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Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Titel: Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen
Autoren: Eva Gerberding , Evelyn Holst
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Partnerschaft ganz wunderbar beflügeln. »Gibt es etwas Tolleres, als mit einer Frau zu schlafen, in der neues Leben wächst?«, schwärmt Bernd, 41, drei Kinder. »In diesem Zustand ist sie doch wie eine blühende Sommerwiese, am liebsten würde ich meine Frau andauernd schwängern.«
    Oskar Holzberg, Psychologe
    Wenn ich als Mann jedoch auf androgyne Frauen stehe, dann stört mich das Füllige. Und nach der Geburt habe ich vielleicht noch diese blutigen, schleimigen Bilder im Kopf, da ist schließlich viel passiert zwischen den Beinen meiner Sexualpartnerin, das mit Sex sehr wenig zu tun hat.
    Auf der anderen Seite gibt es Männer, die sich ausgegrenzt fühlen, weil in ihrer Frau etwas heranwächst, das mit ihnen zunächst nichts zu tun hat. Oder hauptsächlich Anstrengendes, wie etwa sonderliche Gelüste zu befriedigen, Salzgurken aus der Tanke zu besorgen, andauernd Fußmassagen zu verabreichen. »Die Liste ist endlos«, seufzt ein Vater, der anonym bleiben möchte und der heilfroh war, als sein Sohn endlich auf der Welt war. »Vorher war ich der Sklave eines dicken Bauches, dessen Wünsche und Befindlichkeiten sich nahezu stündlich änderten. Jeden Abend, wenn ich vom Büro nach Hause kam, fand ich eine andere Stimmung vor. Mal verheult, mal euphorisch, mal gereizt. Und immer sind es die Schwangerschaftshormone und immer muss ich als Mann darauf Rücksicht nehmen. Es reicht mir.«
    Nein, nicht jeder Mann ist glücklich, wenn seine Frau von Tag zu Tag mehr anschwillt.

    »Viel zu viel Frau«, nennt es Bert, 46, der in seiner Frau, die zum zweiten Mal schwanger ist, nichts mehr von dem schlanken, androgynen Wesen wiedererkennt, in das er sich vor zehn Jahren verliebt hat. »Sie ist inzwischen so rund und fraulich geworden, dass ich sie nicht mehr begehre, Sex geht im Moment gar nicht mehr.« Und so begann Bert damit, immer später nach Hause zu kommen und immer öfter in Düsseldorfs Nachtleben einzutauchen. Männer sind Schweine? Nein, Männer sind nur ein bisschen überfordert in dieser Zeit und brauchen auch ab und zu mal eine kleine Streicheleinheit. [Ref4]
    Ja, die werdenden Väter stehen heute ganz schön unter Druck. Einfach nur vor der Kreißsaaltür zu sitzen und vor sich hin zu sinnieren, so wie der Held aus Fabio Volos Roman Einfach losfahren , wird Männern nicht mehr erlaubt. »In diesem Warteraum denke ich über mein Leben nach, wie es sich verändern wird, und versuche zu begreifen, was es bedeutet, ein Kind zu haben. Für immer.« Für immer. Wie gut, dass man das nicht vorher weiß.

    Dr. Tine Biermann-Raben, Gynäkologin, Hamburg
    »Heute ist alles so schwierig geworden durch diesen zunehmenden Druck in den letzten Jahren, wie man gebären soll. Alles soll möglichst sanft und ohne schlechte Gefühle ablaufen. Das macht den Frauen so einen Druck und man hat sofort Versagensängste, wenn man es nicht hinkriegt. Der Druck und der Vergleich, das ist das Schlimmste. Die Frauen trauen ihrem Körper und sich selbst oft nicht zu, eine normale Geburt hinzukriegen.
    Bei allem Recht auf Information haben viele Schwangere zu viel ›im Kopf‹, aber ein Kaiserschnitt auf Wunsch kann auch nicht die Alternative sein. Trotz modernster Technik ist diese Operation immer noch mit Risiken für Mutter und Kind verbunden – es gibt Schmerzen durch Verwachsungen, Anpassungsstörungen des Neugeborenen und jede folgende Schwangerschaft ist schon von vornherein ein Risiko. Am besten ist es, die Ressourcen der werdenden Mutter zu stärken, ihr Körpergefühl zu unterstützen und bei der Geburt eine gute Begleitung zu gewährleisten.
    Was sicherlich eine Rolle spielt bei den vielen Kaiserschnitten, ist die Angst der Geburtshelfer vor juristischen Konsequenzen. Es werden so schnell Gerichtsprozesse angestrebt, dass sie kein Risiko mehr eingehen wollen. Früher wurde die Güte einer Klinik danach bemessen, wie wenig Kaiserschnittgeburten sie hatte. Wenn eine Klinik dreißig Prozent Kaiserschnitte hatte, ist die Frau da schon gar nicht mehr hingegangen.«

»Es war der schönste Moment in meinem Leben« – Mit der Fruchtblase platzt leider auch die Illusion
    Natürlich gibt es auch sie, die während der Schwangerschaft zu lieblichen Rosen erblühten zukünftigen Mütter, die bis zum errechneten Stichtag auf einer Woge des Glücks schwimmen, bevor sie sich entspannt in den Kreißsaal legen und »Es kann losgehen« sagen. Minuten später wird ihnen das süßeste Baby der Welt auf den Bauch gelegt.
    Träumen Sie weiter,
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