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Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)

Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)

Titel: Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)
Autoren: Meg Cabot
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genauso egal. Echt.
    Weil ich endlich die Wahrheit sagte.
    Und weil sich das unglaublich gut anfühlte.
    »Ich hasse Football«, sagte ich. Es war cool, zu hören, wie meine eigene Stimme – die ausnahmsweise mal die Wahrheit sagte – über die Lautsprecheranlage durch den gesamten Eastport Park schallte. Okay, die Leute waren nicht gerade angetan von dem, was ich sagte, aber ich genoss es, mich selbst die Wahrheit aussprechen zu hören. »Ich finde es zum Kotzen, dass sich in dieser Stadt alles um Football dreht und dass die Quahogs so verehrt werden. Warum eigentlich? Sie retten keine Leben, sie verhalten sich nicht wie moralische Vorbilder, sie jagen bloß einem blöden Ball hinterher. Und dafür werden sie angebetet, als wären sie Götter.«
    Jetzt war es nicht mehr nur Empörung, die mir entgegenschlug, sondern blanke Wut. Lediglich in der Mitte der letzten Zuschauerreihe blieb es auf zwei Plätzen seltsam ruhig. Mr Gatch hatte aufgehört, auf seinem iPad Patience zu spielen, und starrte mich ungläubig an. Tommy, der neben ihm saß, sah mich ebenfalls mit offenem Mund an.
    »Na ja«, sagte ich. »Stimmt doch, oder? Sie wissen alle, wovon ich rede. Die Quahogs kommen hier in unserer Stadt so ungefähr mit allem ungestraft davon und können sich alles leisten. Aber wenn jemand versucht, sich ihnen in den Weg zu stellen und für Gerechtigkeit zu sorgen, wie Tommy Sullivan es vor vier Jahren getan hat – was machen wir dann? Wir jagen ihn aus der Stadt!«
    »Miss Ellison!» Ms Hayes lief auf mich zu und versuchte mir das Mikrofon aus den Fingern zu winden.
    Ich riss die Hand weg.
    »Lassen Sie mich!«, rief ich. Mir fiel auf, dass meine Stimme plötzlich gar nicht mehr cool klang, sondern eher schrill und ein bisschen kratzig. Was vermutlich daran lag, dass ich mich zusammenreißen musste, um meine Tränen zurückzuhalten.
    Aber ansonsten hielt ich nichts zurück. Ganz und gar nicht.
    »Darf man jetzt noch nicht einmal etwas Kritisches über die Quahogs sagen?«, fragte ich die Zuschauer. »Warum eigentlich nicht? Das sind keine Götter. Das sind bloß ganz normale Jungs. Jungs, die Football spielen. Jungs, die Fehler machen.«
    Ich drehte mich zu Seth um, der mich vollkommen fassungslos anstarrte.
    »Seth«, sagte ich mit bebender Stimme. »Es war nicht Tommy Sullivan, der Jakes Leben zerstört hat, sondern Jake selbst. Jake war derjenige, der betrogen hat. Er ließ sich dabei erwischen und hat die Strafe bekommen, die er verdient hat – genau die gleiche Strafe, die jeder von uns bekommen hätte, wenn man uns dabei erwischt hätte, wie wir bei einer Prüfung betrügen. Du musst endlich aufhören, Tommy die Schuld für etwas zu geben, was in Wirklichkeit dein Bruder getan hat. Das Ganze tut mir leid. Es tut mir wirklich leid, Seth. Aber das ist nun mal das, was ich in Wirklichkeit darüber denke. Ich habe es dir nie so gesagt, weil … na ja, wahrscheinlich habe ich es mir selbst gegenüber nie zugegeben, weil es einfacher für mich war, mit dem Strom zu schwimmen. Aber es ist die Wahrheit.«
    Während ich redete, schüttelte Seth die ganze Zeit den Kopf. Als ich fertig war, schüttelte er ihn noch ein letztes Mal und sagte dann: »Wenn das die Wahrheit ist … wenn es das ist, was du wirklich denkst, dann … dann sind wir ab heute geschiedene Leute, Süße.«
    Ich hörte, wie nach Luft geschnappt wurde. Im ersten Moment dachte ich, es wäre das kollektive Luftschnappen der Leute im Publikum, weil es so laut war.
    Doch dann merkte ich, dass es nur Sidney gewesen war.
    »Ich weiß«, sagte ich mit zitternder Stimme zu Seth. »Es tut mir wirklich sehr, sehr leid.«
    Und das meinte ich ehrlich. Es tat mir wirklich leid. Am meisten leid tat mir, dass ich so lange mit ihm zusammen geblieben war, ohne ihn wirklich geliebt zu haben. Dass ich ihn verletzt hatte.
    Allerdings sah Seth nicht so aus, als würde er meine Entschuldigung annehmen. Er stapfte zum anderen Ende der Bühne, wo er dem Publikum den Rücken zudrehte und die Hand an die Stirn presste, als müsste er all seine Kraft zusammennehmen, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Jenna ließ den Arm ihres Vaters los, ging zu Seth und legte ihm tröstend einen Arm um die Schulter, was ich sehr nett von ihr fand. Wenn es überhaupt jemanden gab, dem Seth sich in seiner Not anvertrauen konnte, dann Jenna, die mit Lebensschmerz und Depressionen genug persönliche Erfahrungen hat.
    »Ich glaube, was ich damit sagen will, ist vor allem …« Ich wandte mich wieder
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