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Wer mit Wem - Entscheide Du!

Wer mit Wem - Entscheide Du!

Titel: Wer mit Wem - Entscheide Du!
Autoren: Isabel Varese
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der Küche.
    Ich kann mich nur noch kurz zu Flo umdrehen und „Bis später dann!“ rufen, schon sind wir draußen. Schade, was wäre wohl passiert, wenn sie nicht dazwischengefunkt hätte? Bei der Vorstellung, Flo zu küssen, wird mir ganz warm. Seltsam, ich kenne ihn doch noch gar nicht so lange. Aber trotzdem ist er mir fast schon vertrauter als Jonas. Wie kann das sein?
    Tante Hedwig öffnet einen alten Bauernkleiderschrank auf dem Flur im Eingangsbereich und angelt etwas heraus. „Tadaaaa! Herzlich willkommen in den Bergen!“, ruft sie freudestrahlend und hält mir – ein rosarotes Trachtenkleid mit weißem Blümchenmuster und hellblauer Schürze entgegen.
    Ich starre erst das Kleid an und dann sie. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
    â€žEin Dirndl ist ein Muss, wenn man hier Urlaub macht“, sagt Tante Hedwig. „Und ich weiß, das wird dir prächtig stehen. Gerade diese Farben zu deinen blonden Haaren … Und hier noch eine passende Bluse zum Drunterziehen. Du wirst reizend aussehen und zum Glück hast du ja auch oben rum ein bisschen was“, fügt sie augenzwinkernd hinzu. „Das muss nämlich sein, sonst sieht es nichts aus. Zieh es am besten gleich mal zum Abendessen an. Wenn du willst, mache ich dir auch noch eine passende Frisur – vielleicht geflochtene Zöpfe?“
    â€žÃ„h, ja, mal sehen. Vielen, vielen Dank, Tante Hedwig, das wäre aber doch wirklich nicht nötig gewesen“, stottere ich und bemühe mich um ein dankbares Lächeln. Dabei ist mir nur zum Heulen. Ich werde wie Heidi von der Alm aussehen, total albern. Und neben mir wird meine schnieke Cousine in topmodernen Superklamotten sitzen und sich ins Fäustchen lachen. Warum tut mir meine Tante das an?
    Aber anstatt einfach zu sagen, dass mir das Kleid nicht gefällt und ich mich darin unwohl fühle, halte ich meinen Mund. Das ist wieder mal typisch. Miriam würde sich das nicht bieten lassen. Aber ich bin nicht Miriam, sondern die stets anständige und höfliche Lara, mit der man alles machen kann. Mit dem Kleid unterm Arm trotte ich in mein Zimmer und lasse mich aufs Bett fallen. Meine gute Laune von eben ist verschwunden und ebenso mein Appetit auf den Herzsalat und die Lust, Flo wiederzusehen – zumindest in diesem Aufzug.
    Ich muss mir etwas überlegen. Entweder, ich stelle mich jetzt nicht so an, zieh das Ding durch und zwänge mich eben Tante Hedwig zuliebe in dieses Kleid, oder ich ignoriere ihr Anliegen und ziehe an, was ich will. Ist zwar peinlich, wenn ich ihr erst jetzt sage, dass mir das Dirndl nicht gefällt, aber was soll’s? Schließlich bin ich in zwei Tagen wieder weg.
    Was würdet ihr an meiner Stelle tun?
    Soll ich …
    im Trachtenkleid zum Abendessen erscheinen
    oder
    Tante Hedwig stecken, dass mir das Dirndl nicht gefällt, auch wenn das unhöflich ist?

Ihr habt recht, ich hab einfach keine Ruhe, wenn ich nicht endlich Bescheid weiß, was zu Hause los ist.
    Ich wähle also Miriams Nummer und es dauert keine zwei Klingeltöne, da hat sie schon abgehoben.
    â€žMensch, Lara, warum rufst du denn erst jetzt an?“
    Miriam klingt ungeduldig, fast sogar beleidigt. Und sie nennt mich Lara und nicht Süße – das sagt schon alles.
    â€žTut mir leid, bis jetzt war ständig irgendwas los. Und du, ich hätte es echt nicht für möglich gehalten, aber hier laufen auch ganz schnuckelige Typen rum …“
    Miriam scheint das nicht besonders zu interessieren. Sie legt sofort mit den Neuigkeiten los:
    â€žStell dir vor“, fängt sie an, „als ich mit meiner Mutter in die Stadt gegangen bin, um Schuhe zu kaufen für mein neues Kleid – ich hab dir doch von dem Kleid erzählt, oder? Das rote mit den weißen Sternchen, zu dem ich mir den megasuper Push-up gekauft habe, den mein Vater dann zufällig in meiner Schreibtischschublade entdeckt hat, wie peinlich, und ihn mir dann –“
    â€žMiriaaaaaam“, unterbreche ich den Redefluss meiner Freundin, „jetzt komm endlich zur Sache, du machst mich ganz nervös mit deinem Geplapper. Was oder wen hast du in der Stadt gesehen?“
    â€žAlso“, Miriam holt Luft, „ich habe Jonas und Natalie zusammen entdeckt, in Paolos Eisdiele.“
    So. Das ist es, was ich unbedingt hören wollte. Jetzt ist es raus und ich merke, wie mir leicht übel wird. Meine Stimme ist ganz zittrig, als
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