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Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Titel: Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)
Autoren: Sabine Ludwig
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eine neue Wurzel anklebt? Wir könnten den Baum ja auch ins Wasser stellen wie eine Blume oder …»
    Luzie will später mal Ärztin werden, sie weiß nur noch nicht, ob für Tiere, Menschen oder Bäume.
    «Ich könnte ihn ja auch nassspritzen», überlegte sie. «Gibst du mir deine Wasserpistole?»
    Mein Onkel Piet hatte mir zu Weihnachten eine Wasserpistole geschenkt, die war einfach der Hammer! Sie hatte nicht nur einen Wasserstrahl, sondern gleich fünf, und man konnte damit in alle Richtungen schießen. Ich freute mich jetzt schon auf die erste Wasserschlacht, die Tom und ich uns liefern würden. Aber wenn Luzie die Pistole in die Finger bekam, würde daraus bestimmt nichts werden.
    «Du machst sie doch bloß kaputt», sagte ich. «Und außerdem merkt Mama dann, dass der Baum schon total vertrocknet ist, und schmeißt ihn raus.»
    Luzie legte den Kopf schief. «Und wenn sie merkt, wen du nebenan versteckt hast, schmeißt sie den auch raus!»
    «Luzie! Du hast versprochen, nichts zu verraten.»
    Sie grinste mich frech an. «Nur wenn du mir deine Wasserpistole gibst.»
    «Das ist Erpressung. Wenn du still bist, kriegst du auch meinen Schokoladenweihnachtsmann.»
    «Das ist Erstechung», sagte sie.
    «Wenn schon, dann Bestechung. Also was ist, willst du ihn, ja oder nein?»
    Luzie tat so, als würde sie ganz doll nachdenken, dann schüttelte sie den Kopf. «Nein, ich will lieber die Wasserpistole.»
    «Die kriegst du aber nicht!»
    «Dann sag ich Mama, was du immer drüben bei Frau Moll machst», sagte Luzie und lief in die Küche. «Mama, Mama, Hannes hat …»
    Ich hielt sie gerade noch rechtzeitig am Arm fest. «Halt die Klappe! Du kannst sie haben.»
    Leider enden meine Auseinandersetzungen mit Luzie immer so, sie bekommt jedes Mal das, was sie will. Und sie würde auch noch meinen Weihnachtsmann bekommen, da war ich mir sicher.
    Luzie bespritzte den Weihnachtsbaum von allen Seiten mit Wasser, und ich hab dann die Pfützen aufgewischt. Schließlich wollte ich nicht, dass Mama etwas von Luzies Rettungsaktion mitbekam. Ein vertrockneter Weihnachtsbaum war immer noch besser als gar kein Weihnachtsbaum.
    Dann ging ich zu Papa und Mama in die Küche, um ein bisschen Petersilie für Bubi abzuzweigen.
    Mama steckte mit beiden Händen in der Gans und holte dicke gelbe Klumpen raus. Das sah nicht gerade lecker aus.
    Sie rümpfte die Nase. «Ich hab gleich gesagt, die Gans ist viel zu fett. Wir hätten doch lieber eine Ökogans nehmen sollen.»
    «Achtzig Euro für einen Vogel, von dem wir dann die Hälfte wegschmeißen?», sagte Papa. «Ohne mich. Ich verstehe sowieso nicht, warum wir nicht einfach eine Gänsekeule in den Ofen schieben, das würde doch völlig reichen.»
    «Eine Keule macht noch keine Gans», sagte Mama abfällig.
    Das Telefon klingelte.
    «Gehst du mal ran, Hannes?», sagte Mama. «Ich hab fettige Hände.»
    Diesmal erkannte ich die atemlose Stimme sofort. Frau Moll!
    «Hannes? Denkst du dran, dass du der Phalaenopsis nur abgekochtes Wasser gibst? Und auf keinen Fall darf sie nasse Füße bekommen, hörst du?»
    Ich versprach alles, wobei ich mich im Stillen fragte, was bei einer Pflanze die Füße waren.
    «Wer war’s denn?», wollte Mama wissen.
    «Ach, bloß wieder Frau Moll wegen ihrer Falapopsi oder so ähnlich.»
    Luzie kam in die Küche, meine Wasserpistole wie ein Gewehr über der Schulter.
    «Gib her», sagte ich. Sie gab mir die Pistole sogar ohne Widerrede, denn sie hatte etwas Interessanteres entdeckt. Die Gans nämlich.
    «Fühl ich mich auch so an, wenn ich tot bin?», fragte sie und befühlte ein pickliges Gänsebein. «So kalt und schmierig?»
    «Finger weg, Luzie!», rief Mama. «Die Gans ist nicht schmierig. Oder etwa doch?» Sie strich dem Vieh über den Bauch. «Ist sie vielleicht schon schlecht? Bestimmt war es auf dem Balkon zu warm, Martin. Wir hätten sie in den Kühlschrank stellen sollen.»
    «Wie denn?», sagte Papa und öffnete die Herdklappe. «Der ist doch bis oben voll. Läppische zwei Feiertage, und du kaufst ein, als würden wir zwei Wochen einschneien.»
    «Au ja, einschneien!», rief Luzie. «Der Schnee soll bis zu unserm Balkon hochkommen.»
    Aber Mama interessierte sich nicht die Bohne für Schnee, sie schnüffelte an der Gans. «Womöglich bekommen wir alle eine Salmonellenvergiftung. Für alte Leute wie Tante Traudl ist das sehr gefährlich.»

    «Wäre doch gar nicht schlecht, so eine kleine Vergiftung», sagte Papa und grinste. «Dann kämst du vielleicht
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