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»Wer lacht, hat noch Reserven«

»Wer lacht, hat noch Reserven«

Titel: »Wer lacht, hat noch Reserven«
Autoren: Stefan Schultz
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Arschkarte gezogen. Du darfst heute die Drecksarbeit machen.‹«
    Andere versuchen, ihre Belegschaft mit vermeintlich flotten Sprüchen anzuspornen. »Mein Chef sagt immer: ›Wenn man aus schimmligem Brot Penicillin machen kann, dann kann man auch aus dir was machen‹«, berichtet ein Bäckerlehrling aus Bayern.
    Der Azubi eines Autohändlers darf bei der Arbeit offenbar keine Fehler machen. »Neulich habe ich vergessen, ein Preisschild in einen Gebrauchtwagen zu hängen«, schreibt er. Er entschuldigte sich beim Chef. Doch der antwortetenur: »Das ist, wie wenn ein Bahnarbeiter vergisst, die Weiche umzustellen, und 3000 Leute sterben.«
    Dass es in vielen deutschen Unternehmen Defizite in Sachen Mitarbeitermotivation gibt, zeigen nicht nur solche Anekdoten von SPIEGEL - ONLINE – Lesern. Eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Gallup aus dem Jahr 2010 kommt zum selben Ergebnis:
Ihr zufolge erhält nur jeder fünfte Arbeitnehmer für gute Leistungen Anerkennung.
Nur 20   % der Mitarbeiter bekommen Feedback zu ihren persönlichen Fortschritten bei der Arbeit.
Ebenso wenige bekundeten, ihr Vorgesetzter habe sie schon einmal inspiriert, Dinge zu tun, die sie sich zunächst nicht zugetraut hatten.
    Woran liegt das? Ein Erklärungsansatz ist die unzureichende Ausbildung von Führungskräften. »Es wäre ein Euphemismus, würde man unterstellen, dass sich mit der Übernahme einer Führungsrolle ein ›Führungskompetenz-Pfingstwunder‹ ereignet«, stellte die Beratungsfirma Transformation Management 2010 sarkastisch in einer Studie fest.
    Wie gut Manager in den einzelnen Branchen ausgebildet sind, ist statistisch nicht erfasst. Der deutsche Führungskräfteverband ULA weist darauf hin, dass die Ausbildungen und Manager-Trainings stark variieren und schlecht miteinander verglichen werden können. »Allerdings erfordert das Ausüben einer Führungsposition eine spezielle Qualifikation, die nur in gründlichen Schulungen erworben werden kann und kontinuierlich aufgefrischt werden muss«, sagt ULA – Hauptgeschäftsführer Ludger Ramme. Viele Chefs dürften ein solch intensives Training nicht bekommen.

    »Stromberg«-Erfinder Husmann sagt, er kenne eine ganze Reihe von Bossen, die nach ihrer Beförderung einfach einen Ratgeber à la »Führung für Dummys« halb durchgelesen hätten und meinten, sie würden alles wissen. Das sei vergleichbar mit Leuten, die den Volksschulkurs »Italienisch für Anfänger« besuchen. »Die glauben ja auch, sie können eine Sprache in dreißig Tagen lernen, bis sie feststellen, dass sie noch nicht einmal die einfachsten Vokabeln beherrschen.«
    Warum werden solche Leute überhaupt zum Chef befördert? Der Managerberater Rüdiger Klepsch sagt: Weil es oft keine Alternativen gibt. »In vielen Firmen gibt es nur zwei Karrierewege«, sagt er. »Entweder, du wirst Chef. Oder du versauerst auf deinem Posten.« Andere Möglichkeiten, zum Beispiel die Chance, sich als Fachkraft weiterzuentwickeln, gebe es viel zu selten.
    Die Folge: Leute, die lange genug im Betrieb sind, steigen irgendwann zum Chef auf – obwohl sie diesen Job nur bedingt machen wollen. »Für das Unternehmen ist das ein schlechter Deal«, sagt Klepsch. »Es verliert einen Experten und muss fortan mit einer wenig motivierten Führungskraft leben.«
    Diese wird freilich auch ihre Untergebenen nur schlecht motivieren können. Schlimmstenfalls bewirkt ein solcher Rambo-Manager das genaue Gegenteil: Statt Mitarbeiter anzuspornen, verwandelt er sie nach und nach in kleine Teufelchen, die in ihrer Arbeitszeit vieles tun, nur nicht arbeiten. Eher schon lachen sie sich über die seltsamen Kommunikationsversuche des Chefs kaputt.
    SPIEGEL - ONLINE – Leser haben besonders bizarre Motivationssprüche eingeschickt. Nicht selten fragt man sich, was der Chef eigentlich von seinen Mitarbeitern denken muss. Für Außenstehende dagegen haben solche Situationen einen enormen Lach-Faktor, aber auch großes Verwirrungspotenzial.
    Damit Sie bei der Präsentation der folgenden Motivationstechniken überhaupt noch mitkommen, damit Sie immer genau wissen, welche raffinierte Motivationstechnik gerade angewandt wird, haben wir extra einen externen Dolmetscher engagiert. Die folgenden Sprüche kommentiert ein Mann vom Fach, ein Profi. Es ist ein Chef, der nach eigenen Angaben zu den ganz großen Motivations-Gurus zählt. Ein Meistermotivator, der jede erdenkliche Ansporn-Technik kennt.
    Guten Abend, meine Damen und Herren. Ich freu mich wirklich
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