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Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Titel: Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen
Autoren: Eva Gerberding , Evelyn Holst
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liebe Leserin, Sie werden vermutlich nicht dazugehören. Weil Geburt, ganz nüchtern betrachtet, ein manchmal bis zu vier Kilogramm schweres Menschenbündel ist, das aus Ihnen herausgezogen wird. Das geht nicht ohne Blut, Schweiß und Tränen, Euphorie stellt sich da wohl eher für die Masochistinnen unter uns ein. »Eine Geburt ist brutal, blutig und schmerzhaft, und kein anders lautendes Gerede wird mich vom Gegenteil überzeugen«, schreibt auch Siri Hustvedt in ihrem Roman Was ich liebte . [Ref5]
    »Stimmt! Die Geburt meines Sohnes Yannick hat vier Tage gedauert, ein absoluter Albtraum, bitte nie wieder!«, sagt Yvonne, 33, drei Wochen nach der Geburt. Ein Jahr danach meinte sie: »Das Beste, was mir je passiert ist. In zwei Jahren bin ich hoffentlich wieder schwanger.« Das ist die wunderbare Verdrängung, die für unser Überleben sorgt.

    Wir wissen nicht, was auf uns zukommt, und das ist gut so
    »Für die Frau ist eine Geburt ja so, als müsste sie einen Kürbis durch den Ausschnitt eines Rollkragenpullovers pressen«, beschreibt die Hebamme Luise Kaller im stern sehr plastisch den Geburtsvorgang. Es ist leider so – eine normale Geburt, bei der alles super läuft, ist ein Glücksfall und nicht unbedingt die Regel. Wir wollen uns zu diesem Thema nicht einschießen, aber auch keinen falschen Optimismus verbreiten. Es gibt Schöneres im Leben, als mit weit geöffneten Schenkeln auf einer Krankenliege zu liegen, hilflos ausgeliefert. Wie auch beim Sport und manchmal beim Sex kommt das schönste Gefühl erst danach. So empfand es auch Marie, 38, Lehrerin, die während der Geburt ihre zwischen ihren Beinen schwitzende Hebamme anschrie, weil sie es vor Schmerzen einfach nicht mehr aushielt: »Sie können mich mal, ich geh nach Hause!« Natürlich blieb sie und ist jetzt die glücklichste Mutter der Welt. [Ref6]

    »Viel Mühsal bereite ich dir, sooft du schwanger wirst. Unter Schmerzen gebierst du Kinder.« Das ist Evas göttliche Strafe, weil sie vom Baum der Erkenntnis genascht hat und deshalb aus dem Paradies vertrieben wird. Zum Glück sind wir Frauen zäh und halten eine Menge aus. Würden wir dieses Thema den Männern überlassen, gäbe es nur Einzelkinder. Oder gar keine mehr.
    Und etwas hat sich zum Glück seit Evas Zeiten geändert – wir können wählen zwischen natürlicher Geburt, die während, aber nicht so lange danach wehtut, oder dem immer beliebter werdenden Kaiserschnitt, bei dem es umgekehrt ist. Warum ziehen ihn trotzdem immer mehr Frauen vor? Ist ein Ende mit Schrecken nicht viel angenehmer als ein Schrecken ohne Ende?

    Nein, jedenfalls nicht für die hippen Karrieremamis von heute, die ihre Geburt sorgfältig terminieren und sie deshalb am liebsten zwischen Fortbildung und Herbsturlaub erledigen. Die vor allem ihre Beckenbodenmuskeln und Sexualorgane nicht den Strapazen einer natürlichen Geburt aussetzen wollen und Angst haben, dass eine normale Entbindung zum postnatalen Lustkiller werden könnte. Too posh to push? »Ich will untenrum nicht total ausgeleiert sein«, sagt eine Mutter, die stattdessen jetzt eine unschöne Kaiserschnittnarbe beklagt, die über ihre ultraknappen Stringtangas ragt.
    Tatsächlich kann gelegentlich die vaginale Geburt zu einer Schädigung des Beckenbodens führen, mit Harninkontinenz oder Schmerzen beim Sex. »Aber das sind alles vorübergehende Schäden, die intimchirurgisch mühelos zu beseitigen sind«, meint dazu der Gynäkologe Dr. Frank Schneider-Affeld. »Auch das sogenannte Ausgeleiertsein lässt sich heutzutage gut behandeln. Und wenn die Frau es möchte, können wir die Scheide mit Eigenfett behandeln und dadurch den postnatalen Lustfaktor erheblich verbessern. Leider gibt es noch immer viele Gynäkologen, die so etwas ablehnen. Das finde ich mittelalterlich.«
    Mittlerweile kommt in Deutschland jedes dritte Baby mithilfe des Skalpells zur Welt. Auch deswegen, weil es für die Kliniken finanziell lohnender ist: Die Honorare für einen Kaiserschnitt sind deutlich höher als die für eine natürliche Geburt. »Ich habe einmal normal und einmal mit Kaiserschnitt entbunden«, erzählt eine Mutter.

    »Und ich kann nur sagen, Augen zu und durch ist viel besser, als nach der Narkose viel zu benommen zu sein, um sein Baby in die Arme zu nehmen. Kaiserschnitt mag in medizinischen Ausnahmefällen das Richtige sein, aber nicht, wenn man Angst davor hat, dass die Vagina ausleiert.«
     

    Babys – der homöopathische Spaßfaktor
    Und dann ist es endlich so
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