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Wer paßt schon gern auf Mädchen auf?

Wer paßt schon gern auf Mädchen auf?

Titel: Wer paßt schon gern auf Mädchen auf?
Autoren: Ann Mari Falk
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Tante“, brummte er unfreundlich.
    „Doch“, widersprach Stina. „Meine Tante Karin ist eine Tante.“

    Auf dem Küchentisch standen lauter Dinge, die Jan für sein Leben gern aß: Leberpastete, Ölsardinen und frisch gebratene Fleischklößchen; dazu eine riesige Schüssel Spaghetti mit ganz viel Soße.
    Mama stellte eine Vase mit einer Tulpe auf den Tisch und zündete zwei Kerzen an.
    „Läuft dir das Wasser nicht im Mund zusammen, mein Junge?“ fragte sie erstaunt. Mamas Stimme klang weich, aber ihre Augen blickten wachsam und streng.
    Jan mußte tatsächlich ein paarmal schlucken, aber nicht, weil er hungrig war.
    Um so mehr futterte Stina. Sie sagte keinen Pieps, während sie belegte Brote kaute und so viele Fleischklößchen in sich hineinstopfte, daß Jan sie gar nicht mehr zählen konnte. Sie schwitzte und war ganz rot im Gesicht.
    Sollte sie doch zerplatzen!
    „Jan“, sagte Mama schonungslos, „nimm dir ein Beispiel an deiner lieben, kleinen Kusine. Du Suppenkaspar!“
    Darauf hatte Jan nur gewartet.
    Stina schlürfte unüberhörbar die letzten Spaghetti in sich hinein.
    Erschrocken über das Geräusch, klimperte sie mit ihren großen Augen und ermahnte sich streng: „Jetzt darf ich auf keinen Fall auch noch rülpsen.“ Dann fragte sie ihre Tante: „Was ist denn ein Suppenkaspar?“
    „Ein Nahrungsverweigerer“, antwortete Mama.
    „Und was ist das?“ fragte Stina weiter.
    „Jemand, der nicht essen will“, erklärte Mama.
    Stinas Augen wurden noch größer und runder vor Staunen. Sie hatte schöne himmelblaue Augen. Aber ihre Nase sah aus wie ein Knopf. Ihre kugelrunden Wangen glänzten rosig, und ihr Haar war ganz dünn und weich und beinahe weiß.
    „Du siehst aus wie ein kleines Schweinchen“, stellte Jan fest.
    „Was hast du gesagt?“ fragte seine Mutter entrüstet.
    Jetzt war Mama auch noch böse auf ihn! Er glaubte, Martin und die anderen Schulkinder zu hören, wie sie häßliche Schimpfworte hinter ihm herriefen. Was die für furchtbare Worte kannten. Das sollte Mama einmal hören.
    Stina hob keck ihre Nase in die Luft und schob ihr Kinn vor. „Kleine Schweinekinder sind sehr süß“, sagte sie nachdrücklich.

    Mama gab ihr recht und fügte hinzu: „Du bist auch sehr süß, mein Schätzchen.“

    Nun wurde Stina aber frech! Sie kletterte, ohne zu fragen, auf Mamas Schoß und sagte ihr Sprüchlein auf: „Vielen Dank für das Essen, liebe Tante Karin. Amen.“

    Am Abend herrschte ein großes Durcheinander. Stina sollte im Kinderzimmer untergebracht werden. Aber es gab nur ein Kinderzimmer. Für einen Hund hätte Jan gern Platz gemacht. Jetzt mußte er seine Spielsachen vom Sofa wegräumen, damit Mama das Bett für ein dummes, kleines Mädchen machen konnte.
    „Es ist, als ob du ein Schwesterchen hättest“, sagte Mama, ohne daß Stina sie hören konnte. „Ist das nicht lustig?“
    „Es ist ganzfurchtbar schrecklich“, antwortete Jan. „Wie lange bleibt sie?“
    „Mindestens eine Woche“, erwiderte Mama kleinlaut. „Natürlich nur, wenn sie sich mit dir verträgt.“
    „Mit mir wird sie sich nie vertragen. Dafür sorge ich“, knurrte Jan.
    Mama wußte nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie nahm Stina an der Hand und brachte sie schnell ins Badezimmer.
    Papa las immer noch Zeitung. Jetzt legte er sie weg und fragte Jan:
    „Was habt ihr heute den ganzen Tag gemacht?“
    „Nichts Besonderes“, murmelte Jan.
    „Das stimmt doch nicht. Was habt ihr gemacht?“
    „Alles mögliche“, wich Jan aus.

    „Ist es nicht schön... “
    Sein Vater verstummte. Er seufzte und las weiter Zeitung.
    Jan ging zum Fenster und starrte hinaus.
    Eine alte Straßenbahn ratterte und quietschte durch den Schneesturm. Eine Frau, die ihren Dackel ausführte, kämpfte mühsam gegen den starken Wind. Schließlich mußte sie sich am Laternenpfahl vor Papas und Mamas Geschäft festhalten. Dabei war die Frau groß und dick und schwer.
    Einen Hund ausführen...! „Ich dachte, die Überraschung ist ein kleiner Hund“, flüsterte Jan.
    Die Zeitung fiel raschelnd auf den Boden.
    „Mein kleiner Mann“, versuchte Papa zu trösten. „Wer hätte denn Zeit, ihn zu verpflegen?“
    „Ich natürlich“, antwortete Jan sofort.
    „Jaja, das kennen wir!“ wehrte Papa ab.
    Dabei hatten sie noch nie einen Hund gehabt!
    „Kann Stina sich vielleicht selbst verpflegen?“ fragte Jan schnippisch.
    „Während du krank warst, half Frau Lundström uns im Geschäft. Sie kommt nächste Woche wieder“,
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