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»Wer lacht, hat noch Reserven«

»Wer lacht, hat noch Reserven«

Titel: »Wer lacht, hat noch Reserven«
Autoren: Stefan Schultz
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Sie können hindurchgehen, in sein Hirn schlüpfen, die Welt durch seine Augen sehen.
    In den folgenden Kapiteln werden Sie genau das tun und sich dabei hoffentlich gut unterhalten fühlen. Sie lesen eine Auswahl der besten und lustigsten Chef-Weisheiten, und Sie erfahren, wie Managerberater, Arbeitspsychologen,Schlagfertigkeitstrainer und Menschen, die selbst Chef sind oder es einmal waren, diese Sprüche deuten. Welche psychologischen und gesellschaftlichen Phänomene sich hinter den Bonmots der Bosse verstecken.
    Abgerundet wird dieses kleine Buch durch einen Selbstverteidigungskurs für chefgeplagte Angestellte. In diesem lernen Sie, Ihren Chef ein Stück weit zu manipulieren. So wie der Puppenspieler Craig Schwartz in »Being John Malkovich«: Der lässt den Schauspieler am Ende des Films wie eine Marionette tanzen.
    Sie stehen jetzt vor der Geheimtür, vor dem Tunnel in den Kopf Ihres Chefs. Blättern Sie um und treten Sie hindurch.

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Der Narziss – Wie Chef sich selbst sieht

Der Narziss
Wie Chef sich selbst sieht
    Ein luftiger Schreibtisch vor einem abstrakten Gemälde, schwarzer Teppich, vor der Fensterfront leuchten die Lichter der Großstadt. Der Chef sitzt im schwarzen Ledersessel und telefoniert. Die Tür steht ein Stück weit offen, gerade weit genug, damit seine Stimme zu den Mitarbeitern hinausdringt.
    »Keine Sorge«, hört man ihn sagen. »Ich schicke meinen besten Mann.« Er rückt sich die Krawatte zurecht. »Ich komme selbst.«
    Er legt auf und geht hinüber zum Konferenztisch. Wenig später erscheinen seine Abteilungsleiter zum Meeting. Der Boss lehnt sich im Sessel zurück und lässt einen längeren Vortrag von Frau Baumann über sich ergehen. Sie redet von irgendwelchen Projekten, von denen er ehrlich gesagt noch nie was gehört hat. Vielleicht hätte er auf den letzten Sitzungen besser aufpassen sollen, doch das Konzentrieren fällt ihm in letzter Zeit zunehmend schwer. Der Chef blickt durch Frau Baumann hindurch ins Unendliche.
    … »Sinnvolle Sache«, sagt sie gerade. »Nur leider wohl nicht im Zeitplan. Eine solch zentrale Entscheidung sollte nicht wegen Stress …«
    »Stress?« Der Chef lehnt sich noch weiter zurück. Erverschränkt die Hände hinter dem Kopf, seine Arme stehen im rechten Winkel von seinem Kopf ab. »Stress ist was für Leistungsschwache.«
    »Ich fürchte, wir reden aneinander vorbei«, sagt Frau Baumann. Es soll versöhnlich klingen. »Das Personal …«
    »Frau Baumann«, unterbricht der Chef. »Wir reden nicht aneinander vorbei. Sie verstehen mich nicht.«
    Millionen von Angestellten müssen sich mit Chefs herumärgern, die glauben, dass es ohnehin nur einen im Laden gibt, dem sie bedingungslos vertrauen können: sich selbst.
    Nicht selten steigert sich dieser Größenwahn mit der Zeit sogar noch. Erst denkt der Chef, er sei allwissend. Dann glaubt er, er sei Superman. Und irgendwann ist er überzeugt: »Ich bin größer als Gott.«
    Woher kommt das? Verdirbt Chefsein den Charakter?
Von Häuptlingen und Rednern
    »Jeder neigt dazu, sich und die eigenen Fähigkeiten ein wenig zu überschätzen«, sagt Dieter Zapf, Leiter der Abteilung Arbeits- und Organisationspsychologie an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Das ist im Grunde auch gut so, zumindest ist es gesund. »Menschen, die sich nicht überschätzen, würde man rasch als depressiv wahrnehmen«, sagt Zapf.
    Bei Führungskräften aber scheint sich das Selbstbild mit der Zeit besonders zu verzerren. Die Organisationspsychologin Viviana Abati hat dieses Phänomen untersucht. In ihrer Diplomarbeit bat sie Führungskräfte, die eigenen Fähigkeiten einzuschätzen. Danach fragte sie Kollegen und Mitarbeiter, welchen Eindruck sie vom Chef haben. DasErgebnis: Chefs sehen sich in wichtigen Punkten deutlich positiver, als sie von Kollegen beurteilt werden.
    Viele der befragten Chefs dachten zum Beispiel, dass sie Kollegen eine starke Wertschätzung entgegenbringen und dass sie sich gut in die Lage ihrer Mitarbeiter hineinversetzen können; sie glaubten, Anteilnahme für die Probleme ihrer Angestellten zu zeigen und ihren Untergebenen viele Freiheiten zu lassen; und sie glaubten, sich Andersdenkenden gegenüber tolerant zu verhalten. In Wahrheit sprachen ihnen nur sehr wenige Kollegen diese Eigenschaften zu.
    Warum klaffen Selbst- und Fremdwahrnehmung bei Chefs oft so weit auseinander? Psychologe Zapf sagt: Weil die Arbeitswelt voller narzisstischer Versuchungen ist. Sie eröffne Personen
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