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Wer mit Hunden schläft - Roman

Wer mit Hunden schläft - Roman

Titel: Wer mit Hunden schläft - Roman
Autoren: Picus-Verlag
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nichts dazu tun muss, wie sie sagte, natürlich nicht entgehen lassen. Da hat dann der Leitenbauer, Tradition hin, Mann im Haus her, den Schwanz ein- oder den Kürzeren ziehen müssen, wie die Mutter immer gesagt hat. Im Inneren hat es natürlich gekocht im Leitenbauer, weil der die Stadtmenschen, die zu nichts nütze sind, die komplett umsonst auf der Welt sind, seiner Meinung nach, immer verabscheute. Über die Städter hat er immer nur geschimpft. Sie ausgespottet, ihre Lebensweise und Art als beschissen und ihren Charakter als grindig bezeichnet. Arschlöcher sind sie, lauter Arschlöcher, hat er gesagt. Dabei hat er natürlich kein einziges Mal einen Städter persönlich kennengelernt bis dahin. Und auf einmal hat er sich selbst diese Leute auf seinen Hof geholt. Ins Haus kommt mir dieses Gesindel aber nicht!, hat er die Leitenbauerin angeschrien. Mir egal, wo das Gesindel haust, ins Haus kommen mir die sicher nicht! Darum hat die Leitenbauerin die Tenne, in der normalerweise das Heu gelagert wurde, von den Leitenbauerbuben, der Dirn und dem Norbert als Unterkunft herrichten lassen. Natürlich auf die billigste Art und Weise und eben so, dass man sich eigentlich hätte schämen müssen dafür. Dafür zahlen sie ja, die Städter, hat die Leitenbauerin gesagt. Dass sie einmal von ihrem hohen Ross herunterkommen. Dass sie einmal ohne ihren Luxus auskommen müssen. Dass sie einmal sehen, wo das Fressen herkommt, das sie im Supermarkt kaufen und im Wirtshaus. Dabei waren die Stadturlauber, die sogenannten Sommerfrischler, immer nett, nie überheblich. Unterhielten sich oft und aufmerksam mit dem Norbert und schimpften ihn nie aus. Waren im Gegensatz zu den Leitenbauerischen immer offen und ehrlich, die hingegen nur das Nötigste mit den Sommerfrischlern redeten. Ihnen so oft wie möglich aus dem Weg gegangen sind und hinter ihren Rücken ständig die Augen verdreht und die Köpfe geschüttelt haben. Auch wenn sie eine ganz normale Frage gestellt haben, wie, wo geht’s denn bitte hier am besten zur Naturfreundehütte, zum Beispiel. Nach so einer Frage hat der Leitenbauer schon aufgeregt den Kopf geschüttelt, hat auf den Boden gerotzt und ist ohne Worte im Saustall verschwunden. Im Juli und August war der Leitenbauer aufgrund des ungebetenen Besuchs, den er hasste, nur nicht sein Geld, das nahm er gern, besonders unausstehlich. Am meisten störte ihn, dass er sich für die Gäste auch ein Haustier anschaffen musste, um die Vorstellungen, die sie vom Leben auf dem Bauernhof hatten, zu erfüllen. Darum holte er sich vom Wagenbauer eine Katze, die das erste Haustier überhaupt auf dem Leitenbauerhof war. Auch die Leitenbauerkinder führten sich während der Sommermonate gänzlich anders auf als das restliche Jahr über. Schlurften sie sonst immer stumm und mit eingezogenen Schultern von der Schule über die Leiten herauf, bewarfen sich mit Steinen und Kuhfladen, spuckten sich gegenseitig an und rissen einander an den Haaren, weil sich die Geschwister untereinander nicht leiden konnten, einer dem anderen alles neidig war, hüpften sie bei Besuch von den Sommerfrischlern fröhlich Hand in Hand über die Wiese und pfiffen und sangen manchmal, dass es dem Norbert richtig schlecht wurde. Fütterten und streichelten die Katze immer vor den Augen der Sommerfrischler, wo sie sie sonst nur verjagten und mit ihren Bergschuhen in den Bauch traten. Ein Theater führten sie auf, die Leitenbauerkinder, ein schlechtes noch dazu, eine Laienbühne quasi, und die Sommerfrischler schauten zu.
    Am Wochenende flüchtete der Leitenbauer vor den Sommerfrischlern. Ging zur Almhütte hinauf, seiner Jagdhütte, wie er sie nannte. Und das, obwohl er überhaupt keinen Jagdschein hatte, weil er die Prüfung nicht bestanden hatte. Wo doch die Jagdprüfung ein jeder Depp irgendwann bestand, wie es die Jäger sogar selbst zugaben. Aber das war ihm egal, weil er auf die Jagdhütte sowieso nur zum Umtrunk mit seinen Saufkumpanen hinaufging, wie er es nannte. Ein so ein schöner Tag zum Wandern heute, hat er gesagt. In voller Adjustierung ist er schon am Samstag aufgebrochen, in aller Herrgottsfrühe quasi, und zur Jagdhütte hinaufgegangen. Mit dem Steirerhut und dem Gamsbart in der silbernen Gamsbarthülse, der knielangen Trachtenlederhose, seiner geliebten Krachledernen, den dicken grünen Wollstutzen, dem graugrünen Walkjanker mit den silbernen Edelweißknöpfen und den zwiegenähten original Goiserern, wie die Schuhe heißen. Am Sonntag, nachdem
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