Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer paßt schon gern auf Mädchen auf?

Wer paßt schon gern auf Mädchen auf?

Titel: Wer paßt schon gern auf Mädchen auf?
Autoren: Ann Mari Falk
Vom Netzwerk:
Er konnte nicht verstehen, daß Mama und Papa nicht kamen. Die schliefen ganz einfach. Jan glaubte, daß es fast Morgen war, als er endlich einschlief.
    Und als Mama mit dem Frühstückstablett hereinkam, fühlte ersieh so müde, daß er gar keinen Hunger hatte.
    Stina war natürlich quietschfidel.

Warum ist Stina kein Hund?

    Man sollte ihr ein Halsband anlegen und sie an der Leine führen. Genau wie einen Hund. Es war Sonntag. Und es schneite. Mama, Papa, Jan und Stina machten einen Spaziergang.
    Jan kam zum erstenmal wieder nach draußen seit seiner Krankheit. Er war noch etwas wacklig auf den Beinen und hielt sich am Arm seines Vaters fest.
    Stina sprang ausgelassen und fröhlich um sie herum. Mal hüpfte sie voraus, mal tanzte sie hinterher. Einmal lief sie sogar auf die Fahrbahn.
    Mama erschrak furchtbar und schrie laut.
    „Deine Kusine ist noch nie in der Stadt gewesen“, erklärte Papa. „Sie weiß nicht, wie gefährlich Autos sind.“
    „Sie hätte auf dem Land bleiben sollen“, murmelte Jan trotzig.
    „Das ist nicht nett von dir“, tadelte Papa.
    Jan ließ die Hand seines Vaters los und ging zu einem Schaufenster. Er sah aber nichts. Seine Brillengläser waren beschlagen. Jan wurde wütend, weil er seine Tränen nicht zurückhalten konnte.
    Wie hatte er sich darauf gefreut, wieder mit Mama und Papa spazierenzugehen. Stina zerstörte alles! Seine Eltern kümmerten sich nur noch um das kleine Mädchen. Alles drehte sich um sie.
    Stina hopste lachend zu Jan und faßte ihn an der Hand.
    Mama und Papa lachten auch.
    Jan stand nämlich vor einem Damenwäschegeschäft.
    Jetzt erst entdeckte er die albernen Unterröcke und Nachthemden mit Bändern und Spitzen.
    „Ich zeige Stina etwas“, rief Papa und stapfte mit ihr durch den Schnee.
    Mama legte den Arm um die Schultern ihres Jungen.
    Jan rieb seine Nase an ihrem Mantel.
    Die nasse Wolle roch nicht besonders gut. Aber Mama hatte ihr Geburtstagsparfüm aufgetragen. Und das duftete wunderbar nach Flieder.
    Papa zeigte Stina die Schule, die am Ende der Straße lag.
    Es war ein häßliches, großes, graues Gebäude und nach Jans Meinung nicht sehr sehenswert.
    Auf dem Hof spielten einige Jungen Fußball, obwohl heute Sonntag war und obwohl es schneite. Einer von ihnen verfehlte den Ball, und er rollte auf den Gehsteig.
    Jan wollte ihn zurückschießen, aber Stina war schneller.
    Sie hob den schmutzigen Ball auf und preßte ihn gleich gegen ihren kleinen, runden Bauch. Sie wollte ihn um keinen Preis der Welt wiederhergeben.
    Einer der Jungen kam auf sie zu. Es war Martin.
    Mama sagte später, Jan und Martin waren wie Hund und Katze.
    „Wehe, du sagst das Wort“, drohte Jan.
    „Welches Wort?“ wunderte sich Martin.
    „Das mit ,S’ anfängt.“

    Wenn Mama und Papa nicht dabeigewesen wären, hätte Martin von Jan einen Kinnhaken bekommen.
    Warum merkten die anderen nicht, daß Martin der dümmste Junge war, den es gab?
    Und was tat Stina?
    Sie gab Martin den Ball und machte einen so tiefen Knicks, daß sie sich beinahe in den Schneematsch setzte.
    „Jan, ist dir nicht gut?“ fragte Mama besorgt. „Du bist ja ganz grün im Gesicht.“
    Blieb einem da etwas anderes übrig?
    Stina blickte ihn neugierig an. Sie ging zu ihm und faßte ihn wieder an der Hand.
    Jan war wütend und kniff sie, so fest er konnte.
    Stina kniff allerdings zurück. Sie war noch keine sechs Jahre alt. Aber sie hatte schon mehr Kraft als Jan.

    Beim Mittagessen geschah etwas Furchtbares.
    „Es ist wirklich schade, daß Jan seine Verwandten nicht kennt“, sagte Papa. „Sobald wir Weihnachtsabend das Geschäft zugemacht haben, setzen wir uns ins Auto und fahren aufs Land. Wir feiern den Heiligen Abend bei Stina. Das ist etwas ganz anderes als in der Stadt.“
    Davon war Jan überzeugt. Er schaute am Weihnachtsabend immer mit Nalle und den anderen Stofftieren aus dem Fenster. Er wartete sehnsüchtig, bis Mama und Papa aus dem Geschäft kamen und die Straße überquerten. Dann lief er schnell ins andere Zimmer und schaltete die elektrischen Kerzen am Weihnachtsbaum an. Aufgeregt öffnete Jan anschließend die Wohnungstür und sagte feierlich: „Fröhliche Weihnachten!“ Und jetzt...?
    „Jan“, mahnte Mama streng.
    Er war bitter enttäuscht. Vor Wut stieß er sein Glas um. Die Milch floß über die saubere Tischdecke.
    Stina freute sich über Papas Vorschlag und warf vor Vergnügen ihren Löffel in die Suppe. Es spritzte nach allen Seiten.
    „Das wird aber lustig“, jauchzte sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher