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Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Titel: Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)
Autoren: Sabine Ludwig
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Wellensittiche?»
    «Keine Ahnung, eine Allergie gegen Tiere eben. Und außerdem sind Haustiere bei uns verboten.»
    «So einen kleinen Vogel merkt doch keiner», sagte Tom.
    «Unser Hausbesitzer schon. Der würde es sogar merken, wenn ich mir eine Ameise als Haustier anschaffen würde!»
    Herr Dobelmann, unser Vermieter, wohnt ein Stockwerk tiefer, und er hat seine Augen und Ohren wirklich überall. Egal, wie leise Luzie und ich uns die Treppe hochschleichen, er reißt jedes Mal die Tür auf und meckert, wenn wir unsere Schuhe nicht abgetreten haben.

    An der Ecke blieb Tom stehen. Hier musste er linksrum und ich geradeaus.
    «Tja, dann wird das wohl nichts», sagte er. «Schade, jetzt kommt der Vogel zu fremden Leuten. Meine Mutter hat schon eine Anzeige aufgegeben. Tschüs, Hannes.»
    «Tschüs und schöne Ferien», sagte ich.
    «Wenn du es dir noch anders überlegst, melde dich!», rief Tom mir hinterher.
    Ziemlich schlecht gelaunt kam ich zu Hause an, und meine Laune wurde auch nicht besser, als mir oben auf der Treppe unsere Nachbarin Frau Moll mit einem Paar Skier über der Schulter entgegenkam. Anscheinend fuhren alle in den Schnee, nur wir nicht.

    «Hannes, du kommst wie gerufen!», sagte sie. «Ich wollte gerade Herrn Dobelmann meinen Schlüssel geben, damit der meine Pflanzen gießt, wenn ich weg bin, aber ehrlich gesagt möchte ich das nicht so gern.» Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu. «Du kennst ihn ja, neugierig wie ein altes Waschweib, sag ich immer, nachher schnüffelt er bloß in meiner Wohnung rum.»
    Ich verstand nur Bahnhof. Aber wenn Frau Moll spricht, versteht man immer nur Bahnhof, sie ist etwas umständlich. «Verschroben» nennt Papa das.
    «Komm, ich zeig dir alles, du bekommst auch was dafür.» Sie wedelte mit einem Fünf-Euro-Schein vor meiner Nase herum.
    Geld konnte ich gut gebrauchen, ich war nämlich ziemlich pleite, was kurz vor Weihnachten ja nicht gerade günstig ist.
    Frau Moll stellte die Skier ab und schloss ihre Wohnung auf. Ich war noch nie in Frau Molls Wohnung gewesen, und das Erste, was mir auffiel, war der komische Geruch.
    Es roch wie … ja, es roch wie in einem Treibhaus: feucht und grün. Kein Wunder, überall in der Wohnung standen Pflanzen. Große, kleine, mit Blättern, mit Stacheln, manche hatten sogar Blüten.
    «Die Orchidee hier bekommt nur abgekochtes Wasser, bei der Bromelie gießt du von oben in die Blätter, und der Ficus kriegt alle zwei Tage ganz wenig in den Untersetzer und …»
    Frau Moll redete und redete, und ich nickte höflich, dabei hörte ich nicht hin, denn mir kam plötzlich eine Idee – eine geradezu geniale Idee: Jetzt, wo ich den Schlüssel zu Frau Molls Wohnung hatte, konnte ich da nicht den Wellensittich hierherbringen und so lange verstecken, bis ich meine Mutter überredet hatte, ihn zu behalten?
    «Ich komme am 6. Januar zurück», hörte ich Frau Moll sagen. Ich hatte also etwas über zwei Wochen, um Mama zu bearbeiten. Das musste reichen!
    «Hast du alles genau verstanden, Hannes? Hannes!»
    «Na klar, Sie können sich ganz auf mich verlassen, ich werde Ihre Pflanzen hüten wie meinen Augapfel», sagte ich. Dann nahm ich den Schlüssel und die fünf Euro und wünschte Frau Moll einen schönen Urlaub.

    Hoffentlich hatte sich auf die Anzeige von Toms Mutter noch keiner gemeldet! Ich stellte schnell meine Mappe vor unserer Wohnungstür ab, sauste los – und schaffte es gerade noch rechtzeitig.
    «Es war schon eine Frau da, die wollte Bubi für ihre kranke Mutter, damit die eine Ablenkung hat», sagte Tom, als ich völlig außer Puste bei ihm ankam. «Aber es hat sie gestört, dass der Vogel immer hustet.»
    «Hustet?»
    «Mein Opa hat Husten, das kommt vom vielen Rauchen, und Bubi macht immer alles nach, auch das Husten. Klingt echt nicht schön.»
    Mir war egal, ob der Vogel hustete oder nieste oder rülpste. Ich würde ihm schon noch andere Sachen beibringen.
    Bubi saß im Käfig, legte den Kopf schief und sah mich mit seinen dunklen Äuglein neugierig an. So, als ob er prüfen wollte, ob ich auch das richtige Herrchen für ihn bin.

    Ich hatte einen Wellensittich noch nie aus der Nähe gesehen. Bubis Stirn war weiß, sein Hinterkopf hatte schwarz-weiße Wellenlinien, die Nasenlöcher über dem spitzen gelben Schnabel waren dunkelblau umrandet, und er trug eine Art Kragen aus weißen Federn mit schwarzen Tupfen um den Hals, seine Brust war leuchtend blau. Sogar seine Krallen waren blau.
    «Er ist superschön», flüsterte
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