisionsschlag ausgeführt, könnte man sagen.«
    »Eine notwendige Maßnahme?«, sagte Fallan.
    »Damit haben wir einer Menge Leuten das Leben leichter gemacht und teilweise verlängert. Wir sind mit ihm in den Steinbruch gefahren – ich, Bill, Bob, dein Vater und McGill. Er musste unbedingt dabei sein. Hat rumgehampelt, wollte den Moment künstlich in die Länge ziehen, bis dein Vater genug hatte. Hat Jai eine in den Kopf gejagt. Doch dann haben wir einen Schrei gehört, von einer Frau. Wir gucken hoch – es war ein richtig warmer, klarer Abend – und von oben guckt uns ’n Pärchen entgegen. Keine Ahnung, was die da gemacht haben – vielleicht gevögelt. Ihr Auto stand nah an der Kante zum Steinbruch, wir hatten’s aber die ganze Zeit nicht gesehen, weil die Scheinwerfer und der Motor aus waren und man sowieso selten nach oben guckt.«
    McDade seufzte noch einmal reuevoll – noch ein Augenblick, den er nicht ändern konnte.
    Sie verließen Bishopbriggs in Richtung Kirkintilloch.

    »Sie rannten zum Auto, weil wir sie gesehen hatten und wollten abhauen; der Motor heulte auf, und die Räder drehten wohl auf dem Gras durch. Wir hatten Panik. Dein Vater hat einen Schuss abgefeuert. Und was für einen. So was kriegt man nie wieder hin, und wenn man’s ’n Monat lang versucht.«
    Er schüttelte den Kopf, den
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