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Wer hat Tims Mutter entführt?

Wer hat Tims Mutter entführt?

Titel: Wer hat Tims Mutter entführt?
Autoren: Stefan Wolf
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verweist. Du bist ein Unruhestifter.
Dieser krankhafte Hang zu sogenannten Abenteuern übt einen schlechten Einfluß
aus auf die übrigen Schüler.“
    „Das ist mir noch nicht
aufgefallen“, meinte Tim und stieg auf sein Renngestell.
     
    *
     
    Klößchen schreckte hoch aus dem
Bett und begann sich die Augen zu reiben — als Tim plötzlich vor ihm stand.
    „Heh! Was ist los? Wie kommst
du rein? Du hast doch noch gar nicht ans Fenster geworfen und..."
    „Hängebauch hat mir das Portal
aufgeschlossen.“ Tim grinste, obwohl ihm keineswegs danach zumute war. „Kann
sein, daß ich rausfliege.“
    „Waaaaas?“ Kerzengerade saß
Klößchen im Bett.
    Tim schaltete das Deckenlicht
aus.
    Durch das Südfenster der
kleinen Bude stahl sich ein Mondstrahl herein, schmal wie eine Messerklinge.
    Messerklinge, Messers Schneide,
dachte Tim. Auf dieser sprichwörtlichen steht jetzt mein Schicksal. Verdammtes
Pech! Mußte denn das sein, daß Hängebauch mit seiner Bananenkiste ausgerechnet
vorhin am ,Feuerwasser’ vorbeikurvt? Warum hängt der nicht in der Poofe und
ruht seinen Speckwanst aus?
    Tim knipste die Nachttischlampe
an und setzte sich auf sein Bett.
    „Er hat mich erwischt. Vor der
Disko. Bis dahin war alles prima gelaufen. Weißt du, wem ich diesen Scheiß
verdanke? Adolf Mortius. Dieser Leerbrenner war’s. Aber...“
    Tim erzählte. Klößchen ächzte
anteilnehmend bei jedem Wort. Dann sprang er aus dem Bett, um Schokolade aus
dem Schrank zu holen, landete aber auf seiner lebensgefährlich verletzten Ferse
und fiel aufheulend aufs Bett zurück.
    „Bleib liegen“, meinte Tim,
ging zu Klößchens Schrank, nahm eine Tafel heraus und brachte sie ihm.
    Während Klößchen kauend seine
Nerven beruhigte, ließ Tim den Rest der Geschichte raus.
    „Wenn du von der Schule
fliegst“, sagte Klößchen, „bleibe ich hier auch nicht länger. Gaby und Karl
denken sicherlich genauso. Entweder wir wandern aus nach Neuseeland. Oder wir
finden eine andere Schule, wo’s keinen Hängebauch gibt.“
    „Ich weiß deinen Gemeinsinn zu
schätzen, Willi. Aber es genügt, wenn einen das Pech verfolgt. Deshalb müssen
nicht alle darunter leiden. Hängebauch macht morgen vormittag dem Direktor
Meldung. Wie ich Dr. Freund einschätze, entscheidet er im Handumdrehen. Nämlich
sofort. Entweder ich kann meinen Koffer packen, oder er läßt Gnade walten.“
    „Ich hab’ eine Lösung!“ rief
Klößchen.
    „Was meinst du?“
    „Wenn wir Hängebauch heute
nacht noch erwürgen, bist du gerettet. Tote reden nicht.“
    „Tolle Idee.“ Tim lachte.
    „Na ja, erwürgen ist vielleicht
etwas zuviel. Aber einschüchtern können wir ihn.“
    „Wie stellst du dir das vor?“
    „Ich könnte mich als Gespenst
verkleiden, ihm nachher — so gegen drei Uhr früh — erscheinen und drohend verkünden,
daß er keine ruhige Stunde mehr haben wird, falls er dich verpetzt.“

    „Das kriegst du nicht hin“,
feixte Tim, „mit deiner verletzten Ferse.“
    „Leider wahr. Gräßlich! Ich
glaube, Tim, wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen. Eigentlich stehen deine
Chancen nicht schlecht. Dr. Freund mag dich sehr. Immerhin haben wir — mit dir
als Anführer — schon verdammt tolle Dinger gedreht. Die imponieren dem Direx,
auch wenn er’s offiziell nicht zugeben darf.“
    „Mag sein.“ Tim zog seinen
Schlafanzug an. „Aber der Direx ist an die Hausordnung gebunden und kann
meinetwegen keine Ausnahme machen. Unserer Altersgruppe ist es nun mal
strengstens untersagt, nachts und heimlich das Internatsgelände zu verlassen.
Aber, Willi, jetzt penne ich nichtsdestotrotz. Morgen früh sehen wir weiter.“

4. Vermißt
     
    Trotz verkürzter Nachtruhe
wachte Tim zur üblichen Zeit auf. Er hatte tief geschlafen, aber die Träume
waren der reinste Horror gewesen.
    Klößchen schnarchte und
streckte einen Fuß, den gesunden, unter der Bettdecke hervor.
    Tim stützte sich auf einen
Ellbogen und blickte durchs Fenster in den sonnigen Morgen. Vier Türkentauben
saßen in der Linde, gurrten und flatterten dann ab, in Richtung ‚Paukergrün’,
wo ihnen regelmäßig Körner ausgestreut wurden.
    Tim dachte an Gaby.
    Unvorstellbar, sie nicht mehr —
odernur noch gelegentlich —
zu sehen, falls er hier tatsächlich gehen mußte. Sollte er — im äußersten
Notfall — vielleicht doch mit der Wahrheit rausrücken? Entschuldigte ihn das?
Oder würde man sagen, er hätte sich damit an den EvD wenden und Diebstahl samt
Erpressung anzeigen müssen, statt auf
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